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Marion Matousek ist Apothekerin im Spital Limmattal und dafür zuständig, dass derzeit ein Vielfaches an Medikamenten verfügbar ist.
Die Urdorferin Marion Matousek ist zwar schon seit neun Jahren in der Apotheke im Spital Limmattal tätig. In den letzten Wochen wurde aber auch ihr Arbeitsalltag aussergewöhnlich. Der Medikamentenbedarf stieg stark an. Gleichzeitig kämpft sie mit Lieferengpässen. Sie erklärt, woher die Medikamente in ihrer Apotheke stammen und wie sie mit Knappheit umgeht.
Marion Matousek: Zurzeit bin ich mit dem Einkauf der Medikamente beschäftigt. Insbesondere, weil nur noch Kontingente geliefert werden. Nun brauchen wir aber auf einmal viermal so viel Desinfektionsmittel wie im Normalfall. Auch Medikamente zur Intubation benötigen wir beispielsweise viel mehr. Denn momentan haben wir sechs Beatmete, im Normalfall nur maximal zwei. Diesen Patienten
werden kontinuierlich Medikamente verabreicht, da sie während der Beatmung beruhigt und sediert werden müssen.
Ja, es geht vor allem darum, Leben zu erhalten. Doch im Endeffekt geht es immer um die Lebenserhaltung eines Individuums, nur die Umgebung verändert sich.
China und Indien stellen viele Wirkstoffe her. Sie haben ihre Produktion heruntergefahren. Auch die USA, ein grosser Produzent, verschickt zurückhaltender Medikamente.
Momentan haben wir bei 300 Wirkstoffen einen Engpass. Das heisst, diese sind nicht mehr erhältlich in der Schweiz. Deshalb wählen wir Alternativen oder beziehen diese Medikamente jeweils aus
den Nachbarländern. Bislang erhalten wir sie anstandslos. Zusätzlich zu diesem Problem gibt es eine Kontingentierung.
Ja, aber wir hatten bereits vor Corona eine so hohe Zahl an Lieferengpässen. Insofern
ist uns diese Situation bekannt und stellt im Zusammenhang mit Covid-19 kein zusätzliches Sicherheitsrisiko dar.
Momentan muss ich dem Lieferanten einige Male telefonisch versichern, dass die bestellten Medikamente nicht für mein Lager sind. Dann erhalte ich sie. Im schlimmsten Fall kann ich mich aber ans Bundesamt für die wirtschaftliche Landesversorgung wenden. Dort könnten sie mir im Notfall mit Medikamenten aushelfen.
In den letzten Tagen haben wir tatsächlich eine Liste im Kanton Zürich erstellt, in der jede Spitalapotheke ihren Bedarf und den Bestand an Medikamenten einträgt. So kann man sich gezielter aushelfen. Am Ende ist aber entscheidend, was der Bundesrat beschliesst, wie der Lockdown weiter verläuft.
In diesem Falle war es aber nicht das Mittel, das ausging, sondern zeitweise gab
es einfach zu wenig Behälter. Einmal fragte der Lieferant, ob ich auch einen 25-Liter-
Behälter nehmen würde. Natürlich wollte ich. Ich nehme zur Zeit alles.
Nein, das machen wir nicht. Doch wir sammeln alte Desinfektionsflaschen, reinigen sie und füllen das Mittel ab.
In Nicht-Corona-Zeiten habe ich genug Medikamente für einen bis drei Monate an Lager. Doch wenn man einen vierfachen Verbrauch hat, reicht das Lager manchmal nicht einmal für einen Monat.
Für ein Produkt muss ich momentan etwa drei Telefonate führen. Von der Produktion
bis zur Lieferung muss alles klappen, das macht mich manchmal ein wenig nervös. Doch noch bin ich nicht müde und mittlerweile weiss ich auch, an wen ich mich wenden muss, um die Produkte zu erhalten.
(lacht) Ich wurde immer wieder nach dem Ebola-Medikament gefragt. In dieses wird momentan viel Hoffnung gesetzt. Doch es wird zur Zeit nur in drei Zentren in der Schweiz zu Studienzwecken an Coronapatienten verwendet. Im Falle, dass es Wirkung zeigt, würde man es aber bestimmt schnell freigeben.