Einkäufe, die nach Hause geliefert werden, liegen im Trend. Die Start-up-Firma Stash verspricht Lieferungen innert zehn Minuten. Mit dem neuen Standort in Oerlikon deckt Stash nun fast ganz Zürich ab – und liebäugelt auch mit Schlieren.
Frische Gipfeli vom Quartierbeck zum Frühstück gefällig? Oder Getränkenachschub und Snacks für die spontane Party am Abend? Oder einfach der Tageseinkauf, für den leider keine Zeit mehr blieb? Der Lieferdienst Stash verspricht Lieferungen innert zehn Minuten. Und er könne dieses Versprechen in den meisten Fällen halten, wenn keine Velopanne dazwischenkomme, sagt Benno Burkhardt im kürzlich eröffneten neuen Standort in Zürich Oerlikon, einem Gewerberaum gleich hinter dem Hallenstadion. Während des Gesprächs ist immer wieder mal ein «Pling» vom Computer zu hören, wenn eine neue Bestellung hereinkommt.
Burkhardt hat die Anfang 2021 lancierte Start-up-Firma mit aufgebaut. Er übte dabei mehrere Funktionen aus: als Miteigentümer, von Juni 2021 bis Ende April als Geschäftsführer und nun weiter als Verwaltungsrat. Es war eine Zeit rasanten Wachstums: Das Unternehmen fasste in Zürich, Basel und Luzern Fuss. Nur in Genf lief es nicht so wie von den Investoren erwünscht – dort wurde der Betrieb inzwischen wieder eingestellt.
In Zürich deckt Stash nun von Altstetten bis ins Seefeld und nach Zürich Nord den Grossteil des Stadtgebiets ab. Die E-Bike-Fahrerinnen und -Fahrer – bei Stash nennt man sie Rider – sind rund um die Verteilzentren in Oerlikon, beim Letzipark, am Limmatplatz, in der Enge und im Seefeld unterwegs. Alle Adressen, die von dort aus mit den 45 Stundenkilometer schnellen E-Bikes innert 6,5 Minuten erreichbar sind, werden beliefert. Spätestens 2,5 Minuten nach Eingang der Onlinebestellung sollen sich die Rider aufs Bike schwingen. Eine Minute ist als Reserve eingeplant, damit es nicht zu hektisch wird.
Auch einen Standort in Schlieren habe man bereits im Auge, sagt Burkhardt. Doch zunächst einmal gelte es, das Geschäft mit der bestehenden Infrastruktur zu festigen.
«Wir rechnen damit, dass wir in Zürich Ende Jahr an ersten Standorten profitabel werden»,
sagt der 50-Jährige. Für die geplanten Expansionen nach Bern, St.Gallen, Winterthur und Lausanne lasse sich Stash nun bis nächstes Jahr Zeit. Doch das Ziel sei klar: «Wir wollen Marktführer in der Schweiz sein», sagt Burkhardt, der ursprünglich aus Bern stammt und in Aarau wohnt.
Pro Standort seien um die 1300 Produkte im Angebot. Nebst Lebensmitteln und Getränken, teils von Herstellern aus der Region, zählen auch Windeln, Abfallsäcke, Rauchwaren, Haushalts- und Hygieneprodukte dazu. Burkhardt zeigt sich zuversichtlich, Experten zu widerlegen, die bezweifeln, dass ein solches Unternehmen mit Lieferservice im Hochlohnland Schweiz profitabel sein könne.
Das Problem sei die letzte Meile und die damit verbundenen hohen Kosten für Kurierlöhne, sagte etwa Ulrich Kaiser, Professor für Entrepreneurship an der Universität Zürich, gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Manche Lieferdienste behelfen sich mit tiefen Löhnen, fehlenden Sozialleistungen oder Arbeit auf Abruf, wie Medien wiederholt berichteten.
Bei Stash sei dies aber nicht der Fall, betont Burkhardt: Das Unternehmen zahle den angestellten Fahrerinnen und Fahrern 25 Franken pro Stunde und halte sich an die Arbeitsbedingungen gemäss geltendem Gesamtarbeitsvertrag. «Wir wollen die besten Rider», so der Start-up-Unternehmer. Schliesslich seien diese nebst der firmeneigenen App in erster Linie zuständig für den Kundenkontakt.
Um das Gespür dafür nicht zu verlieren, gehöre es zur Firmenkultur, dass alle Mitarbeitenden inklusive Management mindestens eine Fahrerschicht pro Monat als Kuriere absolvieren.
Auch in ökologischer Hinsicht setzt sich Stash hohe Ziele: «Wir wollen umweltneutral sein», sagt Burkhardt. Dies bedeute nicht nur CO2-Neutralität, die das Unternehmen durch den Kauf von CO2-Kompensationszertifikaten anpeile, sondern beispielsweise auch das Rezyklieren von Verpackungsmaterial.
Aufgrund der kurzen Lieferzeiten seien zudem aufwendige Kühlverpackungen überflüssig. Temperaturmessungen mit Sensoren hätten ergeben, dass auch in Papiertüten in den Rucksäcken der Rider die Vorgaben der Lebensmittelsicherheit eingehalten würden.
Und um Food-Waste zu vermeiden, dürfe am späteren Abend auch einmal das eine oder andere Produkt nicht mehr erhältlich sein. Was an frischen Produkten wegmüsse, werde nach der Abendessenszeit über die Onlineplattform Too Good To Go vergünstigt angeboten – oder den Ridern bei Bedarf nach Ende ihrer Schicht mit nach Hause gegeben.
Diese sind montags bis donnerstags im Schichtbetrieb zwischen 8 und 23 Uhr, am Freitag bis Mitternacht sowie am Samstag bis 23.45 Uhr unterwegs. Die Liefergebühr beträgt 3.90 Franken, eine Mindestmenge im Warenkorb ist nicht vorgeschrieben.