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Im Interview erzählt Margrit Gähwiler, warum sie bei Notfällen einen kühlen Kopf bewahrt. Die 80-jährige engagierte sich nicht nur für den Oetwiler Fahrdienst, sondern auch im Frauen- und Samariterverein.
Mehr als 50 Jahre lang hat sich Margrit Gähwiler der gemeinnützigen Arbeit verschrieben. Sie präsidierte den Frauenverein Oetwil und den Samariterverein in Oetwil, im Limmattal und im Kanton Zürich. Besonders geprägt hat Gähwiler den Oetwiler Fahrdienst, um den sie sich seit der Gründung der Kommission für Autofahrdienste im Jahr 1990 kümmerte.
Zwei Jahre lang fuhr sie Senioren und Personen mit Einschränkungen zu Arztterminen, zur Therapie oder in die Apotheke, bis sie sich als Präsidentin ausschliesslich der Administration widmete.
Im April trat die 80-Jährige altershalber zurück und vertraute Gaby Winiger die Aufgabe an. Ihr langjähriges Engagement wurde von der Leserschaft der Limmattaler Zeitung gewürdigt. Mit 86 Stimmen wurde die Seniorin zur Limmattalerin des Jahres gewählt.
Margrit Gähwiler: Wenn man so ein grosses Dankeschön erhält, ist man natürlich überrascht. Vor allem, weil ich mein Engagement immer als etwas Selbstverständliches angesehen habe. Ich habe geholfen, wo es nötig war. Als Mutter Teresa sehe ich mich deshalb aber nicht.
Mit meinem Mann, meiner Tochter und einem meiner Enkel habe ich noch am selben Abend mit einer Flasche Wein auf meine Wahl angestossen. Sie sagten mir, dass ich nun endlich die Anerkennung erhalte, die ich verdient hätte.
Zudem habe ich zahlreiche Telefonanrufe, Briefe und Karten von Bekannten bekommen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Es meldeten sich aber auch Personen, die ich nicht kenne. So etwa gratulierte mir alt Kantonsratspräsidentin Brigitta Johner aus Urdorf.
Es gibt im Alltag viele Menschen, die mich beeindrucken. Zum Beispiel medizinisches Personal im Spital. Ansonsten finde ich Leute toll, die offen, ehrlich, tatkräftig und bodenständig sind.
Nein, überhaupt nicht. Ich wusste ja, dass es bald einmal so weit sein wird. Ich konnte mich darauf vorbereiten. Zudem bin ich überglücklich, dass Gaby Winiger meine Nachfolge angetreten hat. Seit der Gründung der Kommission war sie als Fahrerin im Einsatz. Ich weiss nicht warum, aber schon damals sagte ich mir, die wird einmal Präsidentin.
Ja, das stimmt. Ich habe eigentlich gedacht, dass es 2017 das letzte Mal sein wird. Doch, weil ich nun zur Limmattalerin des Jahres gewählt wurde, wollte ich mich nochmals bei ihnen bedanken. Schliesslich wäre der Fahrdienst ohne sie nicht möglich. Grosser Dank gebührt aber auch der Gemeinde. Ihr untersteht der Fahrdienst. Sie übernimmt die Versicherung, anfallende Kosten für die Autos und die Entschädigung für die Fahrerinnen und Fahrer.
Ja. Ich fahre zwar noch selbst Auto. Als ich mir aber vor ein paar Monaten das Handgelenk gebrochen habe und mein Mann keine Zeit hatte, mich zu fahren, war ich mit dem Fahrdienst unterwegs. Vor 28 Jahren hätte ich nicht damit gerechnet, dass ich einmal selbst davon profitieren würde.
Dass er lange besteht und dass sich wieder Leute in Oetwil finden, die mitmachen.
Das ist zu befürchten. Ich beobachte diese Entwicklung seit längerem mit Besorgnis. Die Bereitschaft zu helfen, hat stark abgenommen. Und nicht nur das. Viele Leute sehen auch nicht, wo es Hilfe braucht. Die Welt ist egoistischer geworden. Es ist wichtig, dass der Fahrdienst auf sich aufmerksam macht. Ich habe das durch die Berichte, die vierteljährlich im Oetwiler Gemeindeblatt erschienen sind, versucht.
Ich glaube, entweder man hat eine oder nicht. Der entscheidende Auslöser war für mich jedoch der frühe Verlust meines Sohnes durch einen Verkehrsunfall. Beeindruckt von einem Helfer, der mit seinem Samariterkoffer erste Hilfe leisten wollte, fasste ich den Entschluss, es ihm gleichzutun. Auch wenn er meinem Kind leider nicht helfen konnte, inspirierte mich dieser Mann. Ich wollte lernen, andere Menschen zu retten.
Eigentlich sehr gelassen. Wo andere den Kopf verlieren, da bewahre ich Ruhe. Gelassenheit war schon als Kind eine Stärke von mir. Meine Grossmutter und meine Mutter sagten mir immer: «Kind, ich möchte deine Gelassenheit haben.» Warum dem so ist, weiss ich nicht. Es könnte damit zu tun haben, dass ich in Düsseldorf als Kriegskind aufgewachsen bin.
Wenn man immer wieder im Luftschutzkeller sitzt und um sein Leben fürchten muss, lernt man gelassen zu sein. Ich habe auch nicht lange überlegt, sondern einfach gemacht. Es gab mir Zufriedenheit, für Menschen da zu sein, denen es nicht gut geht.
Ich wünsche mir Gesundheit für meine Familie und mich. Helfen kann man andern nur, wenn es einem selber gut geht.