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Region (LiZ)
Zürich
Kündigung Überraschender zweiter Abgang bei der kantonalen Fachstelle für Gleichstellung: Der für Männerfragen zuständige Edgar Frey hat gekündigt. Die Stelle übernimmt ein junges, gemischtes Duo.
Als die kantonale Fachstelle für Gleichstellung letztes Jahr den Job des Männerbeauftragten kreierte und ihn mit dem prominenten Markus Theunert besetzte, schaute die halbe Welt hin. Und als er nach vier Wochen den Bettel wieder hinschmiss, ebenfalls.
Weil ihr so viel öffentliche Aufmerksamkeit missfiel, schliffen die Verantwortlichen der Fachstelle zunächst das Profil der Stelle gehörig ab – und besetzten sie mit einem Unbekannten: Edgar Frey, ehemaliger Lehrer und Personalleiter sowie Vater zweier Kinder. Der 48-Jährige durfte aber nicht mehr als Männerbeauftragter auftreten, sondern als gewöhnlicher Projektleiter im Bereich Gleichstellung – zuständig auch für Männerfragen.
Seit März dieses Jahres ist Frey in dieser Funktion tätig. Gehört hat man von ihm in der Öffentlichkeit so gut wie nichts. Jetzt hat auch er seinen Job wieder gekündigt, wie Helena Trachsel, Leiterin der Fachstelle, auf Anfrage bestätigt. Im Oktober tritt er ab.
Frey ziehe es in sein früheres berufliches Umfeld als Personalleiter zurück, sagt Trachsel. Mutmassungen, Differenzen mit dem Team oder mit der Leiterin könnten zur Trennung geführt haben, stellt sie energisch in Abrede. Sie schätze Frey und seine Arbeit sehr. Daher bedauere sie seinen Entschluss.
Ersatz: Junger Teilzeitmann
Laut Trachsel ändert sich mit Freys Weggang das Stellenprofil des einstigen Männerbeauftragten nicht. Allerdings wird die Stelle nicht mehr mit einem Mann besetzt, sondern auf eine Frau und einen Mann aufgeteilt: Evéline Huber (30) und Yannick Staubli (22). Die beiden sind bereits auf der Fachstelle tätig.
Huber als Praktikantin und Staubli als Projektmitarbeiter. Staubli soll sich schwerpunktmässig um die Belange von Buben, Männern und Vätern kümmern, Huber um berufliche Fragen rund um Geschlechterrollen. Ab 2014 soll das gemischte Duo die neue Funktion übernehmen. «Die Stelle wird nicht ausgeschrieben, weil wir zwei junge Talente haben, die diese Arbeit weiterführen wollen», begründet Trachsel das Vorgehen.
Sie sieht kein Problem darin, dass für die spezifischen Männerfragen neu nur noch ein Mann im Teilzeitpensum zuständig sein wird, der wenig Berufs- und Lebenserfahrung mitbringt.
Der Unterschied zum ersten Männerbeauftragten sticht allerdings ins Auge. Der bei seinem Stellenantritt 39-jährige Theunert war ein profilierter, wenn auch umstrittener Männervertreter. Er war Präsident des Vereins männer.ch, gründete die «Männerzeitung» und war Mitinitiant des Schweizer Vätertags. Er provozierte Empörung mit seinem Vorschlag, Jugendliche sollten den Umgang mit Pornos im geschützten Rahmen lernen können. Zuletzt stellte ihn die Fachstelle vor die Wahl, entweder das Vereinspräsidium oder den Job abzugeben. Theunert entschied sich für Letzteres.
Nachfolger Frey wirkt wie das Gegenteil von Theunert. Sein Umfeld beschreibt ihn als stillen Menschen, der den Umgang mit Medien meidet.
Frey war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Laut Trachsel hat Frey die Absicht, eine Pause einzulegen, bevor er wieder eine neue Stelle antritt. Zuletzt war Frey Leiter der Personalabteilung des Industriebetriebs Festo und damit Chef von 130 Leuten. Er ist auch ausgebildeter Tänzer.