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Region (LiZ)
Zürich
Die Fachstelle für Gleichstellung lädt Kinder und Erwachsene dazu ein, gängige Rollenbilder zu hinterfragen.
Mädchen mögen Rosa und spielen gerne mit Puppen. Jungen sind laut und spielen gerne mit Lego. So lauten gängige Geschlechterzuschreibungen. Die heute beginnende Ausstellung «Mädchen oder Jungen – spielt das eine Rolle?» in der PBZ Bibliothek Altstadt in Zürich nimmt sich der gesellschaftlichen Vorstellungen an, wie Mädchen und Jungen sind oder zu sein haben.
Die Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich zeigt damit die übersetzte Ausstellung aus der Welschschweiz erstmals im deutschsprachigen Raum. «Ziel der Ausstellung ist die spielerische Auseinandersetzung mit Rollenbildern und Geschlechterzuschreibungen», sagt Fachstellen-Leiterin Anja Derungs. Wer diese hinterfrage, habe eine grössere Wahlmöglichkeit, so zu sein, wie sie oder er möchte.
Auf spielerische Art können sich Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren über 14 thematisch gegliederte Truhen hinweg mit unterschiedlichen Geschlechterstereotypen befassen.
Die blaue Truhe mit dem Namen «Spieglein, Spieglein an der Wand» enthält unterschiedliche Kleidungsstücke, mit denen sich die Kinder verkleiden können. «Die Betreuerinnen, die durch die Ausstellung führen, sollen die Kinder dabei lediglich unterstützen, sich so zu verkleiden, wie sie möchten. Wichtig ist, auf dogmatische Anweisungen zu verzichten», sagt Simon Dinkel, Projektleiter der Ausstellung.
«Mädchen oder Junge – spielt das eine Rolle?» vom 1. September bis zum
21. Oktober in der PBZ Bibliothek Altstadt, Zähringerstrasse 17, 8001 Zürich.
Mit den Kindern soll im Nachgang diskutiert werden, warum sie gewisse Kleidungsstücke ausgewählt haben und sich allenfalls nicht getraut haben, individuell auszuwählen. «Kinder brauchen Mut, nicht einfach dem gängigen Mädchen- oder Bubenbild zu entsprechen, sondern das zu tun, was sie möchten», sagt Derungs. Sozialisierung finde nicht nur durch die Eltern, sondern auch in der Schule, in der Werbung, quasi überall statt.
Hintergrundinformationen, Zahlen sowie Fakten zu Geschlechterzuschreibungen und -rollen liefert die Broschüre zur Ausstellung. So erfährt man hinsichtlich Farbe und Kleidung, dass die Farbe Rot früher stellvertretend für Blut und Kampf stand und damit Männlichkeit symbolisierte. Rosa, als Abschwächung davon, war eine klassische Jungenfarbe. Blau war die Farbe der heiligen Maria, welche für Zartheit und Anmut stand. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Blau zur Uniformfarbe und galt damit als männlich. Der Werbespruch «Think pink» dagegen zementiert Rosa als weibliche Farbe. Die Broschüre wurde zusammen mit der Abteilung für Sozialpsychologie der Universität Bern erarbeitet.
Die restlichen Truhen nähern sich anhand der Themen Familie und Gleichaltrige, Schule und Berufswünsche, Haus- und Familienarbeit, Spielsachen, Gefühle und Medien vorherrschenden Rollenbildern an. «Stereotype haben vielschichtige Konsequenzen, und wir alle tragen oft unabsichtlich zur Aufrechterhaltung dieser bei», sagt Derungs. Entsprechend richtet sich die Ausstellung nicht nur an Kinder, sondern auch an Erwachsene. Führungen für Horte, Kindergarten- und Schulklassen sind kostenlos und können bei der Fachstelle für Gleichstellung gebucht werden.