Nach fünf Jahren gilt der Altbergturm noch immer als Erfolgsgeschichte – doch er hat auch eine tragische Seite. Am Wochenende fand eine Jubiläumsfeier statt.
Mit den Worten: «Häsches au na ufe gschafft?», wird manch ein Neuankömmling an der Feier zum fünfjährigen Bestehen des Aussichtsturms Altberg begrüsst. Bei einem Glas Weisswein unterhält man sich über den steilen Aufstieg und die schöne Aussicht. Als musikalische Umrahmung der Feier singt der Jodelklub Altberg. Die fidelen Altberger Musikanten spielen, auf den Treppen des Turms stehend, auch zum Tanz auf. «Es Schmützli im Dunkle, sie gänds umesuscht», wird zum Besten gegeben. Dies sehr zur Freude der erschienenen Gäste, die untereinander eingehängt, im Rhythmus der Musik mitschunkeln.
Auch Alex Huber aus Dänikon gefällt die Darbietung. Mit seinem Flyer-Fahrrad ist er die zweieinhalb Kilometer den Berg hinauf gefahren. «Ich stehe seit kurzer Zeit wieder voll im Leben und geniesse jeden Tag. Den Anlass finde ich sehr gelungen», sagt er.
Wer sich nach der Wanderung noch fit genug fühlt, begeht natürlich auch noch den Turm. 147 Stufen führen den Besucher über vier Plattformen auf die 30 Meter hohe Aussichtsplattform. Von so weit oben überblickt man die ganze Gegend. Der aufmerksame Besucher bemerkt kleine Namenstäfelchen auf jeder Stufe. Sie ehren all jene, die 500 Franken für den Turm gespendet haben. An der Feier herrscht ausgelassene Stimmung, die Mitglieder des Jodelklubs tanzen in Paaren zur Musik der Altberger Musikanten. Wie es im Lied heisst, wird «hie und da ein Schmützli» verteilt – «oder auch nicht». (jwa)
Als 2007 einige Gemeinden im Furt- und Limmattal erste Anstrengungen unternahmen, einen Aussichtsturm auf den Altberg zu bauen, bestand noch nicht viel Hoffnung, dass es tatsächlich klappen könnte. Ursprünglich war eine Plattform auf dem Gubrist angedacht. Doch die Pläne mussten nach kurzer Zeit wieder fallen gelassen werden. Abklärungen zur Flora und Fauna hatten ergeben, dass der Standort für einen Aussichtsturm nicht geeignet ist.
Die Initianten beschlossen daher, sich fortan auf den Altberg zu fokussieren. Dort hatte Ende 19. Jahrhundert schon einmal ein Aussichtsturm gestanden. Weil er Liebespaaren, leichten Mädchen und ihren Freiern als Treffpunkt für Schäferstündchen diente, war er einigen Leuten aber bald ein Dorn im Auge. Noch vor 1917 verschwand er wieder.
Die Limmattaler Gemeinden Unterengstringen, Weiningen, Geroldswil und Oetwil sowie die Furttaler Gemeinden Hüttikon, Dänikon, Dällikon und Regensdorf und auch die Aargauer Gemeinde Würenlos sprachen 2008 einen Startbeitrag von je 3000 Franken und sandten Delegierte, um eine Arbeitsgruppe zu bilden. Sie beschlossen, den Verein «Aussichtsturm Altberg» zu gründen – Bühler engagierte sich für die Gemeinde Oetwil. Der Dälliker Gemeindepräsidenten Peter Staub trieb das Vorhaben als Präsident des Vereins zielstrebig voran. «Er hatte einen unglaublichen Willen, den Altbergturm zu realisieren», so Bühler.
Rasch entschied sich die Arbeitsgruppe für den Standort neben der Waldschenke auf dem Gipfel des Altbergs und wählte von mehreren Vorschlägen das Bauprojekt der Timbatec GmbH aus, das heute dort steht.
Doch bis im Juli 2010 schliesslich der Spatenstich stattfand, galt es einige grössere Hürden zu nehmen. So musste etwa ein Kompromiss mit den Jägern gefunden werden, die wegen der neuen Touristenattraktion um die Ruhe ihres Wildes fürchteten. Die Standortgemeinden schieden in der Folge mehrere Wildruhezonen aus. Die eigentliche Knacknuss des Projekts Altbergturm aber war die Finanzierung. Insgesamt rechnete der Verein mit Projektkosten von 550 000 Franken – schliesslich sollten es 660 000 werden. Für den Vorstand stand von Anfang an fest, dass die Gemeinden nicht zur Kasse gebeten werden sollten, wie Bühler sagt: «Wir wollten es stattdessen mit Spenden versuchen.»
Zu Beginn flossen diese denn auch ganz ordentlich. Doch als kaum mehr Geld auf das Konto des Vereins «Aussichtsturm Altberg» eingezahlt wurde, musste der Vorstand kreativ werden, wie Bühler sagt: «Wir verbrachten Stunden damit, mögliche Spender anzuschreiben.» Die Vereinsmitglieder arbeiteten dabei unentgeltlich.
Schliesslich kam der Vorstand auf die Idee, die 147 Tritte bis zur Plattform für 500 Franken pro Stück an private Gönner zu verkaufen. Doch auch damit brachte man nur rund die Hälfte des nötigen Betrags zusammen.
Aus privater Initiative gründeten schliesslich 26 Mitglieder die Gruppe «Freunde des Altbergs» und spendeten je 11 000 Franken für den Bau des Turms. Auf diese Weise schaffte der Trägerverein es tatsächlich, den Turm fast ohne Geld der öffentlichen Hand zu bauen. 2009 erfolgte die Baueingabe ein Jahr später wurde der Turm innerhalb dreier Monate erstellt.
Für Bühler ist auch jetzt – fünf Jahre nach dem Bau – der Altbergturm noch immer eine Erfolgsgeschichte, selbst wenn der anfängliche Ansturm auf die Aussichtsplattform abgeebbt ist. «Noch immer ist es ein beliebtes Ausflugsziel für Schulklassen und Bewohner der Region», sagt er.
Welche Bedeutung für die Bevölkerung im Limmattal und Furttal hat, zeigt sich auch in einer Anekdote, die Bühler mit Transportunternehmer Bruno Planzer erlebte: Nachdem der Altbergturm stand, wünschte sich der Vereinsvorstand auch Panoramaschilder, auf denen die Besucher ablesen können, was sie von der Plattform aus alles sehen – doch fehlten dazu rund 5000 Franken. «Als ich Herrn Planzer davon erzählte, bat er, hell begeistert, gleich um einen Einzahlungsschein», so Bühler.
Und doch: Der Turm auf dem Altberg spielt leider auch eine tragische Rolle. Dreimal stürzten sich Menschen bereits von der Plattform in den Freitod. Man könne solche Dramen kaum verhindern, sagt Bühler, als er wieder auf dem Waldboden abgestiegen ist: «Wenn man das Bauwerk sichern wollte, müsste man ihn wegen der offenen Baustruktur vollständig mit Gittern umfassen.» Noch einmal blickt er hoch zur Turmspitze, doch der Stolz ist aus seinen Augen gewichen.