Die erste Folge der neuen «Bachelorette» war genau so, wie man es erwartet: Absoluter Fremdscham-Alarm. In ihrem Bestreben, möglichst aus der Masse der 16 Kandidaten herauszustechen, schiesst so mancher übers Ziel hinaus. So auch ein Zürcher, der mit einem Handstand beeindrucken will.
Freunde des Trash-TVs, haltet euch fest: Die erste Folge der neuen «Bachelorette» ist durch und sie war lang. Schliesslich müssen alle Beteiligten vorgestellt werden, was gefühlt 97 Stunden dauert. So hat «Bachelorette» Yuliya «mega Lust auf die grosse Liebe» und liebt das «Abenteuer» – ganz was Neues also.
Auch bei den Männern gibt’s das Übliche: Muskeln, nackte Haut und, sagen wir mal, faszinierende Aussagen. Aber während sie sich in vollkommen natürliche Posen werfen und zusammen Liegestütze machen oder am Strand tanzen, verschwimmt schnell alles zu einem einzigen Bauchmuskel-Brei. Also geben sie sich viel Mühe, um herauszustechen, was einem als Zuschauer quasi im Minutentakt ein ungläubiges Stöhnen entlockt. So wie Gian aus Basel-Stadt und sein glorreicher Spruch: «Mit mir kann man Pferde stehlen. Also metaphorisch gesehen und auch normal.» Ähm, was? Dino aus Baselland meint dagegen: «Ich bin einerseits nervös, aber einerseits auch mega gespannt.» Oh Mann.
Allerdings muss man den Herren zugutehalten, dass sie im echten Leben vermutlich ganz normal und nett sind. Jetzt stehen sie aber vor der Kamera, sind nervös und bekommen Sprüche eingeflüstert, die sie so steif von sich geben, als hätten sie einen Stock im Hintern.
Nur die zwei deutschen Kandidaten sind in ihrer Selbstdarstellung tatsächlich oscarverdächtig. Marcel aus Berlin findet sich zum Beispiel «atemberaubend, wie Asthma» und hat übrigens die Augenfarbe «Eisblau-Minze». Aha. Der Gewinner des absoluten Fremdscham-Spruchs liefert in dieser Folge aber Salvatore aus Mühlheim, der schon in diversen Datingshows mitgemacht hat und darum weiss, was Quoten bringt. Er wünscht sich bei der «Bachelorette» nicht nur eine «Granate», sondern – aufgepasst – er erhofft sich eine «goldene Muschi.» Wow.
Nach geschlagenen 40 Minuten kommen wir zum Kennenlernen, wobei die Peinlichkeitslatte bei der pseudo-romantischen Small-Talk-Parade unglaublicherweise noch steigt. Matthias aus dem Aargau gibt ein Ständchen auf seinem Saxofon, Baselbieter Dino kommt als Baywatch Rettungsschwimmer in Badehose, Berliner Marcel outet sich als Fussfetischist, Aargauer Luca kommt als riesiges Geschenk verpackt und Andrei aus Zürich macht einen Handstand, bei dem Yuliyas «Oh, wow» kaum unenthusiastischer klingen könnte.
Man muss sich fast vor der «Bachelorette» verneigen, die all das mit einem netten Lächeln über sich ergehen lässt, anstatt schreiend davon zu rennen. Doch Gian, der metaphorisch und normal Pferde stiehlt, kann mit seinem Gedicht bei ihr punkten und bekommt eine Rose für den besten ersten Eindruck.
Am nächsten Tag geht’s mit dem ganzen Kennenlernen endlich etwas zackiger vorwärts. Yuliya stellt Fragen und sie und die Kandidaten halten «Ja» und «Nein» Schilder hoch. Und wir lernen so wichtige Sachen wie: Unter allen Beteiligten schlafen fast alle gerne nackt, nur Giuliano aus Luzern ist im Intimbereich rasiert, nur Heinz aus Zug ist im Bett nicht gerne dominant und gleich einige hatten schon mal einen Dreier. Weil Dino die meisten Übereinstimmungen mit der «Bachelorette» hatte, bekommt auch er bereits eine Rose und ist save in der nächsten Runde.
Mit einem Monolog von Yuliya, der so natürlich klingt, wie ein Vortrag in der 6. Klasse, kommen wir zur ersten Nacht der Rosen und nach noch mehr langatmigen, überdramatischen Pausen ist es absolut keine Überraschung, wer raus ist: Patrick aus St.Gallen hat in der ganzen Folge keine drei Sätze von sich gegeben und bei Aargauer Gökhan sprang schon beim Kennenlernen kein einziges Fünkchen. Alle übrigen Hampelmänner – äh, alle übrigen Kandidaten sind weiter und bereit, sich für jede zukünftige Rose zum Affen zu machen. Na toll.