Aesch
Ihre Rockgruppe hat ein futuristisches Theater kreiert

Die Art-Rock-Band The Moonling spannte mit der Theatergruppe Teatro Orfeo zusammen – der Stadt Zürich war das Projekt jedoch zu wenig innovativ.

Bastian Heiniger
Drucken
Die beiden Aescher Martin Rüegg und Fabian Flückiger sind Teil der Band The Moonling. In Zürich feiert ihr Theater heute Premiere.

Die beiden Aescher Martin Rüegg und Fabian Flückiger sind Teil der Band The Moonling. In Zürich feiert ihr Theater heute Premiere.

Bastian Heiniger

Mächtige Grosskonzerne wollen Menschen durch künstliche Intelligenz ersetzen. Der Erfolg scheint ihnen sicher. Doch auf einmal lehnen sich zwei der menschlichen Roboter gegen die Konzerne auf. Dies ist nicht etwa das Szenario eines neuen Science-Fiction-Films, sondern die Grundlage für das musikalisches Theaterstück «Mensch made in», das heute im Zürcher Boulevard-Theater Premiere feiert.

Die Aescher Fabian Flückiger und Martin Rüegg sowie ihre Bandkollegen von der Art-Rock-Band The Moonling haben dafür mit der Theatergruppe Teatro Orfeo zusammengespannt. Gemeinsam erschufen sie innerhalb eines Jahres ein experimentelles Stück, das Schauspiel und Musik, Videokunst und Lichtshow vereinen soll.

Während die Musiker Songs komponierten, studierte die Theatergruppe das Stück ein. Einziges Bindeglied war der Frontsänger, der ebenfalls in der Theatergruppe spielt und das Stück auch geschrieben hat. Zusammen kamen die Band und die Theatergruppe erstmals bei der Hauptprobe. «Es hat mich überrascht, wie gut die Schauspieler waren», sagt Rüegg, der Bassist, und fügt an: «Wir sind dann schnell zu einer grossen Gruppe zusammengeschmolzen.» Doch einfach war der Weg bis zur Aufführung nicht.

Sie waren sich unbekannt

Es war eigentlich eine Bieridee: Fabian Flückiger, der Schlagzeuger, war an einem Samstagabend mit dem Sänger seiner Band unterwegs. In einer Bar im Zürcher Niederdorf stiessen sie auf die Theatergruppe – alles unbekannte Personen für Flückiger. Doch nach ein, zwei Runden war ihm klar: «Wir müssen zusammen etwas auf die Beine stellen.» Er habe das einfach so gesagt. Die Idee kam jedoch gut an. Auch bei den Bandkollegen. Sofort legten sie los: Während ihr Sänger am Theaterstück schrieb, lieferte er seiner Band jeweils Beschreibungen der einzelnen Szenen.

Im Bandraum in Aesch komponierten sie jeweils die passende Musik dazu. Je nach Stimmung einer Szene setzten sie mal auf ruhige, mal auf laute, mal auf romantische Klänge. Der Stil variiere irgendwo zwischen Jazz, Soul und Rock, sagt Flückiger. Das Ziel: Die Songs sollen mit dem Schauspiel verschmelzen, quasi live die Filmmusik liefern. Manche der Songs sind eigenständige Lieder, manche leiten von einer Szene zur nächsten über, manche untermalen das Geschehen auf der Bühne. Am schwierigsten sei es jedoch gewesen, die Musik so zu komponieren, dass sie zu der Zukunftswelt des Stücks passe, sagt Rüegg.

Keine Kulturförderung erhalten

Allein mit Komponieren und Schreiben war es indes nicht getan: Es stellte sich die Frage, wie sich das Theater überhaupt finanzieren lässt. Als erstes klopften sie bei der Stadt Zürich an. Vergebens. Die Kulturförderung habe das Projekt für zu wenig innovativ, zu wenig speziell befunden. «Wir verstanden die Welt nicht mehr», sagt Flückiger. Da schreibe man ein Stück, das in der Zukunft spiele, aktuelle Themen mit der griechischen Mythologie verbinde, ein Stück, das Musik, Theater und visuelle Effekte zusammenbringe, und am Ende wird es als zu wenig innovativ abgekanzelt. «Egal», sagten sie sich und setzten auf ihre Stärke: alles selber zu machen. Zuerst plünderten sie ihre Bandkasse, griffen aber auch privat in die Tasche. Weil mit Band und Schauspieler viele Personen auf der Bühne stehen, mussten sie einen grossen und deshalb auch teuren Raum mieten. Das Boulevard-Theater sei nun ideal, sagt Rüegg.

Für die Aufführung hat er eigens zwei Wochen Ferien genommen. In den letzten Tagen bauten sie die Bühne, Soundanlage und Beleuchtung auf. Einmal bis morgens um vier Uhr. Erholsam seien die Ferien zwar nicht, sagt Rüegg. Aber es lohne sich, wenn man am Ende das Ergebnis sehe, sich auf die Aufführung freuen könne.

«Eigentlich muss man verrückt sein, wenn man in seiner Freizeit ein derartiges Projekt stemmt», sagt Flückiger, der in einem Unternehmen für Veranstaltungstechnik arbeitet. Er habe für das Theaterstück sein Geschäft geplündert. Nur deshalb hätten sie nun überhaupt eine Bühne, Sound- und Lichtanlage. Ansonsten hätte das ihr Budget gesprengt. «Wenn wir am Ende bei null ankommen, sind wir zufrieden», sagt er. Dann könnten sie nächstes Jahr wieder ein ähnliches Projekt realisieren.

Die Aufführungen

Heute um 20 Uhr findet im Zürcher Boulevard Theater die Premiere des Musik-Theaters «Mensch made in» statt. Die Aufführung dauert zweieinhalb Stunden und Kostet 35 und ermässigt 25 Franken.

Weitere Spieldaten:
Samstag 25. 10; 20 Uhr
Donnerstag 30.10; 20 Uhr
Freitag 31. 10; 20 Uhr
Donnerstag 13.11; 20 Uhr
Freitag 14.11; 20 Uhr
Samstag 15.11; 20 Uhr