Bereits zum zweiten Mal erkundigten sich Mitglieder der Schlieremer GLP nach besseren Lösungen für den Schwimmunterricht. Der Stadtrat sagt, dass man «Möglichkeiten prüfen» werde.
So schnell wird in Schlieren wohl kein überdachtes Badevergnügen möglich sein – daran ändern auch zwei Vorstösse der GLP nicht. Es sei nicht damit zu rechnen, «dass die Stadt kurz- oder mittelfristig über ein eigenes Hallenbad verfügen wird», schreibt der Stadtrat in seiner Antwort auf die jüngste Kleine Anfrage von Gemeindeparlamentarierin Songül Viridén. Den gleichen Wortlaut benutzte der Stadtrat schon letztes Jahr, als er eine Kleine Anfrage von Henry Jager beantwortet. Wie seine Parteikollegin will auch Jager, dass die Situation rund um den Schwimmunterricht verbessert wird.
Diese hat sich aufgrund der Pandemie verschärft. Von März 2020 bis Mai 2021 erfolgte gar kein obligatorischer Schwimmunterricht, wie Viridén in ihrem Vorstoss schrieb. Danach hätten diverse Ausfälle und schlechtes Wetter ihr Weiteres getan. Schlieren verfügt derzeit nur über das Freibad Im Moos. Damit das Schulschwimmen ganzjährig stattfinden kann, greift die Stadt eigentlich auf das Hallenbad Urdorf zurück. Doch Corona schränkt diese Alternative ein. Insbesondere steht das Hallenbad Urdorf am Montagmorgen nicht mehr zur Verfügung.
Viridén ging davon aus, dass «mindestens ein Jahrgang» der Kinder gar nicht schwimmen gelernt habe – dabei empfiehlt der kantonale Lehrplan, dass von der 1. bis zur 3. Klasse jeweils 40 Schwimmlektionen durchgeführt werden. Der Stadtrat bestätigt die Aussage von Viridén zwar nicht. Aber er hält sinngemäss fest, dass der grösste Teil der Drittklässler im vergangenen Schuljahr bloss sechs Schwimmlektionen oder weniger hatte. Eine Klasse hatte sogar nur drei Schwimmlektionen. Anders soll es im laufenden Schuljahr sein: So werden die meisten Zweitklässler je 17 bis 18 Lektionen im Hallenbad durchlaufen. Bei den drei Klassen, die wegen der Einschränkungen in Urdorf nicht mehr ins Hallenbad können, sind je sieben Schwimmlektionen im Schlieremer Freibad Im Moos eingeplant.
Die Schule wird jenen Kindern, die massiv weniger Schwimmlektionen erhalten, kein Nachholen des Schwimmunterrichts ermöglichen – denn das Hallenbad ist ausgelastet. Auch Freizeitkurse am Mittwochnachmittag oder am Samstag, wie es Viridén in ihrem Vorstoss vorschlug, sind nicht möglich. «Für ein Nachholen der Lektionen in der Mittelstufe bräuchte es zusätzliche freie Slots», schreibt der Stadtrat.
Wie Viridén auf Anfrage festhält, sei Schwimmen ein relevanter Aspekt zur Sicherheit und zum Wohl der Kinder. «Wenn dies, aus welchen Gründen auch immer, nicht sichergestellt werden kann, muss man kreativ nach Lösungen suchen.» Auch vor diesem Hintergrund hatte GLP-Gemeindeparlamentarier Henry Jager 2020 kritisiert, dass Schlieren kein Lernbecken hat. Mit Hilfe seiner Anfrage an den Stadtrat wollte er erfahren, wie dieser den Schwimmunterricht künftig sicherstellt und ob es langfristige Lösungen gibt, damit man nicht mehr von Dritten abhängig ist. Schliesslich hat Schlieren rund 20'000 Einwohner.
Damals wie heute hält der Stadtrat fest, dass ein Ausweichen auf andere Hallenbäder nicht möglich ist. Denn es fehlt an freien Kapazitäten. Auch die Stadt Zürich kann Schlieren keines ihrer Hallenbäder zur Verfügung stellen. Da bereits eine Lektion Schwimmunterricht in Urdorf inklusive Weg und Umziehen bereits jetzt schon fast drei Schullektionen in Anspruch nimmt, sei es auch nicht zweckmässig, Unterricht in weiter entfernten Gemeinden abzuhalten. «Die Schulpflege ist sich bewusst, dass die Situation einer Veränderung bedarf», so der Stadtrat. Man werde prüfen, ob mehr Lektionen im Schwimmbad Im Moos abgehalten werden können. Auch weitere Möglichkeiten werden geprüft. Was derweil den Bau eines eigenen Lernschwimmbeckens betrifft, so verzichtete die Stadt bereits 2013 bei der Planung des Schulhauses Reitmen aus Spargründen darauf.
Viridén ist nun weder mit der Situation noch mit den Antworten zufrieden. Im Gegenteil findet sie: «Der Stadtrat ist auf meine Fragen gar nicht richtig eingegangen.» So wollte sie wissen, wie man vorgehen würde, sollte Corona weiterhin verhindern, dass die Kinder in den Anlagen anderer Gemeinden schwimmen lernen – hierzu fehlt etwa eine entsprechende konkrete Antwort. Aus Sicht von Viridén liegt es auf der Hand, im Sommer mehr Lektionen im Schwimmbad Moos anzubieten oder den Unterricht auf diese Zeit zu verdichten. Denn: «Im Zentrum steht für mich und die GLP, dass unsere Kinder schwimmen lernen können.»