Ein Rentner hatte sich in den vergangenen Monaten an den Bäumen den Üetlibergwalds zu schaffen gemacht. Nun wurde der Mann festgenommen.
Baumliebhabern dürfte bei diesem Anblick ein Stich durchs Herz gegangen sein. Wo einst Bäume dicht an dicht in den Himmel ragten, fanden sie ein Feld der Verwüstung vor. Rücksichtslos abgesägte Stammstummel, kahle Baumstämme und achtlos zurückgelassene Äste zeigten sich ihnen, als sie auf dem Schwendenholzweg spazierten. Der Üetlibergwald war in den letzten Monaten Opfer eines illegalen Holzhackers geworden.
Lange war unklar, wer dafür verantwortlich war. Einem Mitarbeiter von Grün Stadt Zürich ging die Sache zu weit. Und so erstatte er Ende April Anzeige bei der Stadtpolizei. Er erklärte, dass im Stadtwald, an besagtem Weg, während der letzten Monate über hundert Bäume illegal gefällt worden seien. Zudem seien bei einigen der dort ebenfalls vorzufindenden Mammutbäume Äste abgesägt worden. Die Stadtpolizei ging der Sache nach und machte sich vom Tatort ein Bild. Sie stellte fest, «dass erst vor kurzem jemand aktiv Bäume gefällt haben musste», wie sie am Dienstag mitteilte.
In der Folge habe sie dann «aufwendige Fahndungsmassnahmen eingeleitet». Und sie erwischte den Täter in flagranti. Am Donnerstag, 25. Mai, gegen 22 Uhr habe man an der nahe des Schwendenholzwegs liegenden Mammutbaum-Allee einen 78-jährigen Rentner festgenommen. Der Mann werde dringend verdächtigt, in den letzten Wochen und Monaten eine grosse Anzahl von Bäumen gefällt zu haben.
Dabei erfuhren die Beamten auch sein Motiv: «Bei der anschliessenden Einvernahme zeigte er sich geständig und sagte, dass er den Mammutbäumen mehr Licht und Wärme verschaffen wollte.» Der Mann müsse sich jetzt vor der zuständigen Staatsanwaltschaft verantworten, schreibt die Stadtpolizei weiter. Der angerichtete Sachschaden betrage über hunderttausend Franken.
Eine Notiz am Rande: «Luft verschafft» wurde den Mammutbäumen vor noch nicht allzu langer Zeit bereits einmal. Allerdings mussten bei der damalige Aktion ein paar Exemplare der stolzen nordamerikanischen Riesen gleich ganz über die Klinge springen, was wohl nicht unbedingt im Sinne des Rentners gewesen sein dürfte. Damals ging die Initiative von Grün Stadt Zürich aus. Sie liess im Januar 2022 nämlich 30 Mammutbäume auf dem Üetliberg fällen.
Grund: Als man vor 20 Jahren auf die Idee kam, sie an der nach ihnen benannten Mammutbaum-Allee in der Nähe der SZU-Haltestelle Ringlikon zu pflanzen, bedachte man nicht, dass der Abstand zwischen den Bäumen genügend gross sein musste. Einzelne Bäume hätten entfernt werden müssen, «damit sich die verbleibenden Exemplare ungehindert bis zu ihrer vollen Grösse entwickeln können». So jedenfalls wurde die Aktion damals von Grün Stadt Zürich begründet.