Der Schnee brachte für Arthur Frei und seine Mitarbeiter vom Schlieremer Werkhof jede Menge Arbeit. Für ihren Einsatz ernten die Werkhofmitarbeiter wenig Dankbarkeit – Tadel gibt es regelmässig.
«Das ist noch gar nichts», antwortet Arthur Frei auf die Frage, ob der Schneefall der letzten Tage bei den Schlieremer Werkhofmitarbeitern schon zu Ermüdungserscheinungen geführt habe. Frei ist seit 32 Jahren als Baudienstchef beim Werkhof angestellt und Leiter eines Teams im Winter-Pikettdienst. Richtig schlimm sei eigentlich nur der Winter 2006 gewesen, sagt er.
Damals fielen von Samstag auf Sonntag innert 24 Stunden fast 50 Zentimeter Neuschnee. «Wir räumten, schaufelten und salzten wie die Wilden, aber es brachte nichts. Die Schneemassen waren zu gross. Auch die Busse fuhren bald nicht mehr», erinnert er sich. Teilweise waren die Schneehaufen auf den Trottoirs so gross, dass sie lastwagenweise abtransportiert werden mussten. Um 23 Uhr habe er seine Männer – es stand die gesamte Belegschaft im Einsatz – nach Hause geschickt. «Um 4 Uhr machten wir wieder weiter. Viele von uns arbeiteten erneut bis 23 Uhr», sagt der heute 55-Jährige. Er selbst leistete an diesen zwei Tagen insgesamt während 30 Stunden Dienst.
So dramatisch ist die Lage in Schlieren nach dem Wintereinbruch vom vergangenen Wochenende zwar nicht. Bisher konnte der Winterdienst im regulären Schichtbetrieb und mit den seit Freitagabend eingeteilten Pikett-Teams bewältigt werden. Dennoch: Bis Montagabend waren die Werkhofmitarbeiter bereits 120 Stunden mit Schnee und Eis beschäftigt, wie Roger Gerber, der Leiter der Abteilung Werke, Versorgung und Anlagen der Stadt Schlieren, sagt: «Wer Pikettdienst hat, darf den Tag über freinehmen. Das machen aber nur die wenigsten. Mit dem regulären Tageswerk ergibt sich so oft eine Präsenzzeit von bis zu 14 Stunden.»
Durchschnittlich rechnet die Stadt mit 15 bis 20 Tagen pro Jahr, an denen der Winterdienst so intensiv arbeiten muss wie derzeit: Budgetiert sind jährlich 1600 Arbeitsstunden. Je nachdem, wie hart oder mild ein Winter ausfällt, kann der Arbeitsaufwand aber stark variieren. Das zeigte sich auch in den letzten beiden Jahren: Im vergangenen Winter fielen 2166 Arbeitsstunden auf den Winterdienst. Durchschnittlich dauerten Einsätze für diese Arbeiten acht Stunden pro Person. In der Saison 2012/13 hingegen blieb kaum einmal Schnee liegen. Sie schlug mit lediglich 440 Arbeitsstunden zu Buche – vierstündige Schichten waren die Regel.
Und was machen die Werkhofarbeiter, wenn der Schnee ausbleibt? Mehr Ferien? «Nein», sagt Gerber, «uns geht die Arbeit auch dann nicht aus. Vielmehr fehlt uns in harten Wintern die Zeit, um vorbereitende Arbeiten wie die Pflege der Grünflächen zu erledigen.» Schneefreie Strassen müssten ausserdem wie in den übrigen Jahreszeiten von Dreck und Abfall befreit werden.
Während der regulären Tagesschichten sind in Schlieren jeweils zehn Personen im Einsatz, im wöchentlich alternierenden Pikettdienst deren sieben. Die Werkhofmitarbeiter räumen die Strassen mit zwei Lastwagen, die Trottoirs mit drei Kleinfahrzeugen. «Dazu sind zwei Personen auf ‹Handtour›. Sie befreien Treppen und Fusswege von Schnee und Eis», erklärt Frei. Die Pikett-Teams müssen sich bereithalten, sobald die Temperaturen auf den Gefrierpunkt sinken – auch wenn kein Schneefall angekündigt ist. «Im Normalfall vereinbaren wir bereits abends, wann der Morgeneinsatz beginnt», sagt Frei. Wenn jedoch nachts überraschend viel Schnee fällt, müssen sie auf Abruf bereit stehen.
Bei seinen Wintereinsätzen verfährt der Werkdienst nach einer Prioritätenliste. Als Erstes werden Trottoirs und Strassen im Zentrum und steile Stellen auf dem ganzen Stadtgebiet geräumt. «Sind diese Bereiche nicht gefahrenfrei begehbar, erhalten wir sofort Reklamationen», so Frei. Trotz der langen harten Arbeitstage an der Kälte erfahren die Männer vom Werkdienst von der Bevölkerung nämlich kaum Dankbarkeit, wie Gerber sagt: «Wir kriegen nur zu hören, wenn etwas nicht schnell oder regelmässig genug geräumt wird.»