Zürich
Das Theater Spektakel will für alle zugänglich sein – auch für Personen mit einem geringerem Einkommen

Wer will, kann Personen mit wenig Geld einen Eintritt oder ein Getränk spendieren.

Lina Giusto
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Besucher verfolgen die Vorstellung eines Strassenkünstlers auf der Landiwiese.

Besucher verfolgen die Vorstellung eines Strassenkünstlers auf der Landiwiese.

Limmattaler Zeitung

Das Theater Spektakel steht vor der Tür. Während 18 Tagen können ab Mitte August Theater- und Tanzproduktionen, Konzerte, Installationen und Kurzstücke an sechs Spielorten auf der Wiese, in der Werft und auf den Bühnen der Roten Fabrik verfolgt werden.

Vor über zwei Wochen hat der Vorverkauf für das Festival gestartet. In diesem Jahr wartet es mit einer Neuigkeit auf: Es soll ein «Festival für alle» sein. Deshalb bieten die Verantwortlichen im Vorverkauf sogenannte Solikarten und Solidrinks an. Damit möchten die Veranstalter auch Personen mit geringem Einkommen den Zugang zu den Vorstellungen ermöglichen. Jeder, der möchte, kann für 25 Franken einen Eintritt oder für 6 Franken ein Getränk spendieren. Die Aktion kann über den Online-Vorverkauf und an allen Vorverkaufsstellen unterstützt werden.

In den letzten 38 Jahren hat sich das Theater Spektakel zu einem der wichtigsten europäischen Festivals für zeitgenössische darstellende Kunst entwickelt. Weit über die Stadt- und Kantonsgrenzen hinaus zieht es Kulturinteressierte an. Das alleine reicht aber den Veranstaltern nicht. Deshalb lancieren sie in diesem Jahr Solikarten und -drinks.

Erste Bilanz lautet «sehr gut»

Die erste Bilanz nach dem zweiwöchigen Vorverkauf ist positiv. Er läuft laut Delphine Lyner, Co-Leiterin des Festivals und federführend beim Projekt «Ein Festival für alle», ähnlich gut, wie in den Vorjahren. Die Resonanz auf die Solikarten und -drinks sei sogar sehr gut: «Es sind bereits 140 Solikarten und 170 Getränkegutscheine gespendet worden», sagt Lyner.

Damit diese Karten und Getränkegutscheine bei den richtigen Menschen ankommen, arbeiten die Verantwortlichen des Theater Spektakels mit einem Netzwerk von verschiedenen Organisationen und Personen zusammen, die professionell oder auf freiwilliger Basis mit bedürftigen Menschen zu tun haben. Zudem kommuniziert das Festival auf unterschiedlichen Kanälen über das Projekt, sodass sich «neben Gruppen und Institutionen auch Einzelpersonen gemeldet haben», wie Lyner sagt.

«Wir arbeiten eng mit Vertrauenspersonen zusammen, die Bedürftige kennen und sie ermuntern, das Angebot zu nutzen.»

- Delphine Lyner, Verantwortliche des Projektes «Ein Festival für alle»

Dass sich bedürftige Personen trauen, zum Theater Spektakel zu kommen und die Vergünstigungen in Anspruch zu nehmen, sei eine grosse Herausforderung. «Deshalb arbeiten wir eng mit Vertrauenspersonen zusammen, die Bedürftige kennen und sie ermuntern, das Angebot zu nutzen», so Lyner. Wenn sich das System bewährt, wollen es die Veranstalter auch in den kommenden Jahren beibehalten.

Es ist nicht das erste Mal, dass die kreativen Köpfe hinter dem Festival mit Aktionen von sich reden machen. Mit dem Einsatz von Stromsparlampen und reziklierbarem Geschirr sowie dem getrennten Entsorgen von Abfällen gehört das Theater Spektakel mittlerweile zu den nachhaltigsten Anlässen der Schweiz. In den letzten Jahren bemühten sich die Veranstalter, die Zugänglichkeit der Veranstaltungen für Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Vergangenes Jahr erhielt das Festival die Auszeichnung «Kultur inklusiv» von Pro Infirmis, der grössten Fachorganisation der privaten Behindertenhilfe in der Schweiz.