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Region (LiZ)
Limmattal
Die Schlieremer Stadtangestellten wollen nicht länger bei der Personalvorsorgekasse des Kantons Zürich (BVK) versichert bleiben. Dies zeigt das gestern bekannt gewordene Ergebnis der Abstimmung über einen Kassenwechsel.
58 Prozent der rund 380 Stadtangestellten wollen ab Anfang 2017 bei der Dietiker Pensionskasse SHP versichert sein. 42 Prozent votierten für einen Verbleib bei der BVK.
Für Stadtpräsident Toni Brühlmann-Jecklin (SP) war es von Beginn weg schwierig zu beurteilen, wie sich die Angestellten entscheiden würden, wie er auf Anfrage sagt. «An den drei Informationsveranstaltungen zur Abstimmung informierte die Stadt neutral über die Vor- und Nachteile, sodass sich die Angestellten ihre eigene Meinung bilden konnten», so Brühlmann-Jecklin.
«Der Stadtrat hat stets betont, dass wir den Entscheid des Personals mittragen werden.»
Nun wird der Stadtrat in seiner Sitzung vom 14. November definitiv über die BVK-Kündigung befinden. Die Bedingung für ein Ja des Stadtrates ist, dass die Kosten für den Wechsel die 6-Millionen-Marke nicht übersteigen. «Danach sieht es im Moment nicht aus. Der Stadtrat hat stets betont, dass wir den Entscheid des Personals mittragen werden», so Brühlmann-Jecklin. Aktuell sieht es danach aus, dass der Wechsel lediglich Kosten von 4,5 Millionen Franken erzeugt.
Erst vor wenigen Wochen entschieden auch die Gemeinden Oberrieden und Erlenbach, der BVK den Rücken zu kehren. Der Grund ist eine Verschlechterung der Bedingungen für die Versicherten. Im Sommer 2015 gab der BVK-Stiftungsrat bekannt, dass er ab Anfang 2017 den technischen Zinssatz von 3,25 auf 2 Prozent zu senken und den Umwandlungssatz anzupassen gedenke.
Somit steigen die Prämien für Mitarbeiter, während Rentenbezüger weniger Geld erhalten. Die BVK begründete diese Schritte damit, dass man die Pensionskasse für die Zukunft rüsten müsse. Dies löste einen Sturm der Entrüstung aus: Einige der 480 bei der BVK-Versicherten Gemeinden und Organisationen übten öffentlich Kritik. Insbesondere der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) lehnte die Sanierungspläne dezidiert ab.
Auch das Spital Limmattal spielte laut mit dem Gedanken aus der BVK auszutreten, wegen einer zu hohen Ausfinanzierung aufgrund der aktuellen Rentenbezüger wurde dies schliesslich verworfen.
In der Offerte der Dietiker SHP, welche der Schlieremer Stadtrat Anfang September veröffentlichte, war ersichtlich, dass die Stadt Schlieren für eine Ausfinanzierung rund 4,5 Millionen Franken aufwenden müsste. Dafür würden sich bei der neuen Kasse jährliche Einsparungen von 370 000 Franken auf Seite der Stadt ergeben und zudem die Altersrenten der Stadtangestellten erhöhen.
Diese Offerte basierte jedoch auf Annahmen. Dass auch die SHP ihren technischen Zinssatz künftig senken müsse – wie dies einige Pensionskassen in jüngster Vergangenheit taten – sei ebenfalls möglich, wie der Stadtrat in seinem damaligen Entscheid schrieb.
Für eine Stellungnahme war der Geschäftsleiter der SHP, Rolf Bolliger, gestern nicht zu erreichen. Doch gab er sich im vergangenen September gegenüber dieser Zeitung optimistisch, dass die SHP-Konditionen langfristig besser sein werden als jene der BVK. Dies unter anderem, weil das Verhältnis von aktiv Versicherten zu Rentenbezügern von 5 zu 1 bei der SHP sehr viel besser sei als bei dem Konkurrenten.
BVK-Sprecher Florian Küng nimmt den Entscheid der Schlieremer Stadtangestellten zur Kenntnis, wie er schriftlich mitteilt. Auf die Frage, ob derzeit noch weitere Gemeinden und Organisationen einen Austritt vorbereiten, verweist er darauf, dass Kennzahlen erst im Januar veröffentlicht würden. «Viele unserer Kunden haben den Überprüfungsprozess jedoch bereits abgeschlossen und sich für einen Verbleib bei der BVK entschieden», so Küng.