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Limmattal
Guido Schwegler ist der leitende Arzt der neuen Abteilung für Neurologie am Spital Limmattal. Er schätzt es, dass er den meisten Patienten gute Prognosen stellen kann. Erfolgreich ist er dann, wenn seine Behandlung eine Behinderung verhindert.
«Eigentlich bin ich nur aufgrund eines Zufalls zu einem Spezialisten für die Nervenerkrankung multiple Sklerose geworden», sagt Guido Schwegler, der leitende Arzt der neuen Abteilung für Neurologie am Spital Limmattal.
Nach einem Jahr am Hirnforschungsinstitut der Universität Zürich arbeitete Schwegler vier Jahre lang als Assistenzarzt am Unispital Zürich. Durch eine Studienbetreuung wurde er in dieser Zeit auf das Fachgebiet multiple Sklerose (MS) aufmerksam. «Da hat es mir den Ärmel reingezogen», erklärt der Neurologe.
Elf Jahre lang wirkte Schwegler als Oberarzt am Kantonsspital Aarau, wo er eine der grössten Sprechstunden für MS der Schweiz leitete. «Das spannende an dieser Krankheit ist, dass sie sehr intensiv erforscht wird, und man heute den meisten Patienten gute Prognosen stellen kann.»
Daneben mache auch die oft langjährige Patientenbetreuung seinen Beruf interessant. «Viele meiner Patienten kennen mich so gut, dass sie sogar bemerken, wenn ich neue Turnschuhe trage», sagt Schwegler.
Überalterung führt zur Häufung
«Gute Prognosen» meint im Fall der chronischen Nervenerkrankungen, wie sie MS eine ist, die Stabilisierung der Krankheit. «Eine vollständige Heilung gibt es in der Neurologie kaum. Unser Ziel ist es, zu verhindern, dass die Leute durch die Erkrankung behindert werden», erklärt Schwegler.
MS ist nur eine von vielen neurologischen Erkrankungen, die in der Anfang Jahr eröffneten Abteilung für Neurologie am Spital Limmattal diagnostiziert und behandelt werden. Die vorhandene Infrastruktur ermöglicht es, dass sowohl neuro-muskuläre, epileptische als auch neuropsychologische Krankheiten abgedeckt werden können.
Warum aber eröffnete das Spital erst jetzt eine Praxis für Neurologie? Einerseits sind viele neurologische Erkrankungen erst seit wenigen Jahren behandelbar. Andererseits entstand der Bedarf dadurch, dass Fälle von Nervenerkrankungen in den letzten Jahren immer häufiger auftraten.
«Das liegt hauptsächlich an der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft», erklärt Schwegler.«Das Risiko zum Beispiel, einen Schlaganfall zu erleiden, oder an Alzheimer zu erkranken steigt im Alter rapide an.» Dementsprechend zählen Schlaganfallpatienten zu den häufigsten stationären Kunden einer Neurologie-Abteilung.
Eine Behandlung in fünf Minuten
In vielen Fällen können neurologisch erkrankte Patienten auch ambulant behandelt werden. Am weitaus häufigsten sind darunter Leute mit Schwindelgefühl. Das kann zwar als Symptom bei nervlichen Erkrankungen auftreten, meist handelt es sich dabei aber um «Lagerungsschwindel».
Dieser tritt auf, wenn sich im Innenohr ein Teil des Gleichgewichtsorgans mechanisch verschiebt. «Meist lässt sich diese Verschiebung durch einfache Körperrotationsübungen innerhalb von fünf Minuten beheben», sagt Schwegler.
Heute würden sich viele Patienten bereits im Vorfeld eines Termins in der Neurologie über Internetplattformen anhand ihrer Symptome selbst eine Diagnose stellen, sagt Schwegler: «Das fördert die Skepsis der Leute gegenüber einer Diagnose durch einen Arzt, was ich grundsätzlich sehr gut finde.»
Er habe gar schon Fälle erlebt, in denen Patienten bei ihren Recherchen zu einem richtigen Befund kamen, auf den der zuständige Mediziner nicht gekommen sei.
Kein Schmerz, kein Problem?
Das Problem an neurologischen Erkrankungen ist, dass sie selten von Schmerzen begleitet werden. «Viele Nervenerkrankungen werden sehr spät diagnostiziert. So erleiden etwa viele Leute einen leichten Hirnschlag, kommen aber nicht zu uns, weil die Symptome des Schlaganfalles von selbst wieder vorbeigehen», so Schwegler.
In bestimmten Fällen erachtet es der Neurologe deshalb als sehr wichtig, dass umgehend ein Arzt aufgesucht wird: «Immer wenn Funktionsstörungen von Körperteilen wie angeworfen auftreten, dann sollte man notfallmässig ärztliche Hilfe aufsuchen.» Akut auftretende Symptome seien oft ein Anzeichen dafür, dass eine ernsthafte Erkrankung vorliege.