Dietikon
Weil der Kanton die Entwicklung im Gebiet Silbern ausbremst, haben Firmen Platzprobleme

Dem Dietiker Gewerbe drückt der Schuh. Die Stadt versucht ihr Bestes, um Firmen zu behalten – doch ihr sind die Hände gebunden. Der Wirtschaftsrat sieht die Schuld auch beim Kanton.

Sarah Kunz
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Dass Dietiker Firmen Platzprobleme haben, sei Schuld des Kantons, finden Urs Jenny, Josef Wiederkehr und Alfons Florian (v.l.).

Dass Dietiker Firmen Platzprobleme haben, sei Schuld des Kantons, finden Urs Jenny, Josef Wiederkehr und Alfons Florian (v.l.).

Chris Iseli/ZVG

Weil der Stadt grössere Bauflächen fehlen, haben Dietiker Firmen Platzprobleme. Viele überlegen sich daher einen Wegzug. Dieses Fazit lässt sich aus einer Firmenbefragung der Standortförderung ziehen. Was die Ergebnisse nicht direkt aufzeigen: Dahinter stecken weitere Baustellen. So ist etwa die Entwicklung des Gebiets Silbern/Lerzen/Stierenmatt (SLS) seit Jahren durch den Kanton blockiert.

Die Standortförderung Dietikon will den Bedürfnissen nun mit Gesprächen entgegenkommen, um die Unternehmen weiterhin hier zu behalten. Josef Wiederkehr, Präsident des Industrie- und Handelsvereins Dietikon, begrüsst dieses Vorgehen. Er sieht aber auch einen Knackpunkt: «Der Stadt sind die Hände gebunden, um wirklich etwas an dem Problem zu ändern.»

«Das Gewerbe zieht immer den Kürzeren»

Seit Jahren bremst der Kanton das wirtschaftliche Potenzial des SLS aus. Denn die eigentlich rechtskräftige Moorschutzverordnung für das Flachmoor wurde sistiert, weil nun noch der Auenschutz geklärt werden muss. Würde es mit dem Rechtsstreit vorwärtsgehen, wäre das Platzproblem zu einem grossen Teil gelöst.

Zudem hat das Dietiker Stimmvolk bereits vor sieben Jahren den Handlungsbedarf erkannt und den Gestaltungsplan angenommen. «Wenn das Gewerbe dem Kanton etwas wert ist, müsste er endlich seine Hausaufgaben machen», sagt Wiederkehr.

Derselben Meinung ist auch Urs Jenny, Präsident der IG Silbern: «Der Kanton lässt die Firmen in einer Rechtsunsicherheit. Das verunmöglicht eine Weiterentwicklung.» Damit die Firmen wachsen können, brauche es Platz und gute Erschliessungen. Und beides befände sich momentan wegen der kantonalen Vorgaben in der Schwebe. Platz wäre zwar genügend vorhanden, nur bebauen darf man ihn momentan nicht. Zudem ertrinke die Silbern im Verkehr. «Unsere Rahmenbedingungen sind wegen der Auflagen des Kantons sehr schlecht.»

Ein weiteres Ei legte der Kanton dem Limmattaler Gewerbe zusätzlich mit der Inventarisierung der Denkmalpflege. «Im September wurde uns bei der Firma Pestalozzi mitgeteilt, dass acht unserer Hallen ins Inventar für Schutzobjekte aufgenommen wurden, was uns in unserer Weiterentwicklung stark hemmt», sagt Jenny. «Wir versuchen, alles zu verbessern, und der Kanton pfuscht uns rein.»

Darin sieht auch Wiederkehr ein Problem: «Für die Firmen wird das Verfahren schwieriger, wenn sie bauliche Veränderungen vornehmen wollen.» Seine Schlussfolgerung: «Das Gewerbe zieht immer wieder den Kürzeren. Irgendwann suchen sich die Firmen dann halt einen neuen Standort, zum Schaden der Stadt und des Kantons.»

Handwerker haben es schwer in Dietikon

Die Erkenntnisse der Umfrage spiegeln auch den Eindruck des Gewerbevereins Dietikon: «Für Handwerksbetriebe fehlen ebenerdige Räumlichkeiten mit hohen Decken», sagt Präsident Alfons Florian. «Wir hatten deswegen schon Wegzüge.» Daran müsse man bei der Zonenplanung künftig denken. Dass die Stadt den Austausch mit dem Gewerbe sucht, helfe da bestimmt.

Flavio Casella, Inhaber der Holzbaufirma Casella AG, ist anderer Meinung. Er hat an der Firmenumfrage nicht teilgenommen. «Die Standortförderung könnte man abschaffen. Die bringt dem Gewerbe sowieso nichts», findet er.

Als Grund für die Platzprobleme in Dietikon sieht Casella etwa den hohen Landpreis und die Zoneneinteilung. Gewerbe- und Wohnzone liessen sich eben schlecht vereinen. «Niemand will 3000 Franken für eine Mietwohnung zahlen, wenn täglich ein Gabelstapler vor der Haustüre durchfährt.»

Fehlender Raum sei aber nicht das einzige Problem: «Es ist kein Netzwerk vorhanden, der Austausch zwischen Politik und Gewerbe stimmt nicht», sagt Casella. Die Firma hat deshalb ihre Produktion vor zwei Jahren nach Bergdietikon verlegt. «Von dieser kleinen Gemeinde haben wir in der kurzen Zeit mehr Unterstützung erhalten als von Dietikon in 15 Jahren.»