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Region (LiZ)
Zürich
Nach der Zugskollision in Rafz vom Freitag wird Kritik an den SBB laut. Laut Hubert Giger, Präsident des Verbandes Schweizer Lokführer (VSLF), könnte eine Signalverwechslung eine mögliche Unfallursache sein.
Der seitliche Zusammenstoss könnte auf einen fatalen Fehler zurückzuführen sein. Hubert Giger, der Präsident des Verbands Schweizer Lokführer (VSLF), hält eine Signalverwechslung für nicht ausgeschlossen, wie er der "NZZ am Sonntag" sagt. "Es ist denkbar, dass der Lokomotivführer und der Aspirant im S-Bahn-Führerstand auf die falsche Seite des Gleises geschaut haben, wo das Signal auf Grün stand; das für sie gültige Signal war jedoch vermutlich rot."
In Rafz sei die Situation auch deshalb speziell, weil das massgebende Ausfahrsignal rechts und nicht wie andernorts links stehe, sagt Giger. Weil das Zugbeeinflussungssystem eine Lücke hat und bei einem Wechsel der Fahrtrichtung erst beim Passieren des ersten Signals aktiv wird – das ist in Rafz für die S-Bahn der Fall –, hätte das rote Signal tatsächlich überfahren werden können, ohne dass das Sicherungssystem den Zug automatisch vor dem Signal gebremst hätte.
Der VSLF fordert nun von den SBB als Folge des Unfalls von Rafz eine neue Sicherheitsvorschrift: Nach einem Wechsel der Fahrtrichtung soll von der Abfahrt bis zum Passieren des ersten Signals eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Kilometern pro Stunde festgesetzt werden. "Ohne teure Installationen kann diese einheitliche, überall anwendbare Regel die Sicherheit deutlich erhöhen", betont Giger.
Am Freitagmorgen in Rafz waren zwei Züge seitlich zusammengestossen. Fünf Wagen des Interregio-Zuges entgleisten, zwei Wagen befanden sich in Schräglage. Beim Unglück vom Freitag wurde ein Lokomotivführer schwer verletzt, sechs Personen zogen sich leichte Blessuren zu. In beiden Zügen befanden sich je ein Ausbildungs-Lokomotivführer und ein Lernender im Führerstand.
Gegenüber der „Schweiz am Sonntag“ sagt Huber zudem, dass der Bahnhof Rafz seit seinem Umbau im Jahr 2011 unübersichtlicher geworden sei. Dazu trage auch bei, dass ein einzelnes Signal am Ende des Bahnhofes rechts der Gleise stehe statt wie üblich links der Gleise. Solche Situationen könnten zur Verwirrung beitragen. „Leider baut SBB Infrastruktur Signale aus Kostengründen immer häufiger rechts“, sagt Giger dem Blatt.
Dies ist teilweise günstiger, weil etwa keine Kabelbrücken gebaut werden müssen. „Wir plädieren für eine einheitliche Handhabung, da Verwechslungen durch das rechtsseitige Aufstellen begünstigt werden, was fatale Folgen haben kann“, wird Giger zitiert.
Mit dieser Forderung wurde der VSLF bereits 2012 bei den SBB vorstellig. Wie die „Schweiz am Sonntag“ weiter schreibt, seien Systeme, die den Unfall verhindern hätten können, im Bahnhof Rafz wohl nicht vorhanden.
Sogenannte Abfahr-Verhinderungs-Balisen würden in Bahnhöfen gebaut, in denen Züge regelmässig wenden, was in Rafz nicht der Fall ist. Sie sorgen dafür, dass Züge auch nach einem Wendemanöver vom Zugssicherungs-System kontrolliert werden, was bei der Kollision vom Freitag ein Problem gewesen sein könnte.