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Elf Jahre lang hat Otto Müller (63) als Stadtpräsident das Leben der Stadt Dietikon massgeblich geprägt. Im Interview wird deutlich, womit er sich in den kommenden Monaten vor allem wird auseinandersetzen müssen: loszulassen.
Otto Müller: Im Gegenteil. Die Arbeit macht mir viel Spass, ich habe immer noch Freude an schwierigen Aufgabenstellungen und lebe sozusagen in den Projekten mit.
Ich habe mich dazu entschieden, weil ich nach den 24 Jahren in der Lokalpolitik noch einmal etwas Neues anpacken möchte. Der Entschluss ist bereits vor einem halben Jahr gereift. Es gibt auch schon Pläne, die ich aber derzeit noch nicht kommunizieren möchte.
Man soll nie «Nie» sagen. Kategorisch ausschliessen würde ich es auf jeden Fall nicht.
Von Anfang an habe ich mir zwölf Jahre gegeben für meine Zeit als Präsident. Aber es fällt mir nicht leicht, loszulassen, das gebe ich zu. In der Politik sind die Projekte nie fertig.
Nein. Mich da einzumischen, das steht mir nicht zu.
Das nicht, aber ein gewisses Gefühl des Bedauerns, etwa dafür, gewisse Projekte jetzt nicht mehr begleiten zu können, beispielsweise die Entwicklungsplanung im Niderfeld.
(Ohne zu zögern) Die Entwicklung des Stadtteils Niderfeld, die Limmattalbahn und die Optimierung des Finanzhaushalts.
Das stimmt. Aber diese Themenfelder gehen alle über 10 bis 15 Jahre. Es gibt äussere Faktoren, die man nur beschränkt beeinflussen kann. Dennoch: Wir haben einen guten Stand erreicht. Ich habe es immer als ein Privileg empfunden, diese Projekte begleiten und prägen zu dürfen. Es war für mich fast eine Ehre.
Da gibt es vieles: etwa Weichen im Zeitalter einer rasanten Stadtentwicklung
gestellt und die Infrastruktur an diese Entwicklung angepasst zu haben, aber auch verwirklichte Projekte, wie das Schwimmbad und das Altersheim mit Residenz, die Förderung des Wirtschaftsstandorts Dietikon sowie der Austausch mit der Bevölkerung und auch mal als deren Blitzableiter zu dienen.
Ich bin vom Wesen her keiner, der polarisiert. Ich bin ein Brückenbauer. Das war auch in der Zusammenarbeit im Stadtrat von Vorteil. Diese war stets sehr konstruktiv und von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Es gab harte Auseinandersetzungen in der Sache, aber nie persönlichen oder parteipolitischen Streit.
Da fällt mir vor allem die Ablehnung des Mietschulhauses im Limmatfeld im Jahr 2012 ein. Der Entscheid stellte uns vor enorme Herausforderungen. Das Projekt war zu visionär, und uns ist es nicht gelungen, es der Bevölkerung zu erklären.
Dass es gelungen ist, einer vielschichtig zusammengesetzten Bevölkerung ein Umfeld zu schaffen, wo sie arbeiten und sich erholen kann, dass es mehr Firmen und Arbeitsplätze in Dietikon gibt sowie diverse Naturschutzprojekte. Zu erwähnen ist noch der erfolgreiche Kampf gegen den Bau des Gateway Limmattal. All das ist natürlich nicht allein mein Verdienst, aber ich war am Schalthebel. Ich freue mich, dass in Dietikon – auch wenn die Stadt finanziell nicht auf Rosen gebettet ist – das Potenzial stimmt, dass es in die richtige Richtung geht.