72 Jahre lang war der ZSC Hauptmieter im Hallenstadion. Nun sind die Eishockeyaner weg. Und die grösste Mehrzweckhalle der Schweiz wird umgebaut – in der Hoffnung auf bessere Zeiten nach der Pandemie.
Die ZSC Lions haben das Hallenstadion verlassen. Sie ziehen um in die Swiss Life Arena in Zürich-Altstetten, die sie mit Hilfe finanzstarker Sponsoren bauten, um Terminkollisionen mit anderen Hallenstadion-Events künftig zu vermeiden. Der Auszug des ZSC markiert für die grösste Mehrzweckhalle der Schweiz das Ende einer Ära und einen Neustart in schwierigen Zeiten.
Nun steht in der Sommerpause ein grosser Umbau bevor, wie Philipp Musshafen, Geschäftsführer der AG Hallenstadion, kürzlich in einer Medienmitteilung schrieb: «Wir verabschieden uns von unserem permanenten Eisfeld und giessen den Boden mit Beton auf.» Dies erleichtere den künftigen Betrieb. Bisher hätten für den Umbau vom Eishockey- zum Konzertlayout jeweils 150 Mannstunden eingeplant werden müssen.
Ganz ohne Eis geht es aber auch künftig im Hallenstadion nicht: Für grosse Eisshows wie Art on Ice oder ein Eiskunstlaufturnier kommt fortan jeweils ein temporäres Eisfeld zum Einsatz.
Für die AG Hallenstadion ist der Abgang des ZSC eine zwiespältige Angelegenheit: «Einerseits haben wir nun wieder mehr Freiheit in der Termingestaltung, insbesondere während der Playoff-Saison im März und im April. Andererseits verlieren wir einen wirtschaftlich wichtigen Ankermieter, der das Hallenstadion stark mitgeprägt hat», so Musshafen.
Besonders ins Gewicht fällt dies, nachdem die Coronapandemie den Betrieb im Hallenstadion in den letzten zwei Jahren jeweils über Monate zum Erliegen gebracht hatte.
In der Folge meldete die AG Hallenstadion kürzlich zum Abschluss des Geschäftsjahrs 2021: «Noch nie in der Geschichte des Hallenstadions gab es so ein schlechtes Geschäftsjahr.» Von 145 geplanten Veranstaltungen fanden nur 57 statt. Davon waren 42 Eishockeyspiele, wobei 22 als Geisterspiele ohne Publikum über die Bühne gingen.
Für die AG Hallenstadion resultierte 2021 ein Rekordverlust von 5,8 Millionen Franken. Bereits das Geschäftsjahr 2020 hatte mit einem Minus von 2,6 Millionen geendet, abgefedert durch eine Pandemieversicherung.
Härtefallgelder oder Ausgleichszahlungen aus dem Kulturbereich habe die AG Hallenstadion jedoch nicht in Anspruch nehmen können, heisst es weiter in der Medienmitteilung zum Geschäftsjahr 2021. Vor allem dank finanzieller Hilfe von Stadt und Kanton Zürich habe sich die AG Hallenstadion über Wasser halten können.
Schon 1950, als die Hallenstadion-Ära des Zürcher Schlittschuhclubs begann, spielten wirtschaftliche Gründe eine starke Rolle. Das 1939 eröffnete Hallenstadion war während des Zweiten Weltkriegs zunehmend in finanzielle Schieflage geraten. Da kam der ZSC als neuer Ankermieter gerade recht.
Zuvor hatte der 1930 gegründete Verein seine Heimstätte auf der Dolder-Eisbahn am Zürichberg gehabt. Der Abschied vom Dolder und zugleich der Meisterschaftsfinal gegen den HC Davos fand 1949 vor der Kulisse von 12'000 Zuschauerinnen und Zuschauern statt. Der ZSC gewann. Und nachdem er mit seinen Tausenden treuen Fans eingezogen war, schrieb das Hallenstadion 1951 erstmals schwarze Zahlen.