Knall des Jahres
Weitere Bilder zur ersten von 6000 Sprengungen: Wie es nun weitergeht und was die wichtigsten Zahlen sind

Die erste Sprengung am Gubrist wurde gestern mit einem Festakt begangen. In zwei Jahren soll in Weiningen der Durchstich der dritten Tunnelröhre gefeiert werden.

Sandro Zimmerli
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 Es war der Knall des Jahres: In Regensdorf wurde die erste Sprengung zur 3. Gubrist-Röhre ausgelöst.
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 Treffpunkt zur Anschlagfeier war der Infopavillion zur Nordumfahrung A1 Zürich in Regensdorf.
 Der Gemeinderat Weiningen stösst auf die 1. Sprengung an (v.l.n.r. Hans-Peter Stöckl, Rolf Bärenbold, Mario Okle, Gemeindeschreiber Bruno Persano und Gemeindepräsident Hanspeter Haug).
 Die Weininger "Linde"-Wirtin Maya Grossmann ist Tunnelpatin.
 Im Jahr 2019 soll der Durchbruch gefeiert werden.
 Der neue Tunnel geht 2022 in Betrieb. Bis 2025 werden auch die alten Röhren saniert.
 Bei der Anschlagfeier anwesend waren auch Regierungsrätin Carmen Walker-Späh und Stadtrat Filippo Leutenegger.
 Baustellenchef Rolf Dubach spricht zu den Gästen.
 Mit der 3. Röhre wird die chronisch überlastete Autobahn von vier auf sechs Spuren ausgebaut.
 Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strassen ASTRA.
 Remo Eggenberger, katholischer Pfarrer Regensdorf, bei der Segnung der Heiligen Barbara.
 Dietmar Winkler, Polier bei der Marti AG, setzt die Heilige Barbara nach der Segnung in die Tunnel-Nische.
Gubrist: Erste Sprengung 21.11.2017
 Nicht nur zur Feier wird gegrillt, sondern jeden Tag, sagte dieser Bauarbeiter.
 Eine Roulade symbolisiert die 3. Tunnelröhre.

Es war der Knall des Jahres: In Regensdorf wurde die erste Sprengung zur 3. Gubrist-Röhre ausgelöst.

SEVERIN BIGLER

«Ich freue mich, dass es bald ‹chlöpft›.» Noch musste sich Regierungsrätin Carmen Walker Späh (FDP) zwar etwas gedulden, ehe alle Ansprachen durch waren. Gegen 11.30 Uhr gestern Vormittag war es dann aber soweit. Die Gemeindepräsidenten von Weiningen und Regensdorf, Hanspeter Haug und Max Walter (beide SVP), lösten gemeinsam mit Tunnelpatin Maya Grossmann die erste Sprengung für die dritte Tunnelröhre am Gubrist aus. Damit wird nach dem Start der Ausbauarbeiten der Nordumfahrung Zürich im Juni 2016 nun auch das Herzstück des Projektes angegangen.

Der Durchstich des drei Kilometer langen Tunnels wird voraussichtlich 2019 in Weiningen gefeiert werden können. Bis zur Inbetriebnahme dauert es aber noch bis im Sommer 2022, sagte Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamtes für Strassen (Astra) an der gestrigen Anschlagfeier in Regensdorf. Und der endgültige Ausbau der Nordumfahrung auf durchgehend sechs Spuren wird erst Ende 2025 abgeschlossen sein, nach der Sanierung der ersten und zweiten Gubriströhre. Dann sollte der Gubrist, jener unscheinbare rund 600 Meter hohe Hügel zwischen Regensdorf und Weiningen endgültig aus den täglichen nationalen Staumeldungen verschwunden sein.

Beginn der Hauptarbeiten für 2020 geplant

Röthlisberger gab auch seiner Hoffnung Ausdruck, dass auf der westlichen Portalseite die Verschiebung des Halbanschlusses Weiningen wie geplant zusammen mit der 100 Meter langen Überdeckung, für die das Weindorf lange gekämpft hatte, realisiert werden kann. Diesen September hatte der Bundesrat das generelle Projekt genehmigt. Der Beginn der Hauptarbeiten ist für 2020 geplant. Im Verlauf des selben Jahres plant das Astra, die offene Strecke ab Anschluss Affoltern bis zur Überdeckung Stelzen in Betrieb zu nehmen. «Ich bin überzeugt, dass damit die Fahrtrichtung St. Gallen bereits wesentlich besser funktionieren wird als jetzt», sagte Röthlisberger.

565 Millionen Franken...

...kostet der Bau der dritten Tunnelröhre am Gubrist.

Denn in dieser Fahrtrichtung sei es in der Morgenspitze nicht in erster Linie der Gubristtunnel, der zu wenig Kapazität biete. «Es ist vielmehr der in Richtung Osten einfahrende Verkehr am Anschluss Affoltern, der dort jetzt auf nur zwei Fahrspuren trifft und so die Durchfahrt durch den heutigen Tunnel behindert», so der Astra-Direktor. Allerdings werde die Inbetriebnahme der offenen Strecke das Stauproblem in Richtung Westen zusätzlich verschlimmern, denn in dieser Fahrtrichtung sei tatsächlich der Gubristtunnel das limitierende Element.

Lesen Sie zum Thema auch den Kommentar von Sandro Zimmerli.

120 000 Fahrzeuge täglich

Nichtsdestotrotz freuten sich die Gäste an der Feier, dass mit der ersten Sprengung nun ein weiterer Meilenstein erreicht wurde. So wies Walker Späh darauf hin, dass der Ausbau der Nordumfahrung für alle Verkehrsteilnehmer im Kanton Zürich und weit darüber hinaus eine Erleichterung bringen werde. Der Zürcher Stadtrat Filippo Leutenegger (FDP) ergänzte, dass die Nordumfahrung für eine Entlastung in den Zentren sorgen werde. Und auch für Wirtschaftsförderung sei der Ausbau wichtig, so Walker Späh. «Unsere Wirtschaft ist auf funktionierende Verkehrswege angewiesen.»

