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Limmattal
Nadja Schildknecht (Co-Direktorin Zurich Film Festival) und Bernhard Heusler (Präsident FC Basel) erzählten, warum sie als Chefs Erfolg haben.
Was ist Leadership? Einfach übersetzt bedeutet der englische Begriff: Menschenführung. «Aber ganz so einfach ist es natürlich nicht», begrüsste Dietrich Berg, Geschäftsleiter der AZ Zeitungen AG, die Gäste des 16. Forums Wirtschaftsstandorts Limmattal. Die Frage nach guter Leadership stand im Zentrum des von der az Limmattaler Zeitung organisierten Anlasses, der am Dienstag im Hotel Geroldswil über die Bühne ging. Um dem «Geheimnis des Erfolgs auf die Spur zu kommen», wie es in der Einladung hiess, stellten sich Nadja Schildknecht und Bernhard Heusler den Fragen von Chefredaktor Jürg Krebs; zwei Personen, die in einem speziellen Umfeld täglich Führungserfahrung sammeln: Schildknecht als Mit-Gründerin und Co-Direktorin des Zurich Film Festivals, Heusler als Präsident des FC Basel 1893.
So unterschiedlich die Branchen, die Herausforderungen und letztlich auch die Unternehmen der beiden Gastredner, so ähnlich war ihre Einschätzung darüber, was zu einer guten Führung gehört: Mitarbeiter motivieren, Aufgaben delegieren und Entscheide auch gegen Widerstände durchsetzen zu können. «Man muss selbstbewusst sein, hinter einer Sache stehen und diese auch vermitteln können», sagte Nadja Schildknecht. Heusler, der in den letzten Jahren auch erfolgreiche Trainer entlassen hat, sagte das Gleiche in etwas deutlicheren Worten: «Man muss Entscheide fällen können, auch unpopuläre.» Denn früher oder später werde der Entscheid ohnehin gefällt. «Wenn nicht in der Chefetage, dann von den Medien.» Führen, das heisst für Heusler, den Gegenwind bei umstrittenen Entscheiden, aber auch Enttäuschungen bei einem Rückschlag ertragen zu können. Denn nur, wer den Geschmack der Niederlage kenne, könne das Siegen richtig geniessen.
Rückschläge, die hat auch Nadja Schildknecht seit der ersten Durchführung des Zurich Film Festivals einige erlebt. Etwa, als der polnische Regisseur Roman Polanski 2009 bei der Einreise in die Schweiz verhaftet wurde und das Zurich Film Festival plötzlich in einem etwas unangenehmen Rampenlicht stand. «Manche meinten, der Vorfall habe für das Festival einen wunderbaren Marketingeffekt gehabt», erzählte Schildknecht den rund 200 Besuchern des Podiumsgesprächs. Doch mittendrin in einer solchen Situation zu sein, sei alles andere als lustig. «Wir haben damals zu unseren Mitarbeitern gesagt: Das Festival ziehen wir trotzdem durch.» Denn auch wenn man sich in einem Tunnel befinde, gebe es irgendwo ein Licht.
Auch in Krisenzeiten als gutes Vorbild voranzugehen, erachtet FCB-Präsident Heusler ebenfalls als zentrale Führungsqualität. «Man kann mit dem eigenen Verhalten Akzente setzen», sagte er. Etwa, in dem man Teamgeist wertschätze und egoistisches Verhalten nicht billige. Bloss: Der Einfluss eines Vorgesetzten sei beschränkt. «Wir können nicht die Erziehung der Eltern ersetzen oder die äusseren Einflüsse auf einen Spieler steuern.» Ein Mensch, der seine Arbeitskollegen nicht korrekt behandle, könne nicht mit Gesprächen oder Sanktionen dazu gebracht werden, dies künftig zu unterlassen. In einem solchen Fall sei es ratsamer, sich von dem Mitarbeiter zu trennen. «Denn die Persönlichkeit eines Menschen lässt sich nicht ändern», so Heuslers Einsicht. Bei der Rekrutierung müsse deshalb das Motto gelten: «Hire for attitude, train for skills.» Zu deutsch: Ein Bewerber müsse nach seiner Einstellung beurteilt werden, die nötigen Fähigkeiten könne er sich später aneignen.
Neben ihrer Führungserfahrung teilten Schildknecht und Heusler am Podium auch spannende, wenn auch nicht allzu Namens- und detailreiche Einblicke hinter die Fassade der glamourösen Film- und Fussballwelt. Heusler äusserte sich zu den Gerüchten um einen möglichen Abgang von FCB-Trainer Paulo Sousa zum italienischen Club Fiorentina und sprach sich dabei vehement gegen die «lächerliche und übertriebene Hysterie» aus, mit der der Fussball heutzutage hochstilisiert werde. Und Schildknecht sprach von ihrer Faszination für Doku-Filme, «die oft lehrreich und inspirierend seien». Und so offenbarten Heusler wie Schildknecht an dem Podium ein weiteres Merkmal guter Führung: Die Kunst, sich selber zu sein und sich in der Rolle des Chefs auch wohlzufühlen.