Der Dietiker Gemeinderatsausflug hätte genau so gut nach Remetschwil führen können. Denn das ist der Heimatort des Ratspräsidenten Pius Meier (CVP) und einer Tradition zufolge führen die Präsidenten ihre Ratsmitglieder gerne in ihren Heimatort.
Pius Meier hat noch einen zweiten Heimatort und so kam es, dass die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte gar nicht in die Ferne schweifen mussten, sondern ganz in der Nähe blieben – nämlich in Dietikon selber.
Amüsante Episoden
Doch auch in der Heimat gab es am Samstag so einiges an Neuem zu entdecken. Daran nicht unschuldig war Hans Peter Trutmann, der die Truppe von 17 Gemeinderätinnen und Gemeinderäten, vier Stadträten und einer Stadträtin sowie der Stadtschreiberin und ihrem Stellvertreter auf ihrer Tour durch Dietikon begleitete.
Der Präsident der Dietiker Neujahrsblattkommission war wie ein wandelndes Geschichtsbuch und unterhielt die Politiker mit amüsanten und bemerkenswerten Episoden aus der Vergangenheit ihrer Stadt.
Eine Familie, die Radau machte
So erzählte Trutmann beispielsweise im Reppischtal die unheimliche Geschichte des Bankdirektors Armin Bannwart, der genau dort im Jahr 1951 von den brutalen Ganoven Schürmann und Deubelweiss niedergeschossen worden war, weil er ihnen den Schlüssel zum Tresor nicht geben konnte. Das seien «Mafia-Typen» gewesen, sagte Trutmann: «Solche Gauner hat man zuvor in der Schweiz noch kaum gekannt.»
Doch Trutmann wusste auch Geschichten über die Römer in der Region, über eine wilde alte Dietiker Familie, die «Radau machte in den Wirtschaften», über die Zeit, als Bergdietikon und Dietikon zum Kanton Baden gehörten oder über eine ehemalige Dietiker Firma, die sogar Prinz Albert von Monaco belieferte.
Doch Meier war darauf bedacht, nicht nur die historische Seite von Dietikon zu beleuchten, sondern den Tag möglichst vielseitig zu gestalten.
Höhere Fachschule SFB
So fanden sich die Politikerinnen und Politiker unter anderem in der höheren Fachschule SFB wieder, von deren Existenz einige zuvor noch nichts gewusst hatten.
Dietiker Käse, Weininger Wein und interessante Geschichten über die Landwirtschaft gab es auf dem Hof von Albert und Nelly Triaca, den Tochter Anita und ihr Partner Fabian Brandenberger letztes Jahr übernommen haben. Es ist einer von nur noch sechs Bauernhöfen in Dietikon.
Noch im Jahr 1950 gab es rund 50 Stück, wie Albert Triaca wusste. Auf dem Nachbarhof erzählte Obstbauer Kurt Bräm, der rund 30 verschiedene Sorten von Äpfeln hat, dass «man heute als Bauer ein Unternehmen ist, wie jedes andere auch».
Sein Vater berichtete aus den früheren Zeiten, die oft hart waren. So sei 1834 der ganze Hof abgebrannt und nach dem 1. Weltkrieg die Nahrung so knapp, dass alle litten.
Positives Feedback
Viel besser ging es den Politikern auf ihrem Ausflug: Sie wurden auf dem Hof der Familie Bräm mit Fleischkäse und Kartoffelauflauf verköstigt, bevor sie sich derart gestärkt auf einen Rundgang durch den Bruno-Weber-Skulpturenpark machten.
Die Tour durch ihre Heimat kam bei den Dietiker Gemeinderäten gut an: «Man entdeckt in Dietikon immer wieder etwas, das man noch nicht gekannt hat», sagte Werner Hogg (FDP).