6000 Sprengungen...

...werden bis zum Durchstich in Weiningen durchgeführt.

Derzeit fliesst es am Gubrist nicht wie gewünscht. Der Autobahnabschnitt, der täglich von rund 120 000 Fahrzeugen passiert wird, ist chronisch verstopft. «Etwa ein Viertel aller Staustunden auf Schweizer Autobahnen fallen am Gubristtunnel an», sagte Röthlisberger. Wohl nirgends sei die Engpassbeseitigung so dringlich wie hier. Die Kosten für den Ausbau der Nordumfahrung sind mit rund 1,55 Milliarden Franken veranschlagt. Damit sie auf drei Spuren pro Richtung befahrbar sein wird, muss nun die dreistreifige dritte Röhre gebaut werden. Sie wird den Verkehr in Richtung Bern und Basel führen. In den beiden bestehenden Tunnels werden die Fahrzeuge auf je zwei Spuren Richtung St. Gallen verkehren.

Bis es soweit ist, wartet auf die Mineure, Maurer, Mechaniker, Elektriker und Ingenieure noch jede Menge Arbeit, wie Rolf Dubach, Baustellenchef von der Marti AG, erklärte. So rechne man bis zum Durchstich mit rund 6000 Sprengungen. Insgesamt werde gegen 600 000 Kubikmeter Gestein gelöst. «Dabei brauchen wir über eine Million Kilogramm Sprengstoff», so Dubach.

Eigener Verladebahnhof gebaut

Um das Ausbruchsmaterial möglichst umweltverträglich abtransportieren zu können, wurde beim östlichen Tunnelportal für die Zeit der Bauarbeiten eigens ein Verladebahnhof erstellt. Dadurch lassen sich laut den Verantwortlichen rund 130 000 Lastwagenfahrten vermeiden. Gleichzeitig zu den Arbeiten an der Autobahn und am Tunnel wurden oder werden in verschiedenen umliegenden Gemeinden im Limmattal, Furttal und Glatttal sowie im Raum Zürich Nord sogenannte verkehrlich flankierende Massnahmen umgesetzt. Durch Fahrbahnverengungen oder Änderungen an Kreuzungen soll der Verkehr so von den Dörfern auf die Autobahn verlagert werden. Derzeit werden etwa auf der Limmattalstrasse in Oetwil und Geroldswil solche Massnahmen umgesetzt. Später werden auch an den Hauptstrassen durch Weiningen Anpassungen vorgenommen.

1 Million Kilogramm...

...Sprengstoff werden für den Bau der dritten Röhre benötigt.

Der grösste Brocken beim Ausbau der Nordumfahrung ist aber der Bau der dritten Gubriströhre. Damit dieser reibungslos und vor allem unfallfrei über die Bühne geht, wurde gestern noch vor der ersten Sprengung in einer ökumenischen Feier eine Statue der Heiligen Barbara zum Schutz der Tunnelarbeiter beim Tunnelportal eingesetzt. Gestaltet wurde sie von Bernhard Botschen, Pfarrer der reformierten Kirchgemeinde Weiningen, und seinem katholischen Kollegen Remo Eggenberger aus Regensdorf. Beim Festakt wurde gleichzeitig Maya Grossmann als Tunnelpatin eingesetzt und der Tunnel auf den Namen Maya-Tunnel getauft.

Grossmann, die in Weiningen aufgewachsen ist, dort in dritter Generation das Restaurant Linde führt und deren Elternhaus dem Bau der dritten Tunnelröhre weichen musste, sieht ihre Aufgabe darin, der Baustelle ab und zu einen Besuch abzustatten, um so einen Einblick ins Leben der Arbeiter zu bekommen, die dort auf engem Raum zusammenleben. Nach der Feier schritt sie zusammen mit Hanspeter Haug und Max Walter zur Tat. Gemeinsam drückten sie den roten Knopf. Dann «chlöpfte» es, und das gleich mehrmals.

So geht es weiter

- 2017 Bis zum 18. Dezember liegen in Weiningen die Pläne zum Ausbau des Knotens von Umfahrungs- und Zürcherstrasse auf. Vor Weihnachten sollen zudem die grossen Teilabbruch-Arbeiten am Gewerbehaus Gubrist fertig sein.

- 2018 Das Ausführungsprojekt für den neuen Weininger Halbanschluss und die Gubrist-Westportal-Überdeckung soll aufliegen, sodass der Bund es Ende 2018 genehmigen könnte.

- 2019 Fertig geknallt: Der Sprengvortrieb im Gubrist ist zu Ende, der Durchbruch wird gefeiert. Jetzt wird die Tunnelröhre ausgekleidet.

- 2020 Die Teilstrecke von Zürich Affoltern bis zur Überdeckung Stelzen geht in Betrieb. Zudem soll der Bau der Portalüberdeckung in Weiningen beginnen.

- 2021 Der Tunnelrohbau ist fertig.

- 2022 Die dritte Gubriströhre geht in Betrieb. Die Sanierung der bestehenden Tunnelröhren startet.

- 2025 Die neue Portalüberdeckung ist fertig gebaut und die alten Röhren sind saniert. Spätestens dann könnte es also heissen: "Alles flüssig. Es gilt freie Fahrt durch den Gubrist!"

Lesen Sie unten im Live-Ticker den Verlauf der Sprengung nach.