Dietikon
Nüsslisalat ist auch bei Minusgraden der Star auf dem Feld

Fleissig werden an die Genossenschaftsmitglieder auch in diesen Tagen Gemüsetaschen mit leckerem Inhalt verteilt. Bei den unbekannteren Gemüsesorten hilft ein mitgeliefertes Rezept gegen Ratlosigkeit.

Julia Wartmann
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Die Gärtnerinnen und Gärtner von Ortoloco ernten auf ihrem Feld noch kurz vor dem Schneefall feinen Nüsslisalat.

Die Gärtnerinnen und Gärtner von Ortoloco ernten auf ihrem Feld noch kurz vor dem Schneefall feinen Nüsslisalat.

Julia Wartmann

Nüsslisalat, Rosenkohl, Palmkohl und Zuckerhutsalat werden alle Teil der üppigen Weihnachts-Gemüse-Tasche von Ortoloco. Die Mitglieder können sie noch diese Woche in ihren jeweiligen Depots abholen. Diese befinden sich an verschiedenen Stellen in Dietikon und der Stadt Zürich. Die Taschen werden das ganze Jahr hindurch von den Genossenschaftsmitgliedern mit frisch geerntetem saisonalen Gemüse gefüllt und jeweils dienstags und donnerstags in die Depots gebracht.

In der Tasche befindet sich ausserdem ein Beipackzettel, auf dem unter anderem steht, was die Empfänger genau vor sich haben. Bei wenig bekannten Gemüsesorten fügen sie auch Rezeptvorschläge an, wie zum Beispiel für die japanischen Senfblätter Mizuna. «Die vitaminreichen Blätter schmecken hervorragend als Salat oder gedünstet zu Pasta», sagt Seraina Sprecher, Gärtnerin bei Ortoloco.

Nüsslisalat vom Freiland ist im Winter der Star. Er sei eine echte Delikatesse und nicht mit demjenigen aus dem Gewächshaus zu vergleichen: «Die Blätter sind viel dicker und herzhafter. Er wird nicht gleich ‹pampig›, wenn man die Salatsauce dazugibt.» Überhaupt ist der Salat ziemlich robust. Dank seinem natürlichen Frostschutzmittel überlebt er einige Minusgrade.

Auch wenn er einfriert, kann man ihn, nachdem er wieder aufgetaut ist, problemlos ernten, erklärt Sprecher. Im Gegensatz zu Gemüsen ohne Frostschutz verfault er nicht nach dem Auftauen. Rosen- und Federkohl werden durch den Frost sogar erst richtig süss und zart. Er wandelt die Stärke im Kohl nämlich in Zucker um.

Vorausdenken ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der drei Gärtner und Gärtnerinnen, die je in einem 50-Prozent-Jahrespensum von der Genossenschaft angestellt sind. Wenn zum Beispiel Minustemperaturen erwartet werden, kann man zu erntendes Gemüse mit einem Vlies bedecken. Auf diese Weise frieren der Boden und das Gemüse nicht ein und es kann trotzdem geerntet werden. «Denn niemals darf Gemüse im gefrorenen Zustand geerntet werden.

Bei der Berührung durch den Gärtner würden die Zellen verletzt und faulen nach dem Auftauen», sagt Sprecher. Dank der Methode mit dem Vlies haben sie trotz Frost schon einmal Nüsslisalat geerntet. Dieses Jahr war dies bis jetzt nicht nötig, da die Temperatur nachts erst seit letzter Woche unter den Nullpunkt gefallen ist.

Denjenigen, die auch im Winter eigenes Gemüse vom Balkon ernten möchten, empfiehlt sie Peterli, Spinat oder Nüsslisalat. Gesät werden sollten diese am besten im frühen Herbst oder späten Winter. Auch Rosenkohl sei grundsätzlich möglich, dazu brauche man aber einen grossen Topf und gute Erde.

Die Gemüse-Abo-Taschen werden im Winter zusätzlich mit Beständen aus dem eigenen Lager ergänzt. Darunter fallen Kartoffeln, Randen, Pastinaken und Kürbis. Obwohl der Kürbis kein typisches Lagergemüse sei, da er bei ungefähr 15 Grad und nicht wie das andere Gemüse bei 1 bis 3 Grad aufbewahrt werden muss.

Von Januar bis März werden die Taschen nur noch alle zwei Wochen verteilt. Die Idee dahinter: Was im Lager nicht schlecht wird, hält auch zu Hause länger an. Ausserdem halbiert sich so der Verteilaufwand. Lagergemüse wie Sellerie, Rüebli und Weisschabis werden beim Brüederhof in Dällikon bezogen, da die eigenen Vorräte bis dahin jeweils aufgebraucht sind.

In der Weihnachts-Edition der Tasche befinden sich dieses Jahr auch noch Beeren-Konfitüre, eingemachte Zucchetti und Kräutersalz. Zubereitet von den Arbeitsgruppen, die sich aus engagierten Mitgliedern zusammensetzen. Sogar ein Ortoloco-Kochbuch sei in Planung, erzählt Ursina Eichenberger, Mitinitiantin der Genossenschaft.

Ein erster Prototyp des künstlerisch gestalteten Kochbuchs mit Rezepten für jegliches Gemüse soll die bisher ungewisse Finanzierung ins Rollen bringen. Gute Neuigkeiten gibt es für Abo-Interessierte: freie Plätze werden für das nächste Jahr frei. Ab sofort darf man sich bewerben.