Medikamente
Tiere leiden unter Medikamenten aus dem Internet: Tierärzte warnen vor Billigarzneien

Die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte empfiehlt Tierarztpraxen als Bezugsort für Medikamente. Der Kauf der meisten Arzneien über das Internet sei illegal.

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Warnung vor Tiermedikamenten aus dem Internet

Warnung vor Tiermedikamenten aus dem Internet

Limmattaler Zeitung

Die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte warnt Haustierbesitzer vor Tiermedikamenten aus dem Internet. Der Kauf und Verkauf der meisten Medikamente über das Internet sei verboten. Dies gelte für alle Arzneimittel, die verschreibungspflichtig sind oder nur nach einer Beratung in Arztpraxen, Apotheken oder Drogerien bezogen werden können. Zudem gefährde man mit dem unkontrollierten Bezug solcher Arzneimitteln unter Umständen sein Haustier, wurde kürzlich in einer Mitteilung gewarnt.

Auch unter Limmattaler Tierärzten ist die Problematik bekannt. «Der Grund dafür, dass Leute Medikamente aus dem Internet beziehen, ist wie immer: Das liebe Geld!», sagt Jann Rapp, Tierarzt und Inhaber der Kleintierpraxis Rapp in Urdorf. «Unsere Kunden weisen uns immer wieder darauf hin, dass die Preise unserer Medikamente und unseres Tierfutters sehr hoch seien.» In seiner Praxis sei ihm noch kein Fall begegnet, bei dem Tiere durch Medikamente aus dem Internet gefährdet gewesen seien. «Vielleicht haben Kunden uns gegenüber aber auch einfach nichts gesagt», fügt er hinzu.

«Ich denke, dass die Leute eher für sich selber im Internet Medikamente kaufen als für ihre Tiere. Bei Tieren ist es ähnlich wie bei Kindern: Da hat man eine höhere Hemmschwelle als bei sich selber», sagt hingegen Petra Drossaart, Tierärztin in der Kleintierpraxis am Weg in Dietikon. Sie glaubt eher, dass vermehrt Leute Medikamente im Ausland beziehen. Rezeptfreie Arzneimittel würden häufig in Spanien, Portugal oder Deutschland erworben, weil sie da wesentlich günstiger seien.

Sowohl Rapp als auch Drossaart sind nicht der Ansicht, dass Tiermedikamente aus dem Internet in der Region ein besonders grosses Problem seien. «Wenn man schon im Internet Medikamente bestellt, soll man wenigstens Schweizer Anbieter wählen», sagt Rapp. Er nennt aber Tierarztpraxen und Apotheken als die sichersten Bezugsorte. «Durch Aufklärung könnte man die Leute vom Medikamentenkauf im Internet abbringen», sagt Rapp. «Zum Medikamentenverkauf gehört auch die Weitergabe von Informationen und die Betreuung bei der Applikation. Wir Tierärzte verkaufen Zeit und Wissen – und das hat eben seinen Preis.»

Medikamente können gefälscht, schlecht oder wirkungslos sein

Weil der Versandhandel der meisten Medikament illegal sei, bestehe das Problem, dass viele Medikamente aus dem Internet gefälscht, qualitativ schlecht oder wirkungslos seien, heisst es in der Mitteilung der Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte. Zudem können bei unsachgemässer Anwendung Nebenwirkungen eintreten oder das Medikament wirke nur im Rahmen eines bestimmten Anwendungskonzeptes. Medikamente solle man daher am besten beim Tierarzt beziehen.