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Region (LiZ)
Zürich
Im Rahmen eines EU-Projektes versucht Zürich, einzelne Wohngebiete anhand von Kinderwünschen aufzuwerten. Das Projekt steht ganz im Zeichen der Metamorphose.
Vom Ei, zur Raupe, zum Schmetterling: Den Vorgang der Verwandlung nennt man auch Metamorphose. Diesem Thema widmet sich nun ein Projekt des achten Rahmenprogramms der EU für Forschung und Innovation (genannt Horizon 2020).
Unter dem Namen Metamorphosis sollen bis im Frühling 2020 Massnahmen entwickelt werden, um Quartiere in Städten aufzuwerten, sodass sie kinderfreundlicher sind, eine stadtgerechtere Mobilität ermöglichen und Nachbarbeziehungen stärken.
Neben München, Graz, Meran, Alba Iulia, Tilburg und Southampton ist auch Zürich Teil dieses Projekts. Zudem unterstützen drei Universitäten sowie drei Fachbüros die Umgestaltung der Wohnquartiere. Alle zwei Monate tauschen sich die Städte über ihre Erfahrungen aus.
Kommenden Sommer wird Zürich die Partnerstädte für einen Workshop empfangen. Darüber hinaus stehen aber die Kinder und ihre Ansichten im Mittelpunkt, wie die Stadt Zürich in einer Mitteilung schreibt: «Diese wissen am besten, was kinderfreundlich bedeutet.»
In Zürich wird das EU-Projekt im Quartier Grünau im Kreis 10 und im Riesbach-Quartier im Kreis 8 seit diesem Frühling umgesetzt. Das Projekt leitet das Beratungsbüro Synergo Mobilität – Politik – Raum und wird vom Tiefbauamt der Stadt Zürich unterstützt. Finanziert wird das Ganze vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation.
Laut dem Tiefbauamt der Stadt Zürich hat der Kinderfokus einen ganz bestimmten Grund: «Das Projekt Metamorphosis geht davon aus, dass sich ein qualitätsvolles und nachhaltiges Quartier vor allem durch die Anzahl Kinder im öffentlichen Raum auszeichnet», sagt Tiefbauamt-Sprecherin Evelyne Richiger. Mit einer kinderfreundlichen Quartiergestaltung soll die Lebensqualität in den beiden erwähnten Wohnquartieren gesteigert werden.
Seit der Lancierung von «Metamorphosis» im Frühling diesen Jahres ist in den beiden Zürcher Quartieren einiges passiert. So haben einzelne Kinder aus den Quartieren Grünau und Riesbach je eine «Quartier-Schatzkarte» entwickelt.
Ausgewählt haben die Kinder jeweils ihre Lieblingsorte im Quartier und mit einem kleinen, versteckten Detail vor Ort dann auf der Karte bebildert. Wenn man die Strecke abläuft und das zugehörige Bild erkennt, erhält man am Ende ein Lösungswort.
Im Quartier Riesbach hat sich eine Klasse des Schulhauses Kartaus in ihrer Projektwoche unter anderem mit dem Thema «Platzbedarf für den motorisierten Individualverkehr» auseinandergesetzt. In diesem Zusammenhang haben sie einen Parkplatz temporär umgestaltet. Aus Recyclingmaterial haben sie eine Bar gebaut und dort an einem Nachmittag Eltern und Lehrpersonen bewirtet.
Die erste Projektphase wurde mit zwei Strassenfesten Ende September abgeschlossen. An diesen Festlichkeiten wurden Gartenmöbel aus Paletten gebaut und ein temporäres Strassencafé wurde eingerichtet. Zudem konnten die Besucherinnen und Besucher ihre eigenen Blumensträusse aus den zur Verfügung gestellten Blumentöpfen zusammenstellen.
Vor den Sommerferien haben Kinder aus der Grünau und Riesbach zudem ihre Quartiere einer Analyse unterzogen und Orte identifiziert, die aus ihrer Sicht nicht kinderfreundlich sind.
Für diese Orte haben sie Verbesserungsvorschläge entwickelt und dem zuständigen Tiefbauamt-Vorsteher Richard Wolff präsentiert und mit ihm diskutiert.
Aufgrund der Quartieranalyse der Kinder werden im Quartier Riesbach im kommenden Frühling eine Fussgängerunterführung, die auf dem Schulweg liegt, bemalt sowie eine Begegnungszone geschaffen. Die Piazza Pop-up, die im Hinblick auf das Quartierfest entstand, soll beibehalten werden.
In der Grünau steht im kommenden Jahr die Aufwertung eines oder mehrerer Stadträume im Fokus. Wie das im Detail aussehen soll, ist laut Evelyne Richiger derzeit noch offen und wird mit den Quartieren zusammen entwickelt. Zudem soll die Veloführung im Quartier wie auch die Geschwindigkeit für den motorisierten Individualverkehr überprüft werden.
Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt Zürich sollen in Handlungsempfehlungen zuhanden Gemeinden, Quartieren, Liegenschaftenverwaltungen, Immobilienbesitzer oder Schulen überführt werden. So ist beispielsweise die Erweiterung des Beratungsangebots «Impuls Mobilität» um das Thema kinderfreundliche Mobilität geplant.
Die Handlungsempfehlungen werden basierend auf der Evaluation der Massnahmen erarbeitet. Diese liegen voraussichtlich Anfang 2020 vor.