Oberengstringen
Kündigung AOZ-Mandat: «Ein Vergleich der Kosten ist schwierig»

Nach der Kündigung ihres Mandats nimmt Thomas Kunz, Direktor Asylorganisation Zürich (AOZ), Stellung. Er sagt, die Kündigung folgte ohne Begründung.

Alex Rudolf
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Diese Woche wurde bekannt, dass Oberengstringen seine Verträge mit der Asylorganisation Zürich auflöst. Aru

Diese Woche wurde bekannt, dass Oberengstringen seine Verträge mit der Asylorganisation Zürich auflöst. Aru

Alex Rudolf

Herr Kunz, die Gemeinde Oberengstringen kündigt auf Ende Jahr die Leistungsvereinbarung mit der Asylorganisation Zürich (AOZ) und nimmt die Betreuung der Asylsuchenden nach gut acht Jahren wieder selber in die Hand. Wie beurteilen Sie diesen Schritt?

Thomas Kunz: Natürlich finde ich es schade, wenn wir einen Auftrag verlieren. Aber die Gemeinde ist selbstverständlich frei im Entscheid, die Leistungsvereinbarung zu kündigen und sich wieder selber um den Asylbereich zu kümmern.

Begründet wird diese Kündigung mit einer mangelnden Leistung der AOZ, was die Integration der Asylsuchenden betrifft.

Wir gehen mit der Gemeinde eine Leistungsvereinbarung ein, in der definiert ist, was wir zu welchem Preis erbringen. Wir können nur mit den uns zur Verfügung gestellten finanziellen Mitteln arbeiten.

«Wir arbeiten mit einer Vollkostenrechnung, in der sämtliche Dienstleistungen enthalten sind. Eine solche ist bei Gemeinden nur schwer möglich.» Thomas Kunz Direktor Asylorganisation Zürich (AOZ

«Wir arbeiten mit einer Vollkostenrechnung, in der sämtliche Dienstleistungen enthalten sind. Eine solche ist bei Gemeinden nur schwer möglich.» Thomas Kunz Direktor Asylorganisation Zürich (AOZ

Limmattaler Zeitung

Der Oberengstringer Sozialvorstand Kurt Leuch erwähnte einige Beispiele für diese schwache Leistung. Wie etwa, dass Asylsuchende nicht mit den sanitären Anlagen umgehen können. Dies wurde nie an Sie herangetragen?

Nein. Die Kündigung erfolgte ohne eine Begründung.

Hat die AOZ denn ein Kommunikationsproblem?

Ich denke nicht. Wir nehmen den Kontakt mit den Gemeinden auf, wenn wir das Gefühl haben, etwas besprechen zu müssen. Doch liegt dies auch im Ermessen der Gemeinde. Die einen sind froh, können sie den Asylbereich auslagern und haben wenig damit zu tun, die anderen suchen den Kontakt mit uns.

Ein weiterer Kritikpunkt aus Oberengstringen ist die Fallübergabe. So sei bei einer Statusänderung eines Asylsuchenden zu einem vorläufig Aufgenommenen – dann ist die kommunale Sozialabteilung für die Betreuung verantwortlich – sehr mühsam. Stören sich auch andere Gemeinden an der Handhabung?

Meines Wissens nicht. Aber Tatsache ist, es gibt verschiedene Fallführungssysteme und es ist nur selten der Fall, dass wir das gleiche wie die Gemeinde haben. So müssen die Daten in der Regel manuell übertragen werden. Das ist in der Tat administrativ aufwendig.

Oberengstringen setzt sich hohe Ziele: So will die Gemeinde bessere Integration erreichen und dafür gleich viel Geld ausgeben wie die AOZ. Sind sie verunsichert, wenn Sie das hören?

In der Umsetzung wird sich dann zeigen, ob diese Ziele zu erreichen sind. Andere Gemeinden attestieren uns jedenfalls ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Wo orten Sie das grösste Fehlerpotenzial in den Berechnungen der Asylkosten von Oberengstringens?

Von aussen lässt sich nur sagen, dass es für eine Gemeinde schwierig ist, die Kosten von Leistungen, die In-House oder extern erbracht werden, zu vergleichen.

Warum?

Wir arbeiten mit einer Vollkostenrechnung, in der sämtliche Dienstleistungen enthalten sind. Eine solche ist bei Gemeinden nur schwer möglich, da dort auch viele Leistungen, die von Gemeindemitarbeitenden zusätzlich erbracht werden, beinhaltet sind. Beispielsweise haben wir einen Handwerker, der sich um Reparaturen an den verschiedenen Liegenschaften der AOZ kümmert. Die Gemeinde hat im Werkhof handwerkliche Angestellte, die solche Arbeiten erledigen können, jedoch möglicherweise nicht in der Kalkulation mitberücksichtigt sind.

Das wäre intransparent: Somit der gleiche Vorwurf, den die Gemeinde an die AOZ richtet und ihre Rechnungsführung als schwierig nachvollziehbar bezeichnet.

Nein, dies ist kein Vorwurf, sondern bloss eine Feststellung. Seitens AOZ geben wir uns Mühe, den Gemeinden die Informationen zu geben, die sie von uns erwarten. Bei Verständnisfragen stehen wir gerne zur Verfügung.