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Zürich
Neue Brücken, ein unterirdischer Durchgangsbahnhof, ein neuer Tunnel von 4,5 Kilometern Länge, zwei Fluss-Unterquerungen - Die Grossbaustelle der Bahn stellt im Bezug auf den Umweltschutz eine grosse Herausforderung dar.
Die 9,6 Kilometer lange Durchmesserlinie (DML) zwischen Zürich-Altstetten, Hauptbahnhof und Zürich-Oerlikon ist nicht nur als zentraler Teil der West-Ost-Achse des nationalen Schienenverkehrs und Kapazitätserweiterung für den Hauptbahnhof Zürich bedeutend.
Hauptschadstoff: Schwermetalle
So fielen bisher laut SBB-Sprecher Daniele Pallecchi rund 3550 Kubikmeter stark belastetes Aushubmaterial an – was in etwa einem Turm von der Höhe des Tödi entspräche. «Beim grössten Teil handelt es sich um Schlackeschichten, die in Oberflächennähe auftraten. Als Hauptschadstoffe treten Schwermetalle auf», erklärt Pallecchi.
Der Sonderabfall sei vorschriftsgemäss verwertet worden: «Ein massgeblicher Teil wurde im Bodensanierungszentrum Tollenmatt bei Frauenfeld gewaschen, ein kleinerer Teil im Zementwerk verwertet.»
Belasteter Aushub wird später im Aushub verwendet
Was sich nicht verwerten liess, gelangte laut Pallecchi in Deponien, darunter die Reaktordeponien Tännlimoos ZG, Leigrueb in Lufingen ZH oder Hanegg in Horgen. Hinzu kommt eine nicht näher bezifferte Menge leicht belasteten Aushubs. Dieser wird gereinigt und später im Strassenbau verwendet, wie die SBB in einer kürzlich veröffentlichten Broschüre zur Durchmesserlinie schreiben. Mit dem unbelasteten Aushub werde eine Kiesgrube im Rafzerfeld gefüllt.
Laut Jean-Claude Hofstetter, Leiter der Sektion Altlasten bei der kantonalen Baudirektion, stellten die belasteten Materialien nur einen kleinen Teil des Durchmesserlinie-Aushubs dar. Der Kanton habe diesbezüglich mehrere Baustellenkontrollen durchgeführt. Offenbar war alles in Ordnung: «Mir liegen keine Meldungen vor, dass etwas nicht gut war», sagt Hofstetter.
Baustelle im Grundwassergebiet
Auch Kurt Venzin, Leiter der kantonalen Abteilung Gewässerschutz, stellt den SBB ein gutes Zeugnis aus. «Für uns ist die Durchmesserlinie ein Musterprojekt.» Korrekturen seien bisher nicht nötig gewesen.
Beruhigend, berührt doch die DML-Baustelle Grundwassergebiete, aus denen über 100000 Menschen im Raum Zürich bis weit ins Limmattal ihr Trinkwasser beziehen. Auch die Oberflächengewässer Limmat und Sihl werden von der Grossbaustelle tangiert.
«Zwei kleinere Havarien»
Die Wasserqualität im Umfeld der Baustelle wird seit 2008 alle zwei Wochen überprüft. Dabei war bis auf zwei Messungen alles im grünen Bereich, wie der vom Kanton herausgegebenen Zeitschrift «Zürcher Umweltpraxis» zu entnehmen ist. Grund für die beiden Grenzwert-Überschreitungen waren demnach «zwei kleinere Havarien, welche jedoch keine umweltmässigen Konsequenzen hatten.»
Tunnelbohrmaschine bleibt unten
Als «Havarie» lässt sich auch der Fall der Tunnelbohrmaschine bezeichnen, die nach einem Defekt im Frühling 2009 unter dem Zürcher Bahnhofplatz stecken blieb. Damals drohte kurzfristig Einsturzgefahr. Letzte Woche gaben die SBB bekannt, von einer Bergung abzusehen. Nachdem die wassergefährdenden Flüssigkeiten – laut Venzin vor allem Hydrauliköl – abgesogen wurden, bleibt die Maschine nun einbetoniert unter dem Boden.