Das Zürcher Publikum trotzte dem Regen und unterstütze die Geher des 20km-Rennens lautstark. Der Spanier Angel Lopez ging als Sieger hervor.
«Come on, focus!», «vamos, vamos!», «vai, vai!», ertönt es entlang des Zürcher Limmatquais. Mit schmerzverzehrten Gesichtern nehmen die Athleten des 20-km-Gehen-Rennens die letzte der insgesamt 20 Runden in Angriff. Das Zürcher Publikum feuert die Geher mit Kuhglocken, Rätschen und Stadionhupen lautstark an — dass der Regen auf die Köpfe niederprasselt, scheint hier niemandem was auszumachen. In die Landesflaggen gehüllt, mit bunten Regenschirmen bestückt und mit dem richtigen Schuhwerk gilt die volle Aufmerksamkeit den Sportlern.
Ein Quartett liegt an der Spitze und schlägt auf dem letzten Kilometer ein hohes Tempo ein. Am Wendepunkt beim Rathaus mobilisieren sie zum letzten Mal die Kräfte. Mit jedem Schritt, den sie gehen, wird es lauter. Nur wenige Meter vor dem Zielbogen beim Restaurant Terrasse zieht der Spanier Miguel Angel Lopez am Russen Alexander Iwanow vorbei — und wird mit einer Sekunde Vorsprung Europameister.
Die spanischen Fans sind aus dem Häuschen, Lopez hüllt sich in die rotgelbe Landesflagge und lässt sich vom Publikum feiern. Nach und nach treffen die Geher am Limmatquai ein. Manche sacken hinter der Ziellinie ein, manche lassen sich von ihren Trainern und Angehörigen umarmen. Einige Athleten jubeln herzhaft, andere können vor Enttäuschung ihre Tränen kaum mehr zurückhalten. Knapp zwölf Minuten hinter dem spanischen Sieger trifft auch der letzte der insgesamt 34 gestarteten Athleten ein. Ein warmer Applaus ist ihm an diesem Morgen gebührt.
Seit Stunden auf den Beinen
Kaum ist er im Ziel, geht es Ruck-Zuck: Zivilschützer trennen die Absperrbänder durch, entfernen die Werbeplakate und die Schräggitter vom Strassenrand. Kaum zu glauben, dass hier vor wenigen Minuten die besten Geher Europas um den Sieg gekämpft haben. Mitten in den Aufräumarbeiten gibt der Abteilungsleiter «Start und Ziel» des Zivilschutzes Weinland Anweisungen. Seit halb fünf Uhr in der Früh ist der 24-Jährige auf den Beinen. Mithilfe seiner Gruppe und weiteren «Zivi»-Sektionen hat er die 1 Kilometer lange Strecke mit der nötigen Infrastruktur ausgerüstet.
«Während des Rennens haben wir die Durchgänge gesichert», sagt er. Alles in allem ist der Abteilungsleiter zufrieden: «Die Leichtathleten sind ein friedliches Volk.» Obwohl er hauptsächlich mit dem Auf- und Abbau beschäftigt ist, hat der Weinländer das Rennen verfolgen können. Gepackt habe es ihn aber nicht. «Aber es gibt genug andere, die sich dafür interessieren», sagt der «Zivi». Während am Limmatquai langsam wieder Normalität einkehrt, machen sich die drei Schnellsten im Hintergrund mit einem Blumenbouquet davon.