Genusstrams
«Einseitiges Diktat durch die VBZ»: Tramcatering-Partner kündigt

Gemäss Kramer Gastronomie wäre die Zusammenarbeit mit der VBZ zunehmend schwierig geworden, zumal die VBZ mehrfach Veranstaltungen kurzfristig absagte und dem Gastronomen so unnötige Kosten aufbürdete.

Patrick Gut
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Fahren derzeit nicht: Die Genusstrams.

Fahren derzeit nicht: Die Genusstrams.

Keystone

Die Fred Tschanz AG übernimmt die Cateringdienstleistungen für die Genusslinie der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ). Sie hat den Zuschlag für das Käsefondue und die kreativen Menüs aus aller Welt erhalten.

Die Gastro-Gruppe hat bereits Erfahrungen im Tramcatering. Auf Anfrage heisst es, mit dem Auftrag könne man nun dieses Standbein festigen. Die Trams sollen direkt aus der Gaststube Haldenegg beliefert werden. Davon erhofft man sich auch einen gewissen Werbeeffekt für das Lokal.

Eine Gaststube direkt an der Tramlinie

Als Pluspunkt sieht man es bei der Fred Tschanz AG, dass sich die Gaststube praktisch an einer Haltestelle befindet, an welcher die Trams vorbeifahren. Das Personal sei vorhanden, und gekocht werde ohnehin. «Logistisch bringt uns das Vorteile, und wir können Synergien nutzen», sagt Domenic Zembrod, Mitglied der Geschäftsführung bei der Gastro-Gruppe.

Das Unternehmen hatte noch im letzten Jahr eine herbe Niederlage einstecken müssen. Damals verlor es die Ausschreibung um das Bauschänzli noch gegen die Candrian Catering AG. Die Fred Tschanz AG hatte den bekannten Biergarten zuvor ein Vierteljahrhundert lang geführt. Es sei zwar schade, dass man das Bauschänzli nicht mehr betreibe, inzwischen sei das aber abgehakt.

Zukunft wegen Corona noch ungewiss

Noch ist unklar, wann die Trams der VBZ-Genusslinie wieder unterwegs sein werden. Wegen der Corona-Krise pausiert das Angebot. Ursprünglich wäre der Vertrag mit den bisherigen Betreibern noch bis Ende 2022 gelaufen. Beide haben allerdings vorzeitig gekündigt.

Kramer Gastronomie hat für die VBZ das Fondue-Tram betrieben. Mit dem Zunfthaus zur Zimmerleuten, der Brauerei Steinfels, dem Thai-Restaurant Blue Monkey und weiteren Betrieben gehört Inhaber Christian Kramer zu den Zürcher Gastrokönigen. Kramer schaut auf eine lange und erfolgreiche Zusammenarbeit mit den VBZ zurück, wie er auf Anfrage sagt. Anfang der 1990er-Jahre habe man gemeinsam das Sushi-Tram lanciert.

Kramers Bilanz ist zwiespältig: Schwierig sei es geworden, als im Marketing der VBZ eine neue Leitung installiert wurde. «Aus einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit ist damals ein einseitiges Diktat durch die VBZ geworden», sagt Kramer. Es sei beispielsweise mehrfach vorgekommen, dass die VBZ eine Aktion angekündigt hätten, um diese dann kurzfristig wieder abzublasen – zum Beispiel weil es an Trams fehlte. «Wir sind dann auf den Kosten für die ganze Vorbereitung sitzen geblieben», sagt Kramer verärgert. Schliesslich sei ihm der Kragen geplatzt, und er habe den Vertrag vorzeitig gekündigt.

Die VBZ nehmen keine Stellung zur Kritik

Zur Kritik von Christian Kramer wollen sich die VBZ derzeit nicht äussern. Die Medienstelle teilt auf Anfrage nur mit, dass der Ausschreibungsprozess nicht abgeschlossen sei, da die Rekursfrist noch laufe. «Aus diesem Grund können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine weitere Stellung nehmen.»

Glücklos blieb die Zusammenarbeit mit den VBZ für das Unternehmen Bugs & Spices. Es hatte sich 2017 den Auftrag für die Menüs aus aller Welt geangelt. Nach einer Saison war Schluss. «Für uns hat sich die
Sache nicht gerechnet», sagt Firmenmitgründerin und CEO Flavia Flüeler auf Anfrage.