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Region (LiZ)
Limmattal
Die Gruppe Islamischer Staat (IS) sei dem Ende nah, sagte der bekannte Experte Ulrich Tilgner in Geroldswil.
«Nach 30 Jahren als Nahost-Korrespondent bin ich total desillusioniert», sagt Ulrich Tilgner über die Lage im Irak. Die Situation sei verfahren und die Regierung werde aus eigener Kraft kaum eine Lösung hervorbringen. Tilgner, der wohl bekannteste Nahost-Exptere, machte diese Aussagen im Hotel Geroldswil, in das er vom Geroldswiler Kulturverein Spektrum eingeladen worden war, um über seine Tätigkeit und seine Einschätzungen der aktuellen Situation zu berichten.
Mittels Fotos und Filmaufnahmen gab der ehemalige ARD- und ZDF-Korrespondent Einblick in seine letzten Recherchen. Vieles drehte sich dabei um die Gruppe Islamischer Staat (IS) und deren Kampf. Tilgner kommentierte: «Die IS ist nicht gut ausgerüstet, wie es oft heisst. Der Kampf ist simpel und brutal.» Seiner Meinung nach sei das Ende der Gruppe nah.
Kein Kriegskorrespondent
Im anschliessenden Gespräch mit dem Chefredakteur der Limmattaler Zeitung, Jürg Krebs, zeigte sich Tilgner sehr auskunftsfreudig und beantworte die Fragen in seiner gewohnt sachlichen, wortgewandten Art. Themen des Gesprächs waren unter anderem die politische Situation im Mittleren Osten, die Frage, ob der Westen mit militärischen Einsätzen Konflikte lösen kann (nach Tilgners Meinung nicht) und die Zukunft der al-Qaida. Die al-Qaida sei «viel, viel gefährlicher» als die IS, sagt Tilgner. «Stellen sie sich vor, wie es sein wird, wenn die al-Qaida Bomben entwickelt, die man in einem Flugzeug nicht mehr entdecken kann.»
Die Möglichkeit Fragen zu stellen, nahmen einige wenige Zuschauer des rappelvollen Saals wahr. Ein Herr fragte, wie Tilgner überhaupt dazu gekommen sei, Kriegskorrespondent zu werden. «Ich bin kein Kriegskorrespondent, es gibt schliesslich auch keine Friedenskorrespondenten», sagte Tilgner, der anfügte, er würde sich als Experten für den Nahen Osten bezeichnen, sei aber jetzt sowieso sozusagen in Rente.
«Jetzt ist aber fertig»
Eine weitere Besucherin löste Unruhe im Saal aus, als sie fragte, ob Tilgner Saddam Hussein wirklich als Diktator eingeschätzt habe. Schliesslich sei die Situation heute nicht viel besser. Der Saal war ganz offensichtlich nicht ihrer Meinung. «Jetzt ist aber fertig», rief ein Herr aus dem Publikum. Auch Tilgner stellte sich klar auf den Standpunkt, Saddam Hussein sei ein Diktator gewesen.
Am Ende des Abends gab es tosenden Applaus für den Experten und für die zahlreichen Gäste die Möglichkeit, sich ein von Tilgner signiertes Buch zu ergattern.