Zoo Zürich
Neuer Baumkronenweg in der Masoala-Halle eingeweiht

Zum zehnjährigen Jubiläum der Masoala-Halle hat der Zoo einen Baumkronenweg gebaut. Er ermöglicht den Zoobesuchern, die Bewohner des Regenwaldes in den Baumwipfeln auf Augenhöhe zu beobachten.

Michael Rüegg
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Der neue Baumkronenweg in der Masoala Halle im Zoo Zürich.
6 Bilder
Jetzt sind beide Perspektiven möglich, vom Boden und aus der Luft
Ab sofort ist der neue Weg geögffnet
Eines der Highlights aus dem Berichtsjahr: Der Baumkronenweg in der Masoala-Regenwaldhalle.
Inspiration für die Landschaftsarchitekten war ein Insektenkokon
Akrobatische Rodrigues-Flughunde in Aktion

Der neue Baumkronenweg in der Masoala Halle im Zoo Zürich.

Keystone

«Vorsicht», warnt das Schild vor dem Eingang zur Treppe auf den Turm. Ein Aufstieg könne unter Umständen die Gesundheit gefährden. Denn oben, nur wenige Meter unter der riesigen Glaskuppel der Masoala-Halle, können die Temperaturen mitunter extrem sein.

Nicht so am Dienstagvormittag. Angenehme 23 Grad herrschten, als der Zoo Zürich seine neuste Errungenschaft vorstellte: Den Baumkronenweg, ein Geschenk, das er sich und den Besuchern zum zehnjährigen Geburtstag der Masoala-Halle macht. Dass der 18 Meter hohe Turm dereinst gebaut würde, konnten sich die Verantwortlichen beim Zoo Zürich anlässlich der Eröffnung der Halle im Jahr 2003 noch nicht vorstellen. Die 17 000 Pflanzen benötigten ein paar Jahre, um eine stattliche Grösse zu erlangen. Nun ragen viele von ihnen weit in die Höhe. Und den meisten gehe es prächtig, wie Kurator Martin Bauert erklärte.

Der Turm selber gewährt nicht nur eine neue Perspektive auf den rechteckigen Regenwald auf dem Zürichberg. Er bietet auch neue Chancen, den einen oder anderen Waldbewohner zu erblicken. Schon zum dritten Mal sei er nun in der Masoala-Halle, meinte ein junger Mann, aber noch nie zuvor habe er einen Roten Vari entdeckt. Vom neuen Turm aus sind nun gleich zwei zu sehen. Sie liegen aber nicht etwa auf irgendeinem Ast sondern entlang der Wand auf einem Stahlträger. Dort bläst warme Luft rein, das gefällt den Tieren offenbar. Vom spätwinterlichen Schneegestöber wenige Zentimeter von ihrem wohligen Schlafplatz entfernt, nehmen die Tiere keine Notiz.

Sprichwörtlich um die Ohren fliegen den Besuchern in dieser luftigen Höhe die Rodrigues-Flughunde. In den vergangenen zehn Jahren hat sich sowohl das ökologische als auch das ökonomische System Masoala-Halle gut entwickelt. Gebaut worden war die Halle mit Spenden, betrieben werden sollte sie mit Einnahmen. 10 Millionen Menschen haben bisher die Halle besucht. Lemuren, Reptilien, Flughunde und Vögel nennen sie ihren Lebensraum. Nicht wenige von ihnen sind bereits dort geboren, auch ein paar Chamäleons sind nun echte Zürcher - dass sie sich in dieser Umgebung selber fortpflanzen, hat die Wissenschaftler erstaunt. Andere Tiere mussten wieder ausziehen; wie die drolligen Igeltanreks. Sie hatten den bodenbrütenden Vögeln das Leben schwer gemacht. Wieder andere haben ihre Ansiedlung nicht überlebt: Diverse Frösche waren eine zu leichte Beute für Jäger. Und eine Lemurenart fand so viel Futter, dass ihre Vertreter ausserhalb der Halle zur Diät mussten.

Jubiläum: Der Premierminister kommt

Der Baumkronenweg ist zwar bereits offen, offiziell eingeweiht wird er aber erst am 4. April, im Beisein von 200 Gästen aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft. Unter anderem mit dem Premierminister Madagaskars, Jean-Omer Beriziky. In seinem Land profitieren von den Naturschutz- und Entwicklungsprojekten in Zusammenhang mit der Masoala-Halle laut Auskunft des Zoos heute 37 000 Menschen. 2100 Quadratkilometer Regenwald konnten dadurch langfristig geschützt werden. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums findet am 5. April an der ETH ein öffentliches und kostenloses Symposium zum Regenwald in Madagaskar statt. Den 6. und 7. April erklärt der Zoo zu «Madagaskar-Tagen», mit Informationen zu Naturschutzprojekten sowie kulturellen und kulinarischer Einblicke in den afrikanischen Inselstaat. (mir).

Der Zoo darf die Masoala-Halle guten Gewissens als Erfolg werten. Seit dem Jahr 1995 flossen 3,34 Millionen Franken in Naturschutz- und Entwicklungsprojekte in Madagaskar, ein grosser Teil in die Region Masoala, wo die Fauna und Flora in der Halle ihren Ursprung hat. Hunderte Schweizer sind seither in die Region gereist. Das Zürcher Projekt trägt unter anderem zum Betrieb von Schulen bei, bekämpft den illegalen Abschlag von Tropenhölzern, propagiert einen schonenden aber ertragreichen Anbau von Reis und will die Kultivierung von Kakaobäumen vorantreiben. Die Halle mag in Zürich stehen, ihre Wirkung entfaltet sie auch auf der Südhalbkugel.