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Region (LiZ)
Zürich
Die Zürcher Studentenverbindung Glanzenburger will bis Oktober 75 Verbindungsmitglieder und Interessierte motivieren, sich einen Organspendeausweis zuzulegen.
Das Klischee, dass in Studentenverbindungen lediglich Bier getrunken wird, trifft zumindest auf die Zürcher Verbindung Glanzenburger nicht zu. Vor rund einem Monat haben die Studenten verbindungsintern einen Aufruf zum Ausfüllen eines Organspendeausweises gestartet. Wie sich zeigt, stösst er auf Resonanz: «Bereits 43 Personen haben uns Bilder ihres Ausweises zugestellt. Davon sind etwa 35 Verbindungsmitglieder», sagt Martin Fussen, Mitinitiant der Aktion «Leberspende».
Beim Aufruf kokettieren die Köpfe hinter der Aktion bewusst mit dem expliziten Vorsatz, Lebern spenden zu wollen: «Trotz unserem Bierkonsum sind die Lebern in gutem Zustand und können dereinst Leben retten», sagt Fussen.
Bei den 75 Spendeausweisen soll es aber nicht bleiben: «Wir wollen Menschen dazu motivieren, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen.» Deshalb will die Studentenverbindung nun auch in den sozialen Medien und der schweizweiten Verbindungslandschaft auf ihre Aktion aufmerksam machen.
Es ist laut Fussen nicht die erste wohltätige Aktion, die die Glanzenburger-Verbindung anstösst. «Wir waren schon in Altersheimen zum Jassen oder haben kleinere Sammelaktionen durchgeführt», so Fussen. Dass sie dieses Mal bewusst provokanter vorgehen und gar mit einer Medienmitteilung für Aufmerksamkeit sorgen wollen, hat Gründe: «Die Organspende ist gesellschaftlich relevant. Wir wollen mit dieser Aktion bewusst machen, wie schnell und einfach ein solcher Ausweis erstellt werden kann.»
Deshalb hat die Studentenverbindung auch die Website Leberspende.ch ins Leben gerufen. Dort finden Interessierte einen Link, der sie zu den Organspendeinformationen von Swisstransplant führt, der nationalen Stiftung für Organspende und Transplantation.
Die Stiftung weiss von der Studentenaktion. So hat die Organisation die Studenten mit Informationsmaterial und Ausweisen unterstützt. Franz Immer, CEO von Swisstransplant, wertet die unkonventionelle Aktion als positiv: «Wir begrüssen jede Form, die das Thema publik macht, und den Entscheid, einen Organspenderausweis zu erstellen, fördert.» Solche Aktionen sind laut dem Arzt sehr wichtig, da sie zur Aufklärung beitragen: «Bei zwei Dritteln der Verstorbenen wissen die Angehörigen nicht, was der Wunsch des Verstorbenen bezüglich Organ- und Gewebespende war. Wenn sie ohne Rücksprachemöglichkeit einen Entscheid treffen müssen, ist das schwierig.»
Wie wichtig gespendete Organe sind, zeigen aktuelle Zahlen von Swiss Transplant. Insgesamt 1416 Patienten befinden sich auf Wartelisten für ein oder gar mehrere Organe. Swiss Transplant verzeichnet für das zweite Quartal 2018 insgesamt drei Spender weniger als im letzten Quartal. Das Spenderaufkommen bewege sich aber in der gleichen Grössenordnung wie im letzten Jahr, schreibt die Organisation in ihrem Bericht. Insgesamt wurden schweizweit 100 Spender bis Ende Juli gezählt. Die Zahl der transplantierten Organe im zweiten Quartal 2018 ist im Vergleich zur Vorperiode leicht angestiegen. So wurden 125 Organe an Personen auf der Warteliste transplantiert. Auch diese Zahl ist mehr oder weniger konstant.
Weil Ausweise nur sehr selten gefunden werden – so hatten 2017 weniger als fünf Prozent der Organspender einen Spenderausweis –, lanciert Swisstransplant im Oktober ein elektronisches Register. Alle in der Schweiz wohnhaften Personen können auf einer Datenbank festhalten, ob sie ihre Organe und Gewebe nach dem Tod für Transplantationen oder für die medizinische Forschung zur Verfügung stellen wollen oder nicht. «Das Register wird die Suche nach passenden Organen vereinfachen, und Betroffenen kann so hoffentlich rechtzeitig geholfen werden», sagt Immer.