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Überlieferte Sagen aus dem heutigen Kreis 3 sind mit Personen und realen Orten verknüpft und erwecken damit einen gewissen Wahrheitsgehalt.
Der Alemanne Wiedo liess sich mit seiner Sippe – den Wiedingen – im ersten Jahrhundert nach Christus auf dem Bühlhügel im heutigen Alt-Wiedikon nieder. Er verlieh dem Zürcher Quartier den heutigen Namen. Die Höfe der Wiedinge wurden 889 in einer Urkunde mit der Bezeichnung «Vviedinc hova» erstmals erwähnt.
Erst 1259 wird Wiedikon das nächste Mal urkundlich erwähnt, und zwar als «königlicher Reichshof». Aus diesem Grund führt die damals eigenständige Gemeinde den Reichsapfel im Wappen, was aber erst 1647 belegt wurde. Im 16. Jahrhundert erwarb die nahegelegene Stadt Zürich die Vogteirechte über Wiedikon. So kam es, dass das heutige Quartier, seine erste Kirche erst im 18. Jahrhundert bekam: Das Bethaus an der Schlossgasse.
Aus diesen Zeiten stammen auch sagenhafte Legenden von unterschiedlichen Orten der damals kleinen Gemeinde. Es handelt sich um überlieferte Erzählungen, die die Realität mit Fantasie erweitern, aber mit der Verknüpfung von Personen- und Ortsangaben zumindest einen gewissen Wahrheitsgehalt erwecken.
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Die sagenhafte Reise durch eine längst vergangene Zeit Wiedikons startet am Friesenberg. Dort wohnte vor 1800 ein altes Männlein namens Rosenberger. Dieses trug immer einen über seinen Rücken gehängten Reissack. Am liebsten streifte er über Wiesen – so die Legende.
Stellte man Rosenberger bei einem Zusammentreffen eine Frage, so gab er stets die gleiche Antwort: «He he he he, hi hi hi hi.» Oft musste das Gegenüber dann selber Lachen. Lange nach dem Ableben des Mannes, erzählte man sich in Wiedikon, er wandere noch immer mit seinem Reissack auf dem Rücken über die Wiesen und lache.
Auch das benachbarte Heuried hat seine Dorfsagen. Über diese Wiediker Ecke, weiss der Chronist des Quartiers, folgendes zu berichten. In «schwülen Sommernächten» begab sich ein Haufen Abergläubiger auf die Höhen des sogenannten «unteren Wyls». Nur die Mutigen darunter wagten sich bis an den Rand des «Heuriets» – der Überlieferung nach handelte es sich um eine Lehmgrube.
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Über seltene Leuchterscheinungen, die besonders nachts in Sümpfen und Mooren beobachtet werden können, heisst es weiter: «Sobald Irrlichter sichtbar wurden, bezeichnete man sie mit den Namen der jüngst verstorbenen Gemeindeglieder, als seien sie bestimmt, umherzuirren, wie Geister, welche die Ruhe nicht finden können.» Wurde aber ein «Irrlicht» durch einen Windstoss in Richtung der Beobachter auf den Hügel getrieben, so rannten diese voll Furcht ins Dorf zurück.
Die nächste Verschnaufpause wird am Goldbrunnenplatz eingelegt. Über den heutigen Verkehrsknotenpunkt der Tramlinien 9 und 14, sowie diversen Buslinien, sind sogar zwei Legenden bekannt. Angeblich soll es auf dem besagten Platz einen Brunnen oder eine Quelle gegeben haben, von dem Gold geschöpft werden konnte. Dies war aber nur armen Frauen bei Vollmond gestattet. Wer aber trotzdem Gold schöpfte, wurde von einem bösen Geist in den Schacht gerissen.
Die zweite Legende aber besagt, dass der Name des Platzes von der auf der Goldbrunnegg um das Jahr 1200 erbauten Burg und heutigen Ruine Friesenburg stammt. Und wie es in der Überlieferung heisst, habe man am heutigen Goldbrunnenplatz damals gelblichen Kalkstein gefunden. Zudem habe damals noch ein Sodbrunnen bei der Einmündung der Zentralstrasse in die Birmensdorferstrasse gestanden, was den letzten Wortteil des Platznamens erklären könnte.
Böse Geister gab es jedoch nicht nur am Goldbrunnenplatz. Auch beim heute noch existierenden Bethaus an der Schlossgasse soll es Geister gegeben haben. Von hier nämlich stammt die Legende «des Teufels Schatten», die besagt: Wer in einer Mondscheinnacht zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens der Kirchhofmauer des Bethauses entlang lief, konnte zu seinem eigenen Schatten einen zweiten gleichlangen Schatten neben sich hergehen sehen. Dies war der Schatten des Bösen. Gebannt werden konnte er, indem man vor dem Fussweg ein Stück weiches Brot in die Tasche steckte.
Die letzte Legende aus dem alten Wiedikon soll sich in der Steinstrasse unweit der Schlossgasse zugetragen haben. Um 1850 stand in dieser Strasse noch eine Scheune, die im Volksmund das «rote Schürli» hiess. Das freistehende Gebäude wurde über einige Jahre von der Bevölkerung als Lagerhaus benutzt. Über die unbewohnte Scheune erzählte man, dass es darin polterte, ächzte und stöhnte. Im Garten vor dem Haus aber wuchsen schöne Veilchen, die die Mädchen des Quartiers pflückten. Und wie aus dem Nichts fing auch ein Pferdefuss an Pflänzchen zu pflücken. Beobachter bezeugen, dass der Teufel selbst die hölzerne Treppe auf der Rückseite der Scheune, die zum Heuboden hoch führte, heruntergestiegen kam.