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Region (LiZ)
Limmattal
Während die Kantonspolizei weiter zu den Länggenbach-Verschmutzungen ermittelt, erklären die Gewässerschützer des Kantons, warum man sich ums Trinkwasser keine Sorgen machen muss. Aber um die Natur – denn die Anzahl Gewässerverschmutzungen nimmt zu.
Montagabend, kurz vor 18 Uhr: Im Länggenbach in der Weininger Fahrweid saugen sich illegal entsorgte Brotlaibe mit Wasser voll. Forellenmäuler, die sich daran gütlich mampfen könnten, hat es im Bach seit Ende Juni aber keine mehr. Damals gelangte erstmals diesen Sommer eine giftige Substanz in den Bach. Zu spät wurde es bemerkt, als dass die Substanz noch ausfindig hätte gemacht werden können.
Die Ermittlungen der Kantonspolizei zur zweiten Gift-Katastrophe, entdeckt am 6. Juli, laufen weiterhin. Damals sind alle Edelkrebse – die sowieso gefährdet sind – im Bach verendet. Auch die dritte Verschmutzung, entdeckt am 20. Juli, bereitet den Behörden noch Arbeit. «Die Erstbeurteilung vor Ort hatte ergeben, dass es sich bei der Trübung um einen Eintrag durch die starken Regenfälle handelte», sagt nun auf Anfrage das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel), dessen Pikettdienst damals zusammen mit der Kantonspolizei Wasserproben aus dem Bach nahm. Die Proben werden derzeit auf allfällig enthaltene Pestizide untersucht. Die Resultate liegen noch nicht vor.
Klar ist einzig: Es waren Katastrophen für die Umwelt. Und die Menschen? Bei der Limmattaler Zeitung hat sich jemand aus der Fahrweid gemeldet, der just dann unter Nierenschmerzen litt, als der Länggenbach verschmutzt war. Das Awel nimmt Stellung: Grundsätzlich sei es zwar möglich, dass Verunreinigungen vom Länggenbach ins Grundwasser – und in die Trinkwasserleitungen – gelangen können. Allerdings sei dies sehr unwahrscheinlich, da die Bachsohle in einer schlecht durchlässigen Bodenschicht liegt. Und weiter: «Das Grundwasser befindet sich mindestens zehn Meter unter der Terrainoberfläche.»
Hinzu kommt, dass unterhalb oder entlang des Länggenbachs in Weiningen und Geroldswil zwar mehrere Grundwassernutzungen bestehen – aber keine davon fürs Trinkwasser. Stattdessen: Wärmepumpen, Anlagen zur landwirtschaftlichen Bewässerung und Brauchwasseranlagen. Die Trinkwasserpumpen für Geroldswil und Weiningen befinden sich hingegen im Gebiet Schanze der Unterengstringer Golfanlage und im Gebiet Schönenwerd in Dietikon. Aus diesen Anlagen, aus denen zusammen 11 200 Liter Wasser pro Minute entnommen werden dürfen, werden unter anderen Geroldswil und Weiningen versorgt. Hinzu kommen Quellen in Weiningen und Oetwil. So wird klar, warum das Awel sagt, dass sich die Bevölkerung keine Sorgen ums Trinkwasser machen muss.
Sorgen um die Natur sind dagegen berechtigt: Die Anzahl Gewässer- und Bodenverschmutzungen, wegen der der Gewässerschutz-Pikettdienst des Awels ausrücken muss, nahm zuletzt zu, von 194 im Jahr 2015 auf 221 im Jahr 2016. Und langfristig? «Der Pikettdienst wird durchschnittlich 200 mal pro Jahr aufgeboten. Seit Beginn der Erfassung vor 20 Jahren ist aus unserer Sicht eine leicht steigende Tendenz feststellbar», sagt das Awel.
Nachdem der Einsatz beim Länggenbach bekannt wurde, machten sich Naturschützer in Leserbriefen für eine Renaturierung respektive mehr Raum für das Gewässer stark. «Sicher sinnvoll», sagt das Awel zu dieser Idee. Denn durch die Vernetzung mit dem Uferbereich werde der Lebensraum aufgewertet und die Biodiversität gefördert. «Als Folge kann im Normalfall auch eine Verbesserung der Wasserqualität erreicht werden», sagt das Awel. Allerdings werde auch ein renaturiertes Gewässer bei Schadenfällen mit gefährlichen Stoffen stark beeinträchtigt beziehungsweise überfordert, sodass es auch dann zu Fisch- oder Krebssterben kommen kann.
Am wichtigsten ist, Verschmutzungen zu verhindern. Wie schon 50 andere Gemeinden zuvor kämpft nun Embrach mit Metall für dieses Ziel. Bei 500 Wasserschächten, deren Wasser direkt in die Gewässer läuft (Meteorwasserschächte genannt), bringen die Gemeindearbeiter runde Aluminium-Plaketten an. «Kein Schmutzwasser ins Gewässer» steht auf den Plaketten, dazu ein rot durchgestrichner Eimer, aus dem Flüssigkeit in ein Gewässer gekippt wird.
Kostenpunkt: 5000 Franken, berichtete der «Zürcher Unterländer». Bis Herbst sollen alle Plaketten montiert sein, verkauft werden sie vom Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA). Eine solche Plakette kann Personen davon abhalten, schädliche Substanzen in den Schacht und damit in die Umwelt zu kippen.