Seit dem letzten Herbst organisiert die Bibliothek Schlieren pro Jahr vier Spieleabende. Am vergangenen Donnerstag war es wieder so weit. Gespielt wurden "Catan", "Colt Express" und "Heckmeck".
Was passiert, wenn Bibliothekarinnen zusammen mit Besucherinnen und Besucher den Bestand der eigenen Bibliothek nutzen? Dann treten Bücher in den Hintergrund. Die Bibliothekarin ist dann mal ein Bandit, mal Siedlungsgründerin und muss sich zwischen Gier und Sicherheit entscheiden. Genau dies passierte am dritten Spieleabend der Bibliothek Schlieren. «Seit letzten Herbst organisieren wir pro Jahr vier Spieleabende», sagte Bibliotheksleiterin Monique Roth. Zusammen mit den Mitarbeiterinnen Michèle Bolliger und Marianne Widmer hat Roth drei Spiele ausgewählt, die am Donnerstagabend dem Publikum schmackhaft gemacht wurden.
Werbung für die Spiele im Bestand braucht die Bibliothek eigentlich nicht zu machen. Zwei Drittel des 350 Spiele umfassenden Bestandes ist jeweils ausgeliehen. Vielmehr gehe es den Bibliothekarinnen darum, Erwachsenen die Möglichkeit zum Spielen zu bieten, weil diese im Gegensatz zu Kindern seltener dazu kommen, sagte Roth. Das Konzept sei, einen Klassiker, etwas Neueres und ein einfacheres Spiel anzubieten.
Dieses Mal wählten die Organisatorinnen «Catan», «Colt Express» und «Heckmeck» aus. Nach einer kurzen Präsentation ging es ans Spielen und an diesem Abend waren alle per Du. Roth eröffnete die sechsköpfige Frauenrunde zu «Heckmeck», ein Würfelspiel, bei dem man möglichst viele Würmer sammelt. «Die Jüngste fängt an», schlug sie vor. Es stellte sich heraus, dass die 60-jährige Roth die Jüngste war. Als Organisatorin verbat sie sich aber das Beginnen und gab die Würfel weiter. Nach einiger Spielzeit blieb der Tonfall immer noch gesittet. Pia Artho würfelte eine günstige Summe und fragte: «Darf ich dir das wegnehmen?». Als könnte ihre Mitspielerin nein sagen. Denn beim Spielen geht es darum, dem anderen nichts zu schenken und doch schenkte man sich viel: «Einander liebevoll anzünden, macht super Spass», fand Lilo Zöbeli.
Noch «schlimmer» ging es beim Spiel «Colt Express» zu und her. In diesem Wilden-Westen-Spiel ist jeder Bandit. Man beklaut sich und schiesst aufeinander. «Du hättest auf ihn schiessen sollen und nicht auf mich, schliesslich bin ich dein Wanderleiter», ermahnte Markus Gmür ihre Spielkollegin Marlis Mätzler, die sich ins Fäustchen lachte. Beide kennen sich vom Wandern.
Etwas ruhiger waren die drei Spieler bei «Catan». Bei diesem Klassiker, der in über 30 Sprachen übersetzt wurde, ergattert man Rohstoffe, um Siedlungen zu bauen. Klar, dass da die Gehirne der Spielerinnen und Spieler auf Hochtouren arbeiteten.
Besucherin Bettina Munderich schätzte den Anlass sehr. Selber Spieleabende mit Freunden zu organisieren sei meist aufwendig, Terminkollisionen wären vorprogrammiert, so Munderich. Madeleine Bonfati war froh, die Spiele erklärt zu bekommen und keine anspruchsvollen Spielanleitungen lesen zu müssen. «Es ist lustig und die Stimmung ist entspannt», schwärmte sie. Klemenz Gächter brachte gar selbst Spiele mit und führte die anderen in «Celestia» ein – ein Spiel wie von einem zauberhaften Planeten. Eine weitere Besucherin nahm das zurzeit in Spieletreffs sehr beliebte Spiel «Dog» mit. «Das Interesse und das Engagement am Spieleabend freuen mich sehr», sagte die Bibliotheksleiterin Roth am Schluss des Abends.
Der nächste Spieleabend findet am 15. März statt.