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Region (LiZ)
Limmattal
Nur wenige Tage vor dem Kampfsport-Anlass «Ready4War» in der Stadthalle Dietikon schieben die Behörden den Veranstaltern völlig unerwartet den Riegel vor. Das Risiko sei zu gross, finden sie. Die Veranstalter sind entsetzt.
«Ready4War» oder zu Deutsch: bereit für den Krieg: Ein Kampfsportanlass mit diesem vielsagenden Namen hätte am Samstagabend in der Dietiker Stadthalle stattfinden sollen. Bei der von «Top Team» organisierten Veranstaltung hätten sich bereits zum vierten Mal Kämpfer in den Kampfsportarten K1 und Muay Thai gemessen.
Erhebliches Sicherheitsrisiko
Doch so weit wird es nicht kommen. Der Dietiker Stadtrat hat die Veranstaltung kurzfristig abgesagt. Am Mittwoch habe ihm die Kantonspolizei Zürich mitgeteilt, es bestehe ein erhebliches Sicherheitsrisiko, sagt Sicherheitsvorstand Heinz Illi (EVP) auf Anfrage der Limmattaler Zeitung. Noch am gleichen Tag habe er sich mit Vertretern der Kantonspolizei zu einer Lagebesprechung getroffen.
Dabei sei ihm eröffnet worden, so Illi, dass die Kantonspolizei aus verschiedenen Quellen informiert worden sei, der Anlass in der Stadthalle solle als Plattform für gewalttätige Auseinandersetzungen verfeindeter Gruppen benützt werden. «Die Rede war von mindestens 200 gewaltbereiten Personen», sagt Illi. Am Donnerstag wurde die Veranstaltung per Präsidialverfügung untersagt. Eine Durchführung wäre zu heikel gewesen, so Illi: «Unter diesen Umständen konnte ich die öffentliche Sicherheit nicht gewährleisten.»
«Diffuse Gründe»
Die Veranstalter sind empört. Auf ihrer Website schreiben sie, die Behörden interessierten sich offensichtlich nicht für die Tatsache, dass bereits zwei «Ready4War»-Veranstaltungen im Zürcher Volkshaus «sehr friedlich» verlaufen seien. Für die Absage seien ihnen «diffuse Gründe und nicht nachprüfbare Argumente» angegeben worden.
«Ich selbst habe mich monatelang auf den Kampf vorbereitet und weiss, dass alle anderen Kämpfer sehr viele Schmerzen und Entbehrungen auf sich genommen haben, um sich am Event in Topform präsentieren zu können», sagt Veranstalter Mirko Kuhn. Man wolle den Anlass aber an einem anderen Datum und Standort trotzdem noch durchführen.
Immer wieder Kontroversen
Es ist nicht das erste Mal, dass es im Zusammenhang mit einer Veranstaltung in der Stadthalle zu einer Kontroverse kommt. Im Frühjahr 2008 durfte Marko Perkovic alias Thompson auf Stadtratsbeschluss nicht in der Halle auftreten. Die Exekutive sah damals eine «Gefährdung von Ruhe und Ordnung durch das Konzert des Sängers aus Kroatien, dem vorgeworfen wird, neofaschistisches Gedankengut zu verbreiten.
Für Wirbel sorgte auch die Durchführung der Hanfmesse CannaTrade im letzten September. Rund 7000 Besucher pilgerten in die Stadthalle. Im Vorfeld hatte die Berner SVP-Grossrätin Sabina Geissbühler mit ihrer Vereinigung «Eltern gegen Drogen» den Stadtrat aufgefordert, die Vermietung der Stadthalle zu annullieren. SVP-Stadtrat Roger Brunner sah dafür jedoch keinen Grund, da den Veranstaltern strenge Auflagen gemacht und an der Hanfmesse keine illegalen Waren toleriert würden.
«Wir sind vorsichtiger geworden»
Erst vor einem Monat kam es vor der Stadthalle zu einer wüsten Auseinandersetzung. Eritreer wollten in Dietikon 22 Jahre Unabhängigkeit feiern. Dabei wurden sie von einer Gruppe Gewalttätiger angegriffen, unter denen sich Eritreer selbst befanden. Die Auseinandersetzungen, vor der Stadthalle zogen mehrere Schlägereien in der ganzen Stadt nach sich. Erst durch einen gemeinsamen Grosseinsatz von Kantonspolizei und den Gemeindepolizeien Dietikon und Schlieren/Urdorf konnte die Lage beruhigt werden. Insgesamt wurden neun Personen verletzt und zwei verhaftet.
Solche Vorfälle will Sicherheitsvorstand Illi in Zukunft um jeden Preis vermeiden. «Wir sind auf jeden Fall vorsichtiger geworden», sagt er. Er wolle keine solch negativen Schlagzeilen mehr für Dietikon. «Die Stadthalle soll ein Ort sein, wo sich die Leute treffen, um zu feiern und ‹de Plausch› zu haben.»