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Den Passanten scheint die Sonne ins Gesicht, die Luft ist warm. Auf der Bahnhofstrasse flanieren Hunderte dem Beginn der warmen Jahreszeit entgegen. Gleichsam schütteln die Geschäfte an Zürichs gediegener Einkaufsmeile die Winterkleider ab.
Der Besucher staunt wieder einmal ob des immer neuen Angesichts dieser alten Bekannten Bahnhofstrasse. Aus dem Bauch des Shopville heraus kommend, wird das Auge geradewegs von dem Fassaden dominierenden Signet von Yosji’s angezogen. Erneut eine internationale Ladenkette, die sich an der unteren Bahnhofstrasse breit macht? Nein. Im Yooji’s isst man zwar Sushi und eine Kette ist es auch, aber erfunden haben es Schweizer.
Ein frischer Frühlingswind weht durch die legendäre Strasse, ein Wind der nach Schweiz duftet und Schweiz mit sich bringt. Der nächste Blickfang ist nur einen Block weiter: Im ehemaligen Feldpausch-Gebäude macht sich ein neuer einheimischer Riese breit. PKZ women. Das Signet wird gerade angebracht. «Das grösste Damenmodehaus der Schweiz auf 3000 Quadratmetern», frohlockt Besitzer Olivier Burger zwei Tage vor Eröffnung seines neuen Wurfs. PKZ men bleibt ein Stück weiter die Strasse hinauf an gehabter Stelle.
Gleich gegenüber auf der anderen Bahnhofstrassenseite ziert das Signet von Big die Schaufenster. Wie bei PKZ umfasst der Umfang des Ladens das ganze Gebäude, Big eröffnet seinen Bazar ebenfalls übermorgen: Während des ganzen Sommers ist Big an dieser Adresse (ehemals Exlibris) zu Hause und beherrbergt in dieser Zeit wöchentlich wechselnde Gäste. Kleinere Schweizer Läden und junge Labels, die sonst keine Chance hätten, sich an der teuren Bahnhofstrasse zu präsentieren. In dieser Zeit wird die Flagschiff-Filiale der Zürcher Modehaus-Kette, etwas weiter die Strasse hinauf, umgebaut.
Noch ein bisschen weiter Richtung See kündigt die Abdeckplane einer Baustelle die Eröffnung einer neuen Swatch-Zweigstelle an, dort wo vorher Omega untergebracht war. Der zweite Swatch-Laden für die Bahnhofstrasse.
Der teure Standort lohnt sich
Stolz und Vorfreude herrscht unter den Neulingen – obwoh ja praktisch alle alte Bahnhofstrasse-Hasen sind. Big-Pressefrau Caroline Pelichet rattert auswendig die Big-Gäste der ersten Wochen herunter, PKZ-Chef Burger ist so gut gelaunt, dass er sich über das Thema PKZ women nicht ohne breites Lachen unterhalten kann.
Kann man dies als Schweizer Aufmüpfen gegen die sich an der eleganten Bahnhofstrasse seit Jahren immer breiter machenden ausländischen Billiganbieter von Mango über H&M bis Zara deuten? «Aber ja!» ruft Burger. Das neue PKZ-woman-Haus darf definitiv als Statement gewertet werden. «Wenn man gut arbeitet, kann man auch als Schweizer sehr efolgreich sein an der Bahnhofstrasse», so Burger, der 12 Millionen in den neuen Prunkbau investiert hat. Inklusive einer Fassade einnehmenden Video-Installation von Julian Opie, die Burger der Stadt schenkt.
An der Bahnhofstrasse kostet ein Quadratmeter zwischen 6 500 und 10 000 Franken pro Jahr. Das kann sich längst nicht jeder leisten. Doch anscheinend lohnt sich der Prestige-Standort sogar für Newcomer wie Yooji’s. Laut Pressesprecherin Sarah Strub war die Entscheidung für die Bahnhofstrasse genau richtig. Nach acht Monaten läuft es immer noch «absolut zufriedenstellend. Wir sind immer ausgebucht. Das hat sich für uns bis jetzt sehr gelohnt.»
Zukunftsaussicht: Steter Wandel
Die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse kommentiert «Es gibt auch Schweizer Unterneher, die mitziehen und sich verändern. Das ist schön. Aber es wird sich immer wieder etwas ändern.» Spätestens bei der Neugestaltung des oberen und unteren Abschnitts, bei der Bäume, Baumgruben, Bänke, Beleuchtung und auch Tramschienen erneuert werden, ist dies wieder der Fall. Das ist offenbar das Los der Bahnhofstrasse dieser Tage.