Dietikon
Stadtpolizei gelingt Schlag gegen Strassenrowdys – Fahrzeuge sichergestellt und Hotspot aufgelöst

Die Stadt Dietikon geht verstärkt gegen lärmverursachende Autofahrer vor. Auf bauliche Massnahmen wie Schwellen verzichtet sie aber.

Oliver Graf
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Viele Dietikerinnen und Dietiker sind von lärmenden Auto-Angebern genervt.

Viele Dietikerinnen und Dietiker sind von lärmenden Auto-Angebern genervt.

KEYSTONE/GAETAN BALLY

Das Problem ist nicht neu, doch trat es nun verstärkt auf: «In diesem Jahr gibt es massiv mehr Auto- und Töfffahrer, die unnötig Lärm verursachen», sagt Stadtrat Heinz Illi (EVP). Der Vorsteher der Sicherheits- und Gesundheitsabteilung ärgert sich darüber: «Es stört die Dietikerinnen und Dietiker, wenn Autofahrer lärmend durch unsere Stadt fahren, um mit ihren Fahrzeugen anzugeben.» Das beeinträchtige die Lebensqualität der Anwohner.

Die Stadtpolizei hat auf ­diese Entwicklung längst reagiert, wie aus einer Antwort auf eine Interpellation von FDP-Gemeinderat Mike Tau (FDP) hervorgeht. Dieser hatte sich erkundigt, was die Stadt gegen den Lärm unternehme. Der Stadtrat verweist in seiner Antwort auf die Stadtpolizei, die mit regelmässigen Schwerpunktkontrollen die Präsenz auf den Dietiker Strassen markant erhöht habe. Erst vor drei Wochen fand in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei Zürich eine grosse, mehrtägige Aktion statt. Dabei wurden neun Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen, an denen illegale Bauteile angebracht waren. Mehrere manipulierte oder abgeänderte Abgasanlagen wurden vor Ort demontiert.

Stadtpolizei lernt, illegale Autos zu erkennen

Die Dietiker Stadtpolizei arbeitet inzwischen auch grundsätzlich intensiver mit der Kantonspolizei Zürich zusammen, heisst es in der Antwort weiter. Für Heinz Illi bringt dies zwei grosse Vorteile mit sich, wie er auf Anfrage sagt. Einerseits können so die Dietiker Stadtpolizisten vom Wissen der Spezialisten der Kantonspolizei profitieren und lernen. «Illegal manipulierte Fahrzeuge sind nicht auf einen Blick erkennbar, man muss sie aufbocken und untersuchen.» Andererseits ermögliche erst diese Zusammenarbeit gross angelegte und personalintensive Kontrollen, die gleichzeitig an mehreren Orten stattfinden.

Im Juni konnte dank diesen Schwerpunktkontrollen ein Hotspot von Autoposern aufgelöst werden, wie es in der Stadtratsantwort heisst. Dort hätten sich vor allem Personen von ausserhalb des Kantons Zürich getroffen, um sich gegenseitig ihre Fahrzeuge zu präsentieren, sagt Illi. «Anschliessend fuhren sie jeweils laut gasgebend in alle Himmelsrichtungen davon.»

Um welchen Hotspot es sich gehandelt hat, gibt die Polizei aus taktischen Gründen nicht preis. Es habe sich um einen relativ zentralen Ort gehandelt, sagt Illi einzig. Inzwischen habe der Grundeigentümer Massnahmen ergriffen, damit der Platz nicht mehr als Treffpunkt dienen kann.

Die beiden Polizeien führen auch eine gemeinsame Hotspot-Liste. Diese wird aufgrund von Meldungen aus der Bevölkerung und von eigenen Beobachtungen regelmässig aktualisiert. Diese Liste diene als Grundlage für die tägliche Pa­trouillenarbeit und für die Planung von Schwerpunktkontrollen, schreibt der Stadtrat in der Interpellationsantwort.

Kein Lärmblitzer und keine Schwellen

Über einen Lärmblitzer verfügt die Dietiker Stadtpolizei nicht, wie der Stadtrat auf eine entsprechende Frage von Mike Tau weiter festhält. Es fehlen bislang die rechtlichen Grundlagen für den Einsatz eines solchen Gerätes. Im Nationalrat ist eine entsprechende Initiative hängig. «Die Stadtpolizei verfügt aber über Hilfsmittel, mit denen sie schnell und spontan Lärmmessungen durchführen kann.»

Werde dabei unnötig verursachter Lärm – etwa durch hohe Motordrehzahl im Leerlauf, Fahren in niedrigen Gängen oder zu schnelles Beschleunigen – festgestellt, werde der Fahrzeuglenker verzeigt. Bestehe der Verdacht auf eine unerlaubte technische Veränderung am Fahrzeug, kann es stillgelegt und auf den Stützpunkt der Kantonspolizei nach Urdorf gebracht werden. «Die Spezialisten dort verfügen über die nötigen ­Installationen für eine beweis­sichere Feststellung.»

Auf andere als polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung des Verkehrslärms setzt der Stadtrat derzeit nicht. Bauliche Massnahmen hält er für nicht zielführend. Die Strassen, die als lärmbelastet gelten, seien Staatsstrassen und könnten von der Stadt dementsprechend gar nicht umgestaltet werden. Zudem könne mit der Gestaltung einer Strasse zwar die gefahrene Geschwindigkeit reduziert werden, nicht aber zwingend auf die Lärmemissionen eingewirkt werden. Der Stadtrat erwähnt als Beispiel den Einbau von Schwellen: Zwischen zwei Schwellen könne schnell beschleunigt und der Motor hochgedreht werden.

Diese manipulierte Auspuffanlage hat die Polizei in Dietikon kürzlich ausgebaut.

Diese manipulierte Auspuffanlage hat die Polizei in Dietikon kürzlich ausgebaut.

zvg/Kapo ZH Bild: Roland Schmid