Der Verdrängungswettbewerb in der Zürcher Hotellerie verschärft sich, weil neue Anbieter wie die Hotelkette Motel One auf den Markt drängen. Eine Studie sagt unruhige Zeiten voraus.
Nächste Woche eröffnet die deutsche Budgetkette Motel One in der alten Post Selnau ihr zweites Hotel in Zürich. Es wird mit rund 400 Zimmern das grösste der Stadt sein und den Markt aufmischen. Hinzu kommen weitere neue Hotelbetriebe, denn zurzeit bewegt sich viel in der Branche: Seit April bietet das 25hours Hotel an der Europaallee 170 Zimmer im mittleren Preissegment an, 2018 will die deutsche Kette a-ja in Altstetten ein Hotel mit Wellnessangebot eröffnen, und im neuen Geschäftszentrum «The Circle» beim Flughafen entstehen bis 2019 zwei Hotels. In drei Jahren, rechnet eine gestern publizierte Studie der Credit Suisse vor, werden 2500 neue Hotelzimmer geschaffen. Das entspricht einem Zuwachs von über 17 Prozent.
Verkraftet dies der Markt? Die Studie hat auf diese Frage eine klare Antwort: nein. Autor Brice Hoffer, Real Estate Research Analyst bei der CS, sagt eine Verschärfung des Verdrängungswettbewerbs voraus. Zwar verzeichnet die Stadt Zürich einen Zuwachs an Logiernächten – 2016 waren es 1,4 Prozent. Dennoch wird es gemäss der Studie Überkapazitäten geben.
Marianne Dobler-Müller, Zürcher Hotelier-Verein
Das sieht auch der Zürcher Hotelier-Verein so. «Es entsteht ein Überangebot», sagt Geschäftsführerin Marianne Dobler-Müller. «Der Druck auf die Preise wird deshalb steigen.» Gleichzeitig sagt sie: «Die neuen Hotels müssen sich aber erst einmal etablieren.»
Wie der neue Anbieter Motel One den Zürcher Markt einschätzt, bleibt vorderhand offen. Das Unternehmen will sich so kurz vor der Eröffnung nicht dazu äussern. Die CS-Studie geht aber offenbar davon aus, dass nicht unbedingt die neuen, sondern die bisherigen Hotels Schwierigkeiten haben werden.
Der Verdrängungskampf werde zwar nicht alle gleichermassen treffen, heisst es. Herausgefordert werden dürften aber jene Betriebe, die nicht auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen, keine kompetitiven Preise anbieten und auf veraltete Konzepte setzen. Demgegenüber sagt Marianne Dobler-Müller: «Die Zürcher Hotellerie ist gut aufgestellt und nahe bei den Bedürfnissen der Kunde.»
Entscheidend ist für die Hotels auch die Lage. Das zeigen die Zahlen zur Auslastung im letzten Jahr: Gut belegt waren mit einer Quote von 86 Prozent Betriebe im Kreis 6 nahe beim Hauptbahnhof. Auch in der Nähe des Flughafens waren Hotels gut ausgelastet: Kloten verzeichnete eine Quote von 87 Prozent, Opfikon 71 Prozent.
In der Stadt Zürich wiederum erhalten die Hotels zunehmend Konkurrenz von Privaten, die ein Zimmer oder die ganze Wohnung über den Internetdienst Airbnb anbieten. Gemäss Studienautor Hoffer konzentriert sich das Airbnb-Angebot auf die Kernstadt. «In gewissen Quartieren kann die Präsenz der von Airbnb ausgeschriebenen Unterkünfte bis zu 75 Prozent des gewöhnlichen Hotelangebots erreichen», heisst es weiter.