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Am Donnerstag fasst die SVP ihre Parole. Kantonsrat Rochus Burtscher nimmt im Interview Stellung.
Die wählerstärkste Partei im Kanton Zürich hat noch keine Parole zur Stopp-Initiative, die die Limmattalbahn von Schlieren bis Killwangen-Spreitenbach verhindern will. 2015 hatte eine Mehrheit der kantonalen SVP die Limmattalbahn noch abgelehnt. Am Donnerstag, einen Monat vor der Abstimmung, kommt es an der SVP-Delegiertenversammlung in Trüllikon zur grossen Kraftprobe. Mit dabei ist auch Rochus Burtscher (55), der mehrere Hüte trägt. Zum einen ist er Zürcher Kantonsrat, zum anderen Präsident der Dietiker SVP – diese beschliesst ihre Parole am Montag.
Rochus Burtscher: Ich bin keine Fahne. Nur weil der Wind eine andere Richtung nimmt, wechsle ich nicht die Meinung. Ich hatte daran mitgearbeitet, dass die flankierenden Strassenmassnahmen in das Projekt aufgenommen werden, damit alle Verkehrsformen aneinander vorbeikommen. Ohne die Strassenmassnahmen wären wir Limmattaler SVP-Kantonsräte auch dagegen gewesen. Wir erhalten nun genau die Massnahmen, die wir wollten. Es geht um die Überlandstrasse und die Bernstrasse und die Kreuzungen entlang dieser beiden Strassen. Diese sind Teil des Limmattalbahn-Projekts und man könnte sie nicht mehr umsetzen, wenn die Stopp-Initiative durchkommt.
An der Versammlung wird der Däniker Kantonsrat Christian Lucek über die Vorlage informieren. Wir sind uns bewusst, dass die Limmattalbahn-Gegner – also jener aus der Stadt Zürich und jener aus Küsnacht – viele Leute mobilisieren werden. Sie werden Delegierte mitbringen, die ich noch nie gesehen habe, und so versuchen, ihr Votum durchzubringen. Ob das Resultat das gleiche ist wie 2015, wird sich zeigen. Ich erhoffe mir, dass die Delegierten weise entscheiden.
Der springende Punkt ist, dass wir als SVP demokratische Entscheide akzeptieren. Wenn wir dieses Mal einen gefällten Volksentscheid nicht akzeptieren würden, wären wir kein Haar besser als die Linken. Die SVP hatte sich im Kantonsrat klar positioniert: Es hat eine Abstimmung stattgefunden und die Region ist unterlegen. Aber es ist ein kantonales Projekt und wird kantonal entschieden. Zudem wurde die Limmattalbahn vor über zehn Jahren im kantonalen Richtplan eingetragen. Damals kam kein Widerstand.
Viele sind nicht gegen die Limmattalbahn, sondern gegen die Linienführung. Aber es gibt nun mal Sachen, die gehen nicht anders. Die muss man schlucken. Zudem gibt es die Hardcore-Gegner, die sind einfach gegen alles, haben aber keine Lösung. Dietikon ersäuft im Verkehrssumpf – ob mit dem öV, dem Individualverkehr oder dem Langsamverkehr – und die Gegner bringen keine Lösung. Man kann nicht einfach sagen, man wolle einen Bus. Das ist doch keine Lösung. Die Limmattalbahn ist die Lösung und darum bin ich als Kantonsrat dafür – auch wenn ich so möglicherweise ein paar Dietikern auf die Füsse trete. Was die Umsetzung anbelangt, glaube ich, dass der Stadtrat so Einfluss nehmen wird, dass es für die Bevölkerung erträglich wird.
Es war knapp damals. Ich erhoffe mir, dass die Sektion Dietikon nächsten Montag ebenfalls einen weisen Entscheid tätigt, damit wir demokratisch verlässlich sind für den Bürger.
Wir wären nicht verlässlich, wenn wir uns nicht an einen kantonalen Volksentscheid halten würden. Vor diesem Hintergrund wäre ein Nein zur Stopp-Initiative verlässlich und ein Ja dazu wäre unverlässlich.
Der Vorstand entscheidet. Die Befürworter waren bisher stets in der Mehrheit.
Marianne Binder hat keine Ahnung, was in Dietikon abläuft. Sie sollte mal zu uns kommen. Ich lade sie hiermit gerne in die «Krone» ein, um gemeinsam etwas trinken zu gehen. Wir machen pünktlich zur Hauptverkehrszeit ab und sie muss das Auto nehmen. Dann würde sie sehen, was los ist. Sie wäre nicht pünktlich. Was Roger Bachmann gesagt hat, unterstütze ich. Deswegen bin ich aber nicht gegen Aargauer. Ich finde es gut, wie Zürich und der Aargau zusammenarbeiten. Als aktiver Autofahrer will ich den Aargauern auch nicht das Auto wegnehmen.
Die Mutschellenstrasse beim Niderfeld sollte als Tunnel ins Reusstal weitergeführt werden, das würde uns und die Aargauer entlasten. Zudem muss die Strasse über den Heitersberg geöffnet werden. Da sollte uns der Aargau entgegenkommen. Klar ist auch, dass die Limmattalbahn-Baustelle während ein bis zwei Jahren für ein Chaos sorgen wird. Die Stadt Dietikon muss hier dem Gewerbe entgegenkommen, egal wie, mit einer guten Organisation der Zufahrten oder mit finanziellen Erleichterungen zum Beispiel. Gleichzeitig werden dank dieser Baustelle viele Aargauer einen anderen Weg suchen.
Wir Dietikerinnen und Dietiker müssen unser Selbstbewusstsein schärfen, insbesondere gegenüber dem Kanton und Bundesbern, gerade wenn es ums Limmattal als Durchfahrtsachse geht oder den Fluglärm und so weiter. Wir sollten eine gewichtige Stimme haben und nicht einfach übergangen werden. Die Zeit für ein geschärftes Selbstbewusstsein ist gekommen. Jetzt entwickelt sich das Limmattal. Man kann sagen, man wolle zurück ins 18. Jahrhundert oder man nimmt den Veränderungsprozess und sagt, wir sind Dietikerinnen und Dietiker und gestalten ihn.
Als Verkehrsobjekt entschärft sie die Verkehrssituation. Wir müssen dann schauen, dass die Bausubstanz in Dietikon verbessert wird. Das wird sicher auch die Bevölkerungsstruktur verändern.
Das ist ein gewichtiger Punkt. Wir haben in den 1950er- und 1960er-Jahren viel durchgemacht. Ich will gute Firmen in Dietikon und eine gute Bevölkerungsstruktur, sodass die Dietikerinnen und Dietiker sich noch wohler fühlen in unserer Stadt.