Die Geroldswilerin Johanna Ramaj hat Köchin gelernt und arbeitet als Servicekraft in der «Linde» Weiningen. Vor zehn Jahren liess sie sich zusätzlich zur integrativen Kinesiologin ausbilden – sie möchte ihre Praxis zu ihrem Haupterwerb machen.
«Wenn im Körper ein Ungleichgewicht herrscht, gleiche ich es aus», fasst Johanna Ramaj die Kinesiologie kurz zusammen. Die 51-Jährige sitzt in ihrer Praxis Gedankenfluss in Geroldswil und zeigt verschiedene Skizzen, um ihre Methode besser zu erklären.
Kinesiologie geht davon aus, dass jeder Mensch unterbewusst den Grund für seine Probleme kennt – von körperlichen Schmerzen bis zu Prüfungsangst oder Depressionen – und dass man auf dieses Wissen über die Reaktionen der Muskeln zugreifen kann. Weiter beruht die Methode auf dem Zusammenhang zwischen Körper und Geist.
Bei der Behandlung werden bestimmte Muskeln und Körperstellen gedrückt und berührt, um den Geist, und auch den Körper, zu heilen. So sei etwa der Magen für Nervosität und Unsicherheit verantwortlich, erklärt Ramaj. Innere Nervosität könne zu chronischen Magenschmerzen führen und beides werde in der Region des Magens behandelt.
Dann gibt es noch weitere Therapietechniken, zum Beispiel die Farbbalance, bei der man durch die Reaktion der Muskeln auf verschiedene Farben das Problem isolieren und sich dieses somit auflösen soll. Ramaj wählt für jeden Klienten individuell die passende Technik.
Gegenüber alternativer Medizin war die Geroldswilerin nie skeptisch eingestellt. Sie habe schon immer eher Naturheilmittel herkömmlichen Medikamenten vorgezogen. Mit der Kinesiologie kam sie dann schliesslich vor 20 Jahren durch ihren Sohn in Kontakt: «Er war unglaublich schüchtern. In der Kita sprach er mit niemandem, nicht einmal mit der Leiterin», erzählt Ramaj. Die Kitaleiterin empfahl der Familie eine Kinesiologin.
«Nach ein paar Sitzungen sprach er mit der Leiterin, dann nach und nach mit den anderen Kindern.»
Sie und der Rest der Familie hätten dann auch alle die Kinesiologin aufgesucht und seien vom Effekt und den Erkenntnissen beeindruckt gewesen.
Ramaj sagt, sie habe zum Beispiel ein Problem mit ihrem früheren Chef lösen können. Immer wenn er mit ihr unzufrieden gewesen sei, hätte sie gar nichts mehr sagen können. «Bei der Kinesiologin merkte ich, dass es mit meinem Vater zusammenhängen könnte. Er war sehr streng und ich widersprach ihm als Kind nie», sagt sie.
Durch die Kinesiologie haben sie loslassen und ihrem Chef dann entspannt gegenübertreten können.
«Es fasziniert mich, was man mit der Kinesiologie alles entdeckt. Dinge, die man schon lange vergessen hat.» Diese Faszination brachte Ramaj schliesslich dazu, selbst die Ausbildung zur Kinesiologin zu machen.
Nach der Ausbildung eröffnete sie bei sich zu Hause in Geroldswil die Kinesiologiepraxis Gedankenfluss. Nun arbeitet sie zu 50 Prozent als Kellnerin in der «Linde» in Weiningen und zu 50 Prozent als Kinesiologin.
Ihr Ziel ist es, ganz von der Praxis leben zu können. Die Kinesiologie ist ihre Leidenschaft und sie ist stärker davon überzeugt als von vielen Medikamenten und von herkömmlicher Gesprächstherapie.
«Natürlich suchen Menschen, die eher skeptisch gegenüber der Alternativmedizin sind, diese Behandlungsmethode gar nicht erst. Man kann dadurch schwer sagen, ob es auch ihnen helfen würde», sagt sie.
«Aber immer wenn jemand über eine längere Zeit vorbeigekommen ist, fühlte sie oder er sich schliesslich besser. Und man kann stets weiter an sich arbeiten.»
Dies tut auch Ramaj selbst. Sie geht immer wieder zur Kinesiologin – sowie auch ihr Sohn. Dieser hat nun als Erwachsener kein Problem mehr damit, mit Leuten zu sprechen, und ist hobbymässig als Streetfotograf in Zürich unterwegs, wo er spontan Leute für Fotoshootings anspricht.