Zürich
Filmförderung erhält mehr Geld

Stadtpräsidentin Corine Mauch und ihr Kulturdirektor legen ihre Pläne vor.

Matthias Scharrer
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Der Kunsthaus-Erweiterungsbau soll bis 2020 entstehen
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Filmförderung
Cabaret-Voltaire-Direktor Adrian Nobs erhält mehr städtische Mittel.
Das Theater Hora erhält künftig wiederkehrende städtische Beiträge.

Der Kunsthaus-Erweiterungsbau soll bis 2020 entstehen

Limmattaler Zeitung

Zürich wächst: Gemäss aktuellem Szenario steigt die Bevölkerungszahl bis 2025 von derzeit 400 000 auf 450 000 Einwohner an. Überdurchschnittlich stark dürfte das Wachstum bei den 15- bis 19-Jährigen und bei der ausländischen Bevölkerung der Stadt sein, sagte Zürichs Kulturdirektor Peter Haerle gestern bei der Präsentation des Kulturleitbilds für die nächsten vier Jahre. Der Trend zu einer jüngeren, multikulturelleren Stadt müsse sich auch in der Kultur auswirken.

Zürichs Kulturministerin und Stadtpräsidentin Corine Mauch und Kulturdirektor Haerle wollen daher in den nächsten Jahren vermehrt Akzente in der freien Szene setzen. In diesem Bereich wachsen denn auch die städtischen Fördermittel prozentual am stärksten an, nämlich um 28,8 Prozent bis 2019. Die langfristigen Subventionen für die grossen Kulturhäuser nehmen laut Leitbild im gleichen Zeitraum um 3,3 Prozent zu. Allerdings machen sie mit rund 80 Millionen Franken weiterhin den Löwenanteil der städtischen Kulturausgaben aus. Diese wachsen von derzeit 102,4 auf 108,2 Millionen Franken im Jahr 2019 an. Ihr Anteil am gesamten Budget der Stadt liegt zwischen 1,2 und 1,4 Prozent.

Mit gezielten Akzentverschiebungen, über die vielfach noch das Stadtparlament entscheiden muss, will der Stadtrat neben und in den grossen Kulturhäusern nun Projekte fördern, die ein breiteres, vielfältigeres Publikum ansprechen oder zum Mitmachen einladen. So soll das Theater Hora, in dem Menschen mit einer geistigen Behinderung auf der Bühne stehen, künftig wiederkehrende Betriebsbeiträge erhalten und räumlich in die Rote Fabrik integriert werden.

Auch das geplante junge Literaturlabor soll seinen Betrieb aufnehmen, ebenso das neu lancierte Literaturmuseum Strauhof im September 2016. Und das Festival «Zürich tanzt» will Haerle nach dem «erfolgreichen Probebetrieb» fortsetzen. Ferner werden die städtischen Kredite für Jazz, Rock und Pop um 100 000 Franken und für die freie Theaterszene um 200 000 Franken pro Jahr aufgestockt.

Ein Akzent ist auch bei der Filmförderung geplant: Die jährlichen Beiträge an die Zürcher Filmstiftung sollen um 1,5 Millionen Franken erhöht werden. Dies, nachdem die Stiftung infolge der Finanzkrise ihr Stiftungskapital anknabbern musste und die Beiträge der Stadt Zürich seit dem Start der Filmstiftung vor elf Jahren unverändert geblieben waren. «Der Film ist für Zürich ein wichtiger Sektor», sagte Haerle. Die Branche beschäftige in der Stadt rund 3500 Personen, was einem Zuwachs um 20 Prozent seit 2005 entspreche. Ohne die Beitragserhöhung drohten Filmproduktionen in die Westschweiz oder ins Ausland abzuwandern.

Eine weitere Neuerung steht im Museum Bellerive an: Dort will die Stadt laut Haerle ein Zentrum für Städtebau und Architektur erproben. Ein Pilotbetrieb ist für die Jahre 2017 bis 2019 vorgesehen. Dabei peilt die Stadt eine Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und Vertretern der Architekturbranche an. Unweit davon soll der Betrieb des seit letztem Jahr wieder fürs Publikum geöffneten Centre Le Corbusier langfristig gesichert werden.

Zusätzliche Mittel in Höhe von 40 000 Franken sind im Kulturleitbild für den Jazzclub Moods vorgesehen. Das «Moods» will damit laut Haerle einen «Digital Broadcasting Room» erstellen, mit dem Konzerte live im Internet übertragen werden können.

Bereits bekannt waren folgende «grosse Kisten», die nun auch im Kulturleitbild erwähnt sind:

2016 sollen mit der Kunstbiennale Manifesta und den Aktivitäten zum 100. Geburtstag der Dada-Bewegung kulturelle Akzente in Zürich und über die Grenzen der Stadt hinaus gesetzt werden. Das Cabaret Voltaire, die Geburtsstätte des Dadaismus, erhält zudem künftig nebst der Miete auch Subventionen in Höhe von 150 000 Franken für sein künstlerisches Programm.

In die Periode des neuen Kulturleitbildes fällt auch die Kunsthaus-Erweiterung. Der Baustart ist für diesen Herbst vorgesehen, die Eröffnung für 2020.

Ab 2017 ist die Renovation der Tonhalle geplant. Über den dafür nötigen Kredit müssen aber noch die Stadtzürcher Stimmberechtigten entscheiden.

Sparen will der Stadtrat bei den Tagen für neue Musik und der Konzertreihe Stadtsommer: Beide werde die Stadt nur noch alle zwei Jahre in Eigenregie durchführen, sagte Haerle. In den Jahren dazwischen werde die Tonhalle und das Collegium Novum respektive das Theaterspektakel dafür zuständig sein. Um die Stadtkasse zu schonen, sollen zudem die Eintrittspreise fürs Zürcher Filmpodium steigen.