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Region (LiZ)
Limmattal
Das Dietiker Kulturhaus Gleis 21 verwandelte sich am Samstag in einen Secondhandladen. Schon vor der Türöffnung standen Leute Schlange.
Samstagmorgen um 10.30 Uhr traute Michael Minder, Geschäftsführer des Dietiker Kulturlokals Gleis 21, seinen Augen kaum: Gut eine halbe Stunde vor der Eröffnung hatte sich schon eine Schlange von Neugierigen vor dem Eingang gebildet. Jung und Alt schienen es kaum er-warten zu können, die liebevoll eingerichteten Räume für die nächsten paar Stunden nach Schätzen zu durchforsten.
Die einen interessierten sich für die gemütlich gepolsterten Sessel, die massiven Holztische und bunten Lampen, die anderen widmeten ihre Aufmerksamkeit den Ledertaschen, Schuhen, Bérets, geblümten Röcken, Kleidern und bunt gemusterten Blusen. Kinder konnten Spielzeug, Comics oder Dreiräder finden. Auch für diejenigen, die sich nach einem neuen Geschirr-Set oder Tee- oder Gewürzdosen im Retrostil sehnten, war gesorgt.
Die Idee, das Gleis 21 auf ungewisse Zeit zum Secondhandladen umzugestalten, ist gemäss Geschäftsführer Michael Minder einerseits coronabedingt aus der Not entstanden. «Andererseits fanden wir, dass endlich wieder etwas passieren muss im Lokal. Wir sind wirklich überrascht, wie viele Leute herkamen. Zwischendurch mussten einige gar warten, bis wieder ein Platz frei wurde», sagte er stolz. Seine kreative Lösung, die schwierige Zeit zu überwinden, scheint fürs Erste aufzugehen: «Ich denke, wir können mit unserem Service, dem Kontakt mit den Besucherinnen und Besuchern sowie mit dem Ambiente einiges anbieten.»
So stammten die meisten Gegenstände aus den 50er-, 60er- und 70er-Jahren. Hinter den Design-Klassikern stecke handwerkliche Arbeit und das habe seinen Preis. «Ich glaube, dass hier Personen glücklich werden, die etwas kaufen, das sie schon lange gesucht haben», sagte Minder, der früher in Brockenhäusern tätig war. Das einladend präsentierte, vielfältige Angebot spreche nicht nur Design-Begeisterte an, denn jeder könne etwas in unterschiedlichen Preissegmenten finden. Sein Tipp für einen erfüllenden Einkaufstag:
«Wichtig ist, ohne Erwartungen, aber mit offenem Blick zu kommen.»
«Ich habe eine Fleischschneidemaschine gesehen, aber jetzt ist sie schon weg! Der Schnellere ist halt der Geschwindere», sagte Lisa Roth, die aus dem ostschweizerischen Trogen extra hergereist war, um ihre Kollegen beim Secondhandverkauf zu unterstützen. Dabei wurde die Reise zum
Familienausflug, der mit einer Bluse, ein paar Büchern für die Kinder und einer Zitronenpressmaschine endete.
Verena Wyler aus Dietikon kam mit einem vollgepackten Koffer an. Die Waren darin schenkte sie dem Gleis 21, wo von nun an jeweils am Donnerstag und Freitag von 16 bis 21 Uhr sowie samstags zwischen 11 und 17Uhr alte Waren abgegeben oder gekauft werden können. «Kunst hat einen sehr lokalen Charakter. Man muss sich gut überlegen, welches der richtige Ort ist für bestimmte Ge-genstände», sagte die 65-Jäh-
rige. Sie habe deshalb unter anderem ein marokkanisches Feuergestell und einen Kerzenständer von Bruno Weber mitgebracht. «Ich bin positiv überrascht und werde gern wieder vorbeikommen.»