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Region (LiZ)
Zürich
Am Flughafen Zürich wurde am Montag ein neuartiger Treibstoff vorgestellt, der rekordverdächtig schnell entwickelt wurde.
Die Schweiz fliegt gerne, auch in Zeiten des Klimawandels. Neue Technologien könnten den Flugverkehr aber deutlich umweltfreundlicher machen: Bis zu 80 Prozent weniger CO2-Emissionen verspricht ein erneuerbarer Treibstoff für Flugzeuge. Dieser kam am Montag schweizweit zum ersten Mal zum Einsatz – und wird erstaunlicherweise zu einem Teil aus Speiseöl gewonnen. Über 100000 Tonnen nachhaltiger Flugzeugtreibstoff werden während des WEF für Geschäftsflüge verwendet. Geplant ist, bald eine permanente Versorgung am Flughafen Zürich aufzustellen und diese später auf Linienflüge auszuweiten.
Das Pilotprojekt des Flughafens Zürich soll zeigen, wie Flugzeuge mit dem Treibstoff, sogenanntem Sustainable Aviation Fuel (SAF), betrieben werden könnten. «Das ist ein Meilenstein für den Flugverkehr», sagte Emanuel Fleuti, Leiter Umweltschutz bei der Flughafen Zürich AG. Das Projekt wurde von der Flughafenbetreiberin zusammen mit diversen Partnern wie dem Unternehmen Jet Aviation und dem finnischen Flugzeugtreibstoff- Hersteller Neste innerhalb von drei Monaten in Rekordzeit lanciert und am Montag vorgestellt.
In der Klimadiskussion nimmt der Flugverkehr eine sonderbare Position ein. Wiederholt wurde von den Präsentatoren betont, wie klein der Anteil des Flugverkehrs am totalen CO2-Ausstoss eigentlich ist. Obwohl Flüge regelmässig am Klimapranger stehen, verursacht die Aviatik weltweit lediglich rund vier Prozent des menschenverursachten Treibhauseffekts. Dennoch seien erneuerbare Treibstoffe hoch im Kurs und werden immer mehr von Kunden gefragt. «Es ist eine Frage von Angebot und Nachfrage», sagte Jet-Aviation-Präsident David Paddock.
Das Prinzip von SAF ist simpel: Weil bereits verwendete Speiseöle und tierische Abfälle benutzt werden, reduziert sich der Anteil an fossilen Treibstoffen. Der Kohlenstoff, der ausgestossen wird, stammt also aus der Atmosphäre anstelle von unterirdischen Reserven. Aber nicht nur die CO2-Emissionen werden damit reduziert, sondern es wird auch die Luftqualität verbessert, da auch weniger Aerosole und Sulfur ausgestossen werden. Praktisch daran ist, dass SAF vollständig kompatibel mit üblichen Flugzeugtriebwerken ist.
Gänzlich mit altem Speiseöl fliegen die Maschinen aber trotzdem nicht. Noch wird ein Gemisch mit herkömmlichem Treibstoff hergestellt, SAF kann bis zu 50 Prozent des Gesamtvolumens ausmachen. Der Treibstoff, der am Flughafen Zürich zum Einsatz kommt, bewegt sich bei zwischen 20 und 30 Prozent.
«Es liegt an der Politik, die nötigen Voraussetzungen und Anreize zu schaffen, dass erneuerbare Treibstoffe in der Schweiz verwendet werden können», erklärte Fleuti. Beispielsweise könnten Flugabgaben, die oft in Erwägung gezogen werden, dafür aufgewendet werden, um die Herstellung und Verbreitung von SAF zu fördern.