Die 39-jährige Profi-Triathletin verpasst am 54. Neujahrslauf ihren eigenen Streckenrekord über 12,1 Kilometer klar. Dennoch ist sie die grosse Figur beim ersten Event des Züri-Lauf-Cups 2022. Total 768 rennen bei der Stadthalle um die Wette.
Wenige Minuten vor dem Start zum 12,1-Kilometer-Hauptlauf: Männer und Frauen wärmen sich auf, dehnen ein letztes Mal die Sehnen und Muskeln, bevor der Startschuss ertönt. Auffällig: Es hat auf dem Gelände vor der Dietiker Stadthalle viel mehr Platz als in früheren Jahren, man tritt nicht alle paar Meter jemandem auf die Füsse wie noch in Vor-Corona-Zeiten. Und es ist vor allem viel ruhiger. Keine Schulklassen, die ihre Gspänli beim Rennen anfeuern, keine Horden von Kindern, die sich lautstark vor dem Start pushen. Einzig die Lautsprecherdurchsagen sind laut und deutlich zu hören. Primus Greile, OK-Präsident des Neujahrslaufs, blickt sich zufrieden um und meint mit einem Lächeln:
«Wir haben in den letzten Tagen natürlich schon gezittert wegen der Coronalage. Wir wollten den Neujahrslauf nach einem Jahr Unterbruch unbedingt durchführen. Das ist uns gelungen, und jetzt freuen wir uns darüber, dass wir das geschafft haben.»
Dass am vergangenen Samstag trotz guter Bedingungen merklich weniger Laufbegeisterte mitrennen würden als in früheren Jahren, war Greile von vornherein klar gewesen. Denn die 2G-Regel sorgte dafür, dass nur Genesene oder Geimpfte mit einem gültigen Zertifikat auf das Gelände gelassen wurden. Greile: «Wichtig war für uns als Organisator, wie auch für alle Läuferinnen und Läufer, einzig, dass der Züri-Lauf-Cup 2022 mit dem Lauf in Dietikon programmgemäss gestartet werden konnte. Aufgrund der aktuellen Lage halt ohne Rahmenprogramm.» Kein Firlefanz, kein Behörden-Apéro, keine Hüpfburg für die Kleinen – diesmal stand der Sport im Vordergrund.
Vor zwei Jahren, beim bislang letzten Neujahrslauf, tauchte sie plötzlich bei der Stadthalle auf, schrieb sich quasi in letzter Minute ein und gewann den 12,1-Kilometer-Hauptlauf der Frauen mit einem neuen Streckenrekord. Diesmal plante Triathlon-Olympiasiegerin Nicola Spirig ihren Start im Limmattal von langer Hand. «Vor zwei Jahren hat es mir sehr gut gefallen, hier zu rennen. Darum habe ich mich frühzeitig entschieden, wieder teilzunehmen», gab sie nach dem Zieleinlauf gut gelaunt zu Protokoll. Obwohl sie auch diesmal alle stehen liess, reichte es nicht zu einem neuen Streckenrekord, ihre 2020er-Siegerzeit von 41 Minuten und 58,7 Sekunden verpasste sie um eine Minute und 40 Sekunden.
Bevor sich die dreifache Mutter wieder ihrer Familie widmete und sich danach nach Hause ins Züricher Unterland chauffieren liess, verriet Spirig der Limmattaler Zeitung exklusiv ihr Dietiker Erfolgsgeheimnis: Es ist eine etwas spezielle Aufwärm-Taktik. «Vor zwei Jahren bin ich mit dem Velo von Bachenbülach hierhergefahren, diesmal bin ich die 20 Kilometer gerannt.»
Hinter der grossen Favoritin Spirig klassierte sich Livia Wespe aus Schmerikon mit 37 Sekunden Rückstand auf Rang zwei. Die 19-jährige Nachwuchs-Triathletin ist eine der grossen Schweizer Zukunftshoffnungen und macht auch auf den verschiedenen Laufstrecken eine gute Figur. So klassierte sie sich an der Cross-EM des letzten Jahres in Dublin über vier Kilometer in den Top Ten.
Bei den Männern fehlte der Dominator des Jahres 2020, der Profi-Triathlet Max Studer aus Kestenholz. Dieser pulverisierte vor zwei Jahren den 16-jährigen Streckenrekord auf 36 Minuten und 20,0 Sekunden. Heuer gewann Christian Mathys aus dem solothurnischen Biberist. Der 34-Jährige legte die 12,1 Kilometer in einer Zeit von 38 Minuten und 37,9 Sekunden zurück.
Mit dem Auftakt in Dietikon ist die diesjährige, elf Anlässe umfassende Laufserie Züri-Lauf-Cup gestartet worden. Weiter geht’s am Samstag, 5. März, mit dem Laufsporttag Winterthur. Den Abschluss macht der Pfäffikersee-Lauf am 25. September.
54. Dietiker Neujahrslauf 2022
Alle Infos: www.zuerilaufcup.ch
Wer in diesen Zeiten eine Grossveranstaltung durchführt, muss flexibel sein. So auch das Organisationskomitee Dietiker Neujahrslauf, welches in Zusammenarbeit mit dem Leichtathletik-Club Regensdorf und rund 80 Helferinnen und Helfern auch die diesjährige Ausgabe auf die Beine stellte. Statt wie früher rund 1500 Laufbegeisterte, waren diesmal – in erster Linie wegen der 2G-Regel – lediglich knapp 800 am Start. Wegen Corona brach man auch mit einer lieb gewordenen Tradition: den stimmungsvollen Siegerehrungen. Die Schnellsten jedes Laufs wurden kurz und knapp jeweils gleich nach dem Zieleinlauf geehrt. «Das war natürlich nicht so lässig für alle», sagt OK-Chef Primus Greile. Aber eben nicht anders machbar. (rubu.)