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Ein junger Wahlkampfleiter rührt die Werbetrommel für den Kandidaten - mit unkonventionellen Methoden.
Wahlkampf findet schon lange nicht mehr nur auf Plakaten, Flugblättern und an Stand-Aktionen an zentralen Plätzen statt. Internetseiten, Facebook-Profile und Twitter-Posts zählen ebenso dazu. Einer der Kandidaten für die Wahl ins Statthalteramt des Bezirks Dietikon geht nun aber einen Schritt weiter. Adrian Leimgrübler (FDP) hat seine Wahlkampf-Präsenz in den Online-Medien in die Hände eines Schlieremers gelegt, der für ihn die gesamte Klaviatur im Netz rauf- und runterspielen möchte.
Die ungewöhnliche Wahlkampf-Liaison zwischen dem 56 Jahre alten Kandidaten und dem 24-jährigen Inhaber eines IT-Beratungsunternehmens und Musikers aus Schlieren begann durch einen Zufall. Der Mann ist seit letzten November Mieter einer Wohnung, die Leimgrüblers Mutter gehört. Der junge Mann überzeugte Leimgrübler von seinen unkonventionellen Ideen und fungiert seither als «Wahlkampfleiter New Media». Leimgrübler selbst versteht nicht viel von der schönen, neuen IT-Welt, wie er offen zugibt. Gestern räumte er ein, dass er noch gar nicht genau auf der Facebook-Seite geschaut habe, was der Schlieremer gepostet hat. «Das ist nicht meine Welt. Trotzdem entscheide ich, was online geht. Ich gebe das nicht aus der Hand.»
Der Wahlkampfleiter will mit einem bunten Strauss von New-Media-Ideen die Wähler von den Statthalter-Qualitäten seines Auftraggebers überzeugen. Leimgrübler, der frühere Amtsinhaber, wurde im Dezember 2015 von der Justizdirektion fristlos entlassen. Ihm werden diverse Amtsvergehen zur Last gelegt. Ein Urteil steht noch aus. Die To-do-Liste der Wahlkampf-Aktionen, die der Wahlkampfleiter in den verbleibenden 24 Tagen bis zur Wahl am 12. Februar für Leimgrübler abarbeiten möchte, ist lang und schillernd:
Sieben von diesen aus der Hand heraus mit dem Mobiltelefon gedrehten Vlogs waren bis gestern eingestellt. Die meisten zeigen den Wahlkampfleiter und ein paar Mitstreiter beim Aufstellen von Wahlplakaten für Leimgrübler. «Hallo Facebook, hallo world» begrüsst der Wahlkampfleiter seine Zuschauer; man möge «teilen, teilen, teilen», liken und markieren. In einem Vlog erklärt er, wie der Wahlzettel richtig ausgefüllt wird. Auch Leimgrübler selbst taucht in einem Video beim Plakatekleben in Urdorf auf. «Ich bin hier mit einer Super-Truppe», sagt er. Der Wahlkampf sei stressig, aber wenn man solche Leute an der Seite habe, die einen unterstützten, dann sei das «genial und geil». Als der Wahlkampfleiter Leimgrübler zu einem Schlusswort auffordert und diesem nichts einfällt, übernimmt der Wahlkampfleiter selbst. «Das Schlusswort ist ‹Von der Region, für die Region.›»
Des Wahlkampfleiters andere Ideen harren indes noch einer Verwirklichung. Er versicherte aber gestern, dass alles in dieser Woche online geht. «Wir wollen nicht so langweilig sein, wie die Konkurrenz, wir machen einzigartige Dinge, die auch die Jungen ansprechen», begeistert sich der Wahlkampfleiter für seine Arbeit. Zu Beginn seines Engagements für Adrian Leimgrübler trat der Wahlkampfleiter noch als Mitglied der Jungfreisinnigen Limmattal auf. Seine Partei hat sich recht schnell von ihm distanziert und betont, dass sie Simon Hofmann, den Kandidaten aller Bezirksparteien, unterstützt. Der Wahlkampfleiter meint, dass man seitens des Vorstandes unfair mit ihm umgegangen sei und kündigte für heute ein Statement-Video als Replik in eigener Sache an. Leimgrübler indes steht zu seinem ungestümen Wahlkampfmanager: «Er ist ein junges und innovatives Mitglied der Jungen FDP. Ich schätze seine Kreativität und stehe hinter seinen Ideen. Als er sie mir präsentiert hat, fand ich sie echt amüsant.»
Die Limmattaler Zeitung hat auf der Strasse nachgefragt: Interessieren Sie sich für den Wahlkampf um das Statthalteramt?