Dietikon
Papeterie Jenny zieht den Schlussstrich: der Laden schliesst in zehn Tagen

Der wachsende Onlinehandel zwingt die Papeterie Jenny AG im Dietiker Zentrum in die Knie. Der Laden schliesst bereits in zehn Tagen.

Cynthia Mira
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Die Papeterie Jenny AG geht zu
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Das nächste Geschäft im Dietiker Zentrum schliesst die Türen. Die Papeterie an der Zürcherstrasse steht vor dem Aus.
Bis zum 31. Januar muss die Ware im Lokal raus.
Geschäftsführerin Miranda Jenny gibt ihre letzte Filiale auf.

Die Papeterie Jenny AG geht zu

Cynthia Mira

Der Entscheid der Geschäftsführerin Miranda Jenny ist gefallen. Ende Januar schliesst die Papeterie Jenny AG im Dietiker Zentrum. Damit endet die über hundert Jahre alte Geschichte der Papierwarenhandlung an der Zürcherstrasse. Die treue Kundschaft, die der Laden sehr wohl hat, konnte den stetigen Umsatzrückgang in den letzten Jahren nicht aufhalten. Es ist der Onlinehandel, der die letzte Papeterie im Zürcher Limmattal nun in die Knie zwingt. «Wenn Sie lesen, dass der Versand von Paketen bei der Post um acht Prozent gestiegen ist, dann können Sie sicher sein, dass der Umsatz bei den Detailhändlern um denselben Prozentsatz sank», sagt Jenny. Sie sei schon oft gefragt worden, wie lange sie das Geschäft noch führen werde, stets mit den Wünschen verbunden, sie möge doch bleiben. Gestern Morgen bereitete sie den Laden auf die Liquidation vor.
Wenn ein solcher Entscheid einmal feststehe, dann sei es gut, wenn es schnell gehe, meint Sabine Billeter, Geschäftsleiterin der Dietiker Zentrumsvereinigung. Diese wird voraussichtlich ebenfalls Ende Monat aufgelöst. Billeter half aus und markierte mit roten Klebern die Schreibutensilien, die in den verbleibenden Tagen noch zum halben Preis verkauft werden. Für sie sei es selbstverständlich, Jenny und das Team zu unterstützen.

Heute gibt man in einer Papeterie noch den Geburtstags- und Hochzeitskarten einen gewissen Wert, für den man bereit ist, zu bezahlen.

(Quelle: Miranda Jenny Geschäftsführerin der Dietiker Papeterie Jenny AG)

Auch Lehrstellen gehen mit Schliessungen verloren

Der Verkauf von Papeteriewaren startete in diesem Lokal mit der Familie Oeschger vor über hundert Jahren und ging später an die Papeterie Helbling AG über. Die Räumlichkeiten wurden 1990 von Jenny übernommen. Insgesamt führte sie im Kanton vier Papeterien. 2011 machte sie das Geschäft in Schlieren zu. Kurz darauf folgte der Betrieb in Altstetten, den sie aufgrund der hohen Miete nicht mehr weiterführte. «Die Mieten müssen allgemein nach unten korrigiert werden, damit Geschäfte überhaupt existieren können», sagt sie. Dietikon sei nun ihr letzter Betrieb, den sie aufgebe. Früher hatte sie auch noch eine Filiale im Dietiker Löwenzentrum.

Es ist der Onlinehandel, der die letzte Papeterie im Zürcher Limmattal nun in die Knie zwingt.

Es ist der Onlinehandel, der die letzte Papeterie im Zürcher Limmattal nun in die Knie zwingt.

Cynthia Mira

Wer eine Papeterie mit spezialisierter Ware aufsucht, der muss nun nach Wettingen oder Zürich ausweichen. In der Region war es der letzte Laden. Jenny bedauert mit der Schliessung der vielen Kleinbetriebe auch die Tatsache, dass Lehrstellen verloren gehen. «Bis vor sechs Jahren konnten wir Lehrlingen bei uns eine Stelle anbieten. Insgesamt haben wir fünfzig junge Frauen ausgebildet und jeder Werdegang war eine Erfolgsgeschichte», sagt sie.

Der Qualitätsanspruch für Schreibwaren sei gesunken

Von diesem Schlussstrich in Dietikon sind auch zwei Mitarbeiterinnen betroffen, die im Lokal Teilzeit arbeiten. Das stelle aber kein Problem dar, weil beide im Pensionsalter seien, sagt Jenny. Auch sie sei 63 Jahre alt und werde eine andere Tätigkeit finden. Der Bau der Limmattalbahn sei keineswegs der Grund für das Ende gewesen, sondern habe den Prozess allenfalls beschleunigt, betont Jenny.

Die Ursache liege im veränderten Kaufverhalten: «Es ist eine Entscheidung, ob man im Internet oder in der Stadt einkaufen geht.» Sie habe zu den ersten gehört, die auch einen Onlineshop geführt haben, und auch die Preise seien im Laden nicht höher als bei Anbietern im Internet, sagt sie. Aber früher habe auch der Verkauf von schönen Fotobüchern etwa geholfen, den Umsatz zu steigern. Für Schreibwaren und Papiermaterial sei der Qualitätsanspruch allgemein gesunken. «Heute gibt man in einer Papeterie noch Geburtstags- und Hochzeitskarten einen gewissen Wert, für den man bereit ist, zu bezahlen», sagt sie.
Während der Vorbereitungen zur Liquidation war der Laden geschlossen. Dennoch kamen Kunden vorbei. Unter ihnen der Dietiker Christian Bräm: «Es war so einfach, auch mit dem Auto kurz vor­bei­zukommen, wenn man etwas brauchte. Wo ich jetzt hingehen soll, wenn dieser Laden schliesst, weiss ich nicht.»