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Limmattal
Eineinhalb Jahre dauerte der Bau der Spanischbrötlibahn. Das Pionierwerk kostete einige Arbeiter das Leben.
Es war eine mühselige und gefährliche Arbeit. Besonders der Bau des Tunnels durch den Schlossberg in Baden. Doch am 14. April 1847 war es so weit. Der Durchstich war erfolgt. Das letzte Hindernis für eine Eisenbahnstrecke zwischen Zürich und Baden war aus dem Weg geräumt. Knapp vier Monate später konnte die erste Eisenbahnlinie auf Schweizer Boden eröffnet werden, nach eineinhalb Jahren Bauzeit.
Es waren Monate, die den Arbeitern enorme Anstrengungen und Entbehrungen abverlangten, wie Ernst Glättli und Heinz Frey im Badener Neujahrsblatt von 1992 darlegen. Bauherrin war die Nordbahngesellschaft. Ausgeführt wurden die Arbeiten von privaten Unternehmen. Das Anlegen des Trassees und das Verlegen der Gleise waren reine Handarbeit. Enorme Mengen an Erde mussten bewegt und mit Karren abtransportiert werden.
Das erforderte viel Personal. Bei den meisten Arbeitern handelte es sich um unqualifizierte Leute. Beim Baustart im April 1846 waren rund 500 Männer im Einsatz, einen Monat später schon über 1000. Wobei die Zahlen stark schwankten. Im Winter waren die Erdarbeiten wegen der Witterung eingeschränkt. Im Sommer verzögerten die Erntearbeiten den Bau, da sowohl Fuhrwerke als auch Arbeiter fehlten. Deshalb kamen Sträflinge des Zuchthauses Baden zum Einsatz.
Der grösste Teil der Bauarbeiter stammte aus den umliegenden Dörfern. Andere kamen aus der Nordostschweiz oder der Zentralschweiz. Auch Ausländer waren am Bau beteiligt. Die Hälfte kam aus Österreich, viele aus Süddeutschland, ein paar wenige aus Italien. Ihre Arbeitstage waren lang, 11 bis 12 Stunden. Gearbeitet wurde an sechs Tagen die Woche, hinzu kamen Sonntagseinsätze.
Letztere sorgten immer wieder für Ärger, vor allem rund um den Schlossbergtunnel. Immer wieder beschwerten sich Anwohner über den nächtlichen und sonntäglichen Lärm. Der Gemeinderat verbot deshalb das Sprengen zwischen 22 Uhr und 5 Uhr. Eingehalten wurde das Verbot selten.
Auch über ein Nein zu einer generellen Bewilligung, an Sonntagen arbeiten zu dürfen, sahen die Unternehmer grosszügig hinweg – dank des Pfarramtes. Dieses erteilte immer wieder Sonderbewilligungen. Erst als sich am Sonntag, dem 8. November 1846, beim Versuch, einen Felsblock zu sprengen, eine Pulverladung zu früh entzündete und drei Arbeiter ums Leben kamen, untersagte auch das Pfarramt die Sonntagsarbeit.
Der Bau der Bahnlinie dürfte sechs bis zehn Menschenleben gefordert haben. Hinzu kamen 30 Mittel- bis Schwerverletzte, oft wegen Erdeinstürzen. Auch Krankheiten infolge von Mangelernährung und schlechter Hygiene breiteten sich aus. Für eine verlorene Hand wurden 20 Franken Abfindung bezahlt, für schwere Beinverletzungen 15 Franken. Der Lohn der Arbeiter belief sich auf etwa acht Franken pro Woche.
Davon mussten die Verpflegung und die Unterkunft bezahlt werden. Letzteres galt vor allem für auswärtige Arbeiter. Zwischen ihnen und den Dorfbewohnern kam es öfters zu Spannungen. Etwa wenn betrunkene Bahnarbeiter die Nachtruhe störten. Dennoch wurde die Bahn fast in der vorgegebenen Zeit erstellt. An die Eröffnung wurden die Erbauer dennoch nicht eingeladen.