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Region (LiZ)
Limmattal
Der junge kroatische Pianist Ivan Horvatic spielte sich an seinem Konzert in den Reppischhallen trotz Krankheit mühelos durch sein Repertoire.
Ivan Horvatic spielt normalerweise nicht mit dem Notenblatt vor dem Gesicht, doch heute wollte er auf Nummer sicher gehen. «Ich hatte eine Sehnenentzündung und danach war ich erkältet, deshalb konnte ich zweieinhalb Wochen eigentlich gar nicht üben.» Mit genug Adrenalin im Körper konnte er das Konzert in den Reppischhallen am Samstagabend dann doch gut bestreiten. Obwohl er rund 70 Prozent des Repertoires auswendig spielte, hatte er zur moralischen Unterstützung eine Kollegin mit dabei. Sie sass während des ganzen Konzerts links neben ihm und hatte ein Auge auf die Noten.
Der kroatische Musiker begann erst mit zehn Jahren, ernsthaft Klavier zu spielen. Für Kinder, die später Profi-Musiker werden wollen, eigentlich zu spät. Doch ohne Druck von seinen Eltern konnte er sich mit der Wahl eines Instrumentes Zeit lassen. «Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind einmal ein Klavier bei Freunden der Familie entdeckt und da ein paar Sachen ausprobiert habe. Aber bis ich zehn war, habe ich mich nicht definitiv entschieden.» Als er sich dann für die Musikschule in Zagreb anmeldete, hatte sein Lehrer schon etwas Bedenken. Für «etwas Grosses» sei es wahrscheinlich etwas spät. Trotzdem sei er willig, es zu probieren. «Ich war dann ganz fleissig», sagt Horvatic und lacht.
Dann ging es schnell: Bereits mit 16 Jahren wurde er an der Musikhochschule in Zagreb aufgenommen. Mit 20 hatte er seinen ersten Master in der Tasche. «Da habe ich mich gefragt: Was mache ich jetzt noch?», erinnert sich der heute 26-Jährige. Er entschied sich, im Ausland weiterzustudieren, und schaute sich verschiedene Schulen an. Infrage gekommen wären Länder wie Österreich, Deutschland oder Grossbritannien, aber der Pianist hat Familie in der Schweiz und wusste, dass er hier wohnen konnte. Ausserdem traf er an der Zürcher Hochschule der Künste auf seinen zukünftigen Hauptfachlehrer Karl-Andreas Kolly. «Als ich ihn kennen lernte, war für mich klar, dass ich bei ihm studieren möchte.» Obwohl er in Kroatien ein Jahr Deutschunterricht hatte, sprach er kaum Deutsch, als er in der Schweiz ankam. Er sei aber gut in Sprachen und hatte die deutsche Grammatik schnell im Griff. Mittlerweile versteht er auch Schweizerdeutsch problemlos.
Seinen Konzertabend in den Reppischhallen teilte Horvatic sich sozusagen mit der Künstlerin Magdolna Keel, deren Bilder im Foyer hängen. Dem Veranstalter, dem Verein Kreis 13, ist es nämlich ein Anliegen, grössere Veranstaltungen nach Dietikon zu bringen. Und in diesem Fall eine Kunst-Ausstellung mit einem Klavierkonzert zu verbinden. Das Repertoire dieses Abends beinhaltete Stücke von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Bach-Busconi und Franz Schubert, die Ivan Horvatic trotz Krankheit virtuos und zur grossen Begeisterung des Publikums vortrug.