Startseite Limmattal
Im Workshop des Studio Dietikon bestimmt die Bevölkerung, was mit den Freiräumen geschieht. Doch bisher blieb der Anmelde-Ansturm gering.
Fehlt ein Bänkli auf dem Spielplatz, scheint die Sonne ohne Schattendach auf die Wiese oder ist ein rollatorgängiger Weg nötig? All diese Wünsche und Anforderungen an freie öffentliche Plätze können die Dietikerinnen und Dietiker am 6. Juli mit dem Stadtplanungsamt im Studio Dietikon besprechen. Severin Lüthy, Projektleiter des Stadtplanungsamts erklärt, weshalb das nötig ist und weshalb sich trotzdem so wenige angemeldet haben.
Severin Lüthy: Freiräume gibt es viele. Wir teilen sie in verschiedene Kategorien ein: Da sind die Stadtplätze wie der Kirchplatz, der Bahnhofsplatz oder der Rapidplatz. Eine weitere Kategorie sind die Grünräume wie die Nötzliwiese, die Vogelau oder die Grunschen. Dann sind da auch die öffentlichen Spielplätze wie der Chrüzacher, die Birmensdorferstrasse oder das Gjuch. Die letzte Kategorie sind die Quartier- und Wohnstrassen wie Obstbaumstrasse und Hofackerstrasse. Wir wollen wissen, was den Dietikerinnen und Dietikern in diesen Räumen gefällt und was weniger. In einem zweiten Schritt nehmen wir auf, welche Anliegen und Hoffnungen dazu vorhanden sind. Für die Stadtplanung ist es gut, wenn wir die Bedürfnisse besser kennen würden.
Es gibt bereits viele Vorschläge, aber gleichzeitig auch viele Nutzergruppen. Das Ziel wäre, dass man die verschiedenen Vorschläge am 6. Juli sammelt und dass man daraus einen Werkzeugkasten erstellt. Es geht nicht um die konkrete Planung, sondern um das Grundsätzliche. Darum, dass die Stadtplanung am Ende über die Werkzeuge für eine bedürfnisgerechte Planung neuer Freiräume und die Aufwertung der bestehenden verfügt.
Im Moment machen sich vier Teams Gedanken über die Situation am Bahnhofsplatz. Viel hängt auch davon ab, ob der Bushof neu organisiert und verschoben werden kann oder nicht. Wenn uns das gelingt, hätten wir einen freien Platz, den wir mit Hilfe des neu erstellten Werkzeugkastens gestalten könnten.
Nein, das können wir noch nicht sagen. Grundsätzlich bestimmt das auch die SBB.
Diese gehören der Stadt, da kann Dietikon bestimmen, was damit geschieht. Die anderen Grundstücke gehören Privaten. Da können wir nichts machen, ausser dass wir einen Gestaltungsplan einfordern.
In jedem Fall ist es ein Geben und Nehmen. Der Eigentümer erhält einen erhöhten Nutzungswert und als Gegenwert erhalten wir eine Aufwertung für das Quartier. Wir wollen nicht mehr das Gleiche einfach grösser, sondern etwas Neues und gleichzeitig etwas Besseres.
Wir erstellten Freiräume und unterhielten sie. Wir mähten den Rasen und wenn ein Spielgerät kaputt war, ersetzten wir es, ohne nachzuprüfen, ob es wirklich noch bedürfnisgerecht ist.
Die Workshops zum Thema: «Freiräume in Dietikon – Wie können sie in Zukunft aussehen?» finden am 6. Juli und 21. September im Studio Dietikon an der Unteren Reppischstrasse 14 statt. Für Speis und Trank sowie Kinderbetreuung ist gesorgt. Anmeldung: www.studiodietikon.ch
Die Teilnehmer des Workshops am 6. Juli müssen sich anmelden, und danach eigentlich beide Workshops besuchen. Im ersten werden die Anliegen und Hoffnungen gesammelt und ein Entwurf des Werkzeugkastens erarbeitet, welcher danach dem Stadtrat vorgestellt wird. Im zweiten Workshop wird der Entwurf des Werkzeugkastens mit den Teilnehmern diskutiert, damit sie diesen absegnen können. Man kann also nicht nur am zweiten Workshop teilnehmen. Denn so bestünde die Gefahr, dass das Resultat des ersten Workshops aufgehoben würde.
Unser Anspruch ist, dass der Werkzeugkasten danach nicht in der Schublade verschwindet, sondern wirklich damit gearbeitet wird und erste Massnahmen umgesetzt werden können. Dieses Anliegen wird auch von der Politik getragen. Wir haben bereits einen Betrag im Budget für das Jahr 2020 beantragt, damit wir kleinere Bedürfnisse wie beispielsweise ein Sonnensegel auf einem Stadtplatz nächstes Jahr umsetzen können.
Eigentlich sehr gut. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben uns immer ein gutes Feedback gegeben. Wir sind uns aber auch bewusst, dass wir am Ende an den Resultaten gemessen werden.
Nein, es gab keine grundsätzlichen Änderungen. Wir merkten einfach, wir müssen sehr aktiv zu den Leuten gehen, wir müssen präsent sein. Eine Wurst und ein Bier im Studio Dietikon reichen nicht. Man muss die Leute beinahe von der Strasse abholen und zum Studio begleiten. Sie kommen nicht alleine.
Severin Lüthy ist Projektleiter des Dietiker Stadtplanungsamts. Der 36-Jährige kommt aus Villnachern im Aargau, er arbeitet bereits seit sechs Jahren für die Stadt Dietikon. An Dietikon fasziniert ihn die Vielfalt und Dynamik. «Dietikon muss sich weiterhin als attraktive Stadt positionieren und darf nicht einfach eine beliebige Agglo-Gemeinde im Grossraum Zürich werden», sagt er. Dabei sei die Innenentwicklung sehr wichtig, um ein eigenes Profil zu behalten und weiterzuentwickeln.
Wir sind auf dem richtigen Weg, aber ein Selbstläufer ist es nicht. Es braucht nach wie vor sehr viel Engagement und sehr viel Leute. Das Interesse ist da, doch dass sich die Leute wirklich einbringen, dort hapert es. Das ist aber nicht ein Dietikon-spezifisches Problem, das ist ein gesellschaftliches Phänomen der Individualisierung. Im weitesten Sinn versuchen wir ja, hier einen Stammtisch zu etablieren, an dem die Leute diskutieren können.
Man muss diese Freiräume gemeinsam diskutieren und kann nicht mit einer Befragung von 100 Leuten diese Sache erledigen. Das Resultat ist besser, wenn diese 100 Leute miteinander reden und diskutieren. Je mehr Leute aus verschiedenen Interessensgruppen kommen, desto besser wird auch das Resultat auf ihre Bedürfnisse abgestimmt werden.
Es ist wichtig für uns, zu wissen, wer da ist. Deshalb haben wir auch eine Anmeldepflicht. Wenn zum Beispiel keine Familien da sind, wissen wir, dass in unserer Auswertung da ein blinder Fleck sein wird.
Wir haben für 80 bis 90 Leute Platz. Es wäre schön, wenn zumindest beim ersten Teil so viele Leute teilnehmen würden. Dietikon ist schliesslich ihre Stadt mit ihren Freiräumen. Wenn es uns gelingt, diese noch besser auf die Bedürfnisse der Nutzer abzustimmen, profitieren alle davon.