Das Energiestadtlabel Gold ist ihnen nicht genug. Die Schlieremer Parlamentarier Dominik Ritzmann und Manuel Kampus fordern in einem Postulat mehr Engagement der Stadt Schlieren in Sachen Nachhaltigkeit.
Die Grünen-Parlamentarier Dominik Ritzmann und Manuel Kampus verlangen in einem kürzlich eingereichten Postulat ein auf Schlieren zugeschnittenes Förderprogramm für den Ausbau erneuerbarer Energien und für energieeffizientes Bauen. So sollen beispielsweise Personen, die auf Fotovoltaik oder Erdsondenheizungen setzen, finanziell von der Stadt Schlieren unterstützt werden. Und zwar unabhängig von allfällig durch Bund und Kanton entrichteten Subventionen.
Ritzmann und Kampus schlagen vor, dass mit dem Geld nicht nur die Umstellung auf ein neues Heizsystem oder der Bau einer Solaranlage auf dem Dach gefördert wird. Sie würden es auch befürworten, wenn «obligate Rückbaukosten bei der Gasleitung übernommen werden».
Jüngst wurde die Stadt Schlieren in diesem Zusammenhang von einem Hausbesitzer kritisiert. Nach der Umstellung auf ein nachhaltiges Heizsystem erhielt er von der Stadt eine Rechnung in der Höhe von 5500 Franken für den Rückbau seines Gasanschlusses.
Der Hausbesitzer fühlte sich von der Stadt ungerecht behandelt. Seiner Meinung nach ist es ein Widerspruch, dass Bund und Kanton mit Fördergeldern zur Umstellung auf nachhaltige Heizsysteme motivieren, wenn die Stadt Schlieren gleichzeitig Gebühren für den Rückbau des alten Anschlusses verrechnet. Das Thema hatte Parlamentarier Dominik Schläpfer (FDP) in einer Anfrage aufgenommen. Auch er forderte, dass die Stadt die Kosten für den Rückbau in solchen Fällen übernehmen sollte.
Einfach so soll man das Geld aber nicht erhalten, finden Ritzmann und Kampus. Es dürfe nur an Hausbesitzer ausbezahlt werden, die wegen der Sanierung keine Kündigung aussprächen.
Ritzmann und Kampus halten ihr Anliegen für demokratisch legitimiert. Dazu verweisen sie auf die neuesten Abstimmungsergebnisse zu Umweltthemen. Am 13. Juni 2021 nahmen 52 Prozent der Schlieremer Stimmberechtigten die national abgelehnte Bundesvorlage für das neue CO2-Gesetz an. Ebenfalls mehr als die Hälfte der Schlieremer sagte anlässlich der kantonalen Abstimmung vom 28. November Ja zum neuen Energiegesetz, nämlich 61 Prozent. Über den ganzen Kanton gesehen lag der Ja-Stimmen-Anteil beim CO2-Gesetz bei 55 Prozent und beim Energiegesetz bei 63 Prozent.
Die Schlieremer Parlamentarier Ritzmann und Kampus verweisen zudem darauf, dass der Bezirkshauptort Dietikon bereits über das von ihnen geforderte Förderungsprogramm verfügt. Die Nachbarstadt hat ein solches 1993 ins Leben gerufen. Ergänzend zu Fördergeldern von Bund und Kanton unterstützt es Bauherren, die auf energieeffiziente Massnahmen setzen, finanziell.
Und um die Anzahl Fördergesuche zu verdoppeln, hat die Stadt Dietikon das Programm 2020 überarbeitet. Ihr damaliges Ziel: Statt jährlich 60'000 Franken Fördergelder zu entrichten, wollte man diesen Betrag auf 120'000 Franken pro Jahr steigern.
In den Augen der Parlamentarier Ritzmann und Kampus steht die Stadt Schlieren im Vergleich schlechter da. So kritisieren sie, dass der Stadtrat vor drei Jahren das Programm zur Förderung der Sonnenenergie mit einem Budget von jährlich 40'000 Franken «ersatzlos gestrichen» hat.
Begründet wurde der stadträtliche Beschluss damals damit, dass das Programm zu wenig genutzt worden sei. Gegenüber der «Limmattaler Zeitung» stellte Werkvorstand Andreas Kriesi (GLP) zu diesem Zeitpunkt allerdings eine Alternative zum gestrichenen Programm in Aussicht. Doch diese war seither in der Öffentlichkeit nie mehr ein Thema.
Den neuesten Erfolg der Stadt Schlieren in Sachen Nachhaltigkeit lassen Ritzmann und Schläpfer in ihrem Vorstoss allerdings unerwähnt. So wurde der Stadt Schlieren nach Dietikon als zweite Gemeinde im Bezirk im Herbst das Energiestadtlabel Gold verliehen. Es handelt sich dabei um ein europäisches Gütezertifikat, das Gemeinden für besondere Leistungen in Sachen Nachhaltigkeit auszeichnet. Derzeit können das Label in der Schweiz 75 Städte und Gemeinden vorweisen, im Kanton Zürich unter anderem Uster, Winterthur und Zürich